L-Mag

Der LesbenRing ist wieder da!

Die lesbische Interessensvertretung LesbenRing e.V. lag einige Jahren im Dornröschenschlaf. Jetzt ist der Verein für Lesben* und Lesben*gruppen mit neuem Vorstand, inklusivem Sternchen und frischem Online-Auftritt wieder aktiv und sucht Mitstreiterinnen.

Stephanie Kuhnen Der Lesbenring-Vorstand Hedy Gerstung, Kathrin Schultz und Marion Lüttig (v.l.n.r.)

Von Ulrike Raimer-Nolte

30.11.2020 - Beim Dachverband für queere Belange denkt man heute fast automatisch an den LSVD. Dabei kam das „L“ im Namen erst zur Jahrtausendwende hinzu, um Lesben bei den Aktionen für die Homo-Ehe mit ins Boot zu holen. Aus dem Schwulenverband wurde kurzerhand der Lesben- und Schwulenverband. Doch bereits zuvor setzte sich der LesbenRing für lesbische Belange ein, gegründet 1982 und damit die erste bundesweite Organisation homosexueller Frauen überhaupt.

Noch immer vertritt dieser Dachverband die lesbischen Interessen im Deutschen Frauenrat, bei der Magnus-Hirschfeld-Stiftung und der International Lesbian and Gay Association (ILGA). Doch in den letzten Jahren dämmerte der Verein nur vor sich hin. Jetzt will ihn eine Gruppe neuer Vor-standsfrauen aus dem Dornröschenschlaf wecken. Dafür suchen sie Mitstreiterinnen.

Auch für bi- und pansexuelle, nonbinäre, queere und trans Frauen

Politisches Einmischen ist gefragt. Der Verein ist schließlich in den wilden Achtzigern aus der fe-ministischen Frauenbewegung entstanden. Seitdem sind vierzig Jahre vergangen, aber um die Sichtbarkeit von Lesben wird noch immer gerungen. Reine Frauenräume gibt es kaum noch und oft sind wir nur das angefügte „L“. Deshalb steht der LesbenRing für viele kämpferische Ideale von früher: mitreden, laut werden, Stellung beziehen gegen Ungerechtigkeiten … gemeinsam und bundesweit.

„Die neuen Vorstandsfrauen haben sich einiges vorgenommen“, erklärt Marion Lüttig gegenüber L-MAG. „Wir wollen die lesbischen Initiativen wieder zusammenbringen, Vereine neu werben, in Kontakt miteinander bringen, uns allesamt vernetzen.“

Dazu setzt der LesbenRing stark auf die neuen Medien. Mit Twitter, Facebook, Newsletter und einer frischen Homepage wird die jüngere Generation angesprochen und hoffentlich zum Mitmachen bewegt. Zur Neugestaltung gehört auch das Einbeziehen von Gruppen, mit denen der LesbenRing sich bisher eher schwer tat. So verkündete der Vorstand im Newsletter Anfang des Jahres: „Es ist Zeit für einen Verband, der die Palette lesbischer Lebens- und Liebesweisen sichtbar macht. Hierzu zählen auch bi- und pansexuelle Cis- und Transfrauen sowie Non-Binäre und Queers.“

Impulse müssen nicht immer aus den Großstädten kommen

Aktuelle Schwerpunktthemen sind Regenbogenfamilien, die Erinnerungskultur (besonders in Hinblick auf die NS-Zeit), Schutz für geflüchtete Lesben und die langjährige Unterstützung des Lesbenfrühlingstreffen.

Traditionell liegen dem Verein auch Lesben am Herzen, die abseits der großen Metropolen leben. Die Vereinsgründung geschah immerhin im kleinen Osnabrück, und zwar 10 Jahre nachdem im benachbarten Münster der allererste deutsche CSD stattfand. Politische Impulse müssen nicht immer aus den Ballungszentren kommen.

Vorstandsfrau Marion Lüttig erinnert an die Geschichte des Vereins: „Vor zehn oder zwanzig Jahren war der LesbenRing riesig. In vielen Städten gab es LesbenRing-Stammtische. Die Art der Vernetzung hat sich inzwischen massiv geändert. Unsere Mitfrauenzahlen sind gesunken. Derzeit kommen wir gerade auf die für eine Mitgliedschaft im Deutschen Frauenrat geforderten 400 Menschen. 200 sind einzelne Mitfrauen, der andere Teil ergibt sich durch Mitorganisationen wie Lesbentelefone und -beratungsstellen bundesweit.“

Rückbesinnung auf den feministischen Kämpferinnengeist

Tatsächlich stand der Verein kurz vor der Auflösung. Zu verstaubt, nicht mehr zeitgemäß. Dabei bekommt frauenpolitisches Engagement gerade wieder neuen Aufschwung – nur eben in anderer Form als früher. Ein Beispiel sind die Dyke Marches, die der LesbenRing mit Spenden finanziell unterstützt. Da die CSDs jahrelang nur als schrille Schwulenparaden gesehen wurden, haben Lesben beschlossen, sich offensiv zu zeigen.

Marion Lüttig erzählt: „Uns Neuen war wichtig, weiterhin eine hör- und sichtbare lesbische Vertretung zu haben, die auch feministisch ist. Das hatten wir bei den bereits existierenden gemischteren Community-Vereinen so nicht gefunden. Das Aufkommen der Dyke Marches und auch das Buch ‚Lesben Raus!‘ (Querverlag) hat für etliche Lesben eine Repolitisierung bedeutet. Es wurde plötzlich klar, dass in etlichen queerpolitischen – und frauenpolitischen – Debatten die lesbische Perspektive unter den Tisch zu fallen droht.“

Wie nötig und gewünscht eine Rückbesinnung auf den feministischen Kämpferinnengeist ist, sieht man besonders an den ersten Erfolgen der Facebook-Seite. Sie hält Userinnen über politische Ereignisse auf dem Laufenden und unterstützt die Vernetzung (zum Beispiel durch die Verbreitung von Stellenausschreibungen). Inzwischen hat die Seite über 2.500 Abonnentinnen – mehr sind sehr erwünscht. Ein weiterer Erfolg ist auch die Förderung durchs Familienministerium. Bleibt die Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft!

lesbenring.de

 

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