L-Mag

Deutschlands erste Lesbenserie „Loving Her“: Queerness ohne Drama

In der ZDF-Miniserie „Loving Her“ lässt Hanna nach einer Begegnung mit ihrer Ex ihre Verflossenen Revue passieren - eine ganz normale Liebesgeschichte also. Das Besondere daran ist nur, dass erstmals in einer deutschen Serie alle Charaktere lesbisch sind.

ZDF/ Marcus Glahn Hanna (Banafshe Hourmazdi, r.) und Franzi (Lena Klenke, bekannt aus „How to sell drugs online fast“)

Von Negin Behkam

30.6.2021 - Franzi war Hannas erste große Liebe. Vor fünf Jahren trennten sich ihre Wege. Als sie sich nun zufällig auf der Straße wiederbegegnen, ist Franzi gerade mit ihrer neuen Freundin Doro unterwegs, Arm in Arm.

So startet die erste deutsche Lesbenserie Loving Her, die damit eigentlich mit dem Ende der Ereignisse beginnt. In sechs rund 15-minütigen Folgen erzählt die Instant-Serie (= beschleunigter Produktionsprozess) rückblickend, was in der Beziehung zwischen Hanna (Banafshe Hourmazdi, Futur Drei) und Franzi (Lena Klenke) und auch in den weiteren Beziehungen von Hanna – in der Post-Franzi-Zeit – geschah, um schließlich bei der letzten Folge wieder am Anfang der ersten anzugelangen.

ZDF/ Marcus Glahn Feiern bis zum Abwinken Lara (Emma Drogunova, l.) und Hanna (Banafshe Hourmazdi)

17 Jahre nachdem The L Word (ab 2004) von den USA aus die Welt erobert hat, dackelt nun das deutsche Fernsehen hinterher. Und ja, das ist kein Scherz! Loving Her ist Deutschlands erste lesbische Serie (ab 1. Juli in der ZDF-Mediathek). Das muss man wiederholen, weil daraus eine große Verantwortung wächst.

„Wir wollen keine Community enttäuschen“

Das jedenfalls findet Banafshe Hourmazdi, die die Hauptfigur Hanna verkörpert. „Wenn wir jetzt eine lesbische Serie produzieren und Menschen repräsentiert werden, die vorher kaum oder wenig repräsentiert wurden, denken wir als ganzes Team: Wir wollen keine Community enttäuschen“, sagt sie im L-MAG-Interview (unser komplettes Interview mit Banafshe steht im aktuellen L-MAG, hier erhältlich).

Die neue ZDF-Miniserie ist eine Adaption der niederländischen Serie Anne+ und kommt kurz nach der ersten Schwulenserie All You Need, die in der ARD-Mediathek abrufbar ist. Tatsächlich aber ist Loving Her keine lesbische Variante von All You Need, denn Erzählform und Chronologie unterscheiden sich völlig. Während All You Need vier Hauptfiguren hat, dreht sich bei Loving Her im Grunde alles um die Eine.

ZDF/ Marcus Glahn Prickelnd: Hannas Affäre mit ihrer Chefin Josephine (Karin Hanczewski)

Queerness und Herkunft werden nicht als Problem erzählt

Ein weiterer wesentlicher Unterschied: Die schwule Serie thematisiert an vielen Stellen Rassismus, Klassismus und Sexismus und versucht, die Story intersektional zu erzählen. In Loving Her dagegen werden Queerness oder die Herkunft der Darstellerinnen überhaupt nicht problematisiert.

Dass eine Schauspielerin of Color die Hauptrolle übernimmt, ist hier verdammt normal. „Es geht einfach um die Beziehungen zwischen den Frauen“, sagt Hourmazdi. „Daher fand ich die Story auch so gut, weil bei queeren Geschichten oft die Diskriminierungserfahrungen explizit miterzählt werden müssen.“

Loving Her ist eine ganz normale Liebesgeschichte, manchmal aufregend, manchmal langweilig. Die Besonderheit ist allein, dass die Beteiligten alle lesbisch sind – und es trotzdem bis ins queerunfreundliche deutsche Fernsehen geschafft haben.

Loving Her, ZDF 2021, 6 Folgen à ca. 11 min., Buch: Marlene Melchior, Regie: Leonie Krippendorff, mit Banafshe Hourmazdi, Lena Klenke, Karin Hanczewski, Lea Willkowsky, Jasmin Tabatabai u.a., ab 1. Juli in der ZDF-Mediathek, alle Folgen am 3. Juli, 21:40 Uhr bei ZDFneo

Den Trailer kann man nur direkt auf Youtube anschauen:

 

Die aktuelle Ausgabe der L-MAG  jetzt an jedem Bahnhofskiosk, im Abo, als e-Paper und bei Readly erhältlich.

 

ACHTUNG: Wir schenken euch E-Paper-Ausgaben der L-MAG! Hier geht's zum kostenlosen Download - für den Desktop und für mobile Geräte.

Aktuelles Heft

WEAR YOUR PRIDE

Lesbische Mode + queere Accessoires. Interview mit Princess Charming Lea und Schlagerstar Kerstin Ott. Aktivismus jenseits der Städte und Filmfestivals. mehr zum Inhalt




Die Zeiten werden härter!

 

L-MAG will weiter kritisch und sichtbar bleiben! Unterstütze uns mit einer Paypal-Spende und helfe uns dabei.

Gute Artikel gibt es nicht umsonst!

Vielen Dank!
Dein L-MAG Online-Team

 

 


L-MAG.de finde ich gut!

Die Zeiten werden härter!

 

L-MAG will weiter kritisch und sichtbar bleiben! Unterstütze uns mit einer Paypal-Spende und helfe uns dabei.

Gute Artikel gibt es nicht umsonst!

Vielen Dank!
Dein L-MAG Online-Team

 

 


L-MAG.de finde ich gut!
x