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DVD-Tipp „Die Büchse der Pandora“: Die erste Filmlesbe der Welt ist zurück

Die verführerische Lulu, deren Charme Männer wie Frauen verfallen, machte Filmstar Louise Brooks zu einer der ersten Lesbenikonen. Der Stummfilm-Klassiker „Die Büchse der Pandora“, auch heute noch ein Filmgenuss, wurde jetzt digitalisiert neu aufgelegt.

Deutsche Kinemathek Alice Roberts (l.) und Louise Brooks

Von Manuela Kay

14.11.2019 - Es ist der erste lesbische Blick der Filmgeschichte: Ein Blick voller Verlangen und Sehnsucht, den die Gräfin Geschwitz (gespielt von Alice Roberts) der schönen Lulu (Louise Brooks) auf deren eigener Hochzeit zuwirft und sie zum Tanz auffordert.

Wir schreiben das Jahr 1929, und in dem deutschen Stummfilm Die Büchse der Pandora des legendären Regisseurs G.W. Pabst erscheint mit der Gräfin Geschwitz zum ersten Mal eine lesbische Figur auf der Leinwand.

Lulu zieht auch die lesbische Gräfin Geschwitz in den Abgrund

Der Film, entstanden nach Motiven diverser Bühnenstücke von Franz Wedekind, behandelt die fatale Leidenschaft für die verführerische Lulu, die alle, die ihr verfallen in den Abgrund zieht. Auch die lesbische Gräfin Geschwitz, die sich einreiht bei jenen, die blind vor Liebe und Verlangen alles tun, was Lulu von ihren verlangt. Sie öffnet sinnbildlich die berühmte Büchse der Pandora und alles Elend und Leid der Welt ergießt sich über die unglücklich Verliebten.

Lulu ist eine unangepasste Frau, die sich aushalten lässt, lügt, betrügt, intrigiert und sich total verarmt und verzweifelt schließlich in London auch prostituiert. Dabei läuft sie am Ende ausgerechnet dem Mörder Jack the Ripper vor das Messer.

Atlas Film

Louise Brooks stand zu ihren Affären mit Frauen

Die Hauptrolle der Lulu wurde mit der zu ihrer Zeit als „schönste Frau der Welt“ gehandelten Louise Brooks genial besetzt. Brooks galt ebenfalls als eine sehr unangepasste, moderne Frau, die sich dem Hollywood-System weitgehend verweigerte. Obwohl überwiegend heterosexuell, stand Louise Brooks ganz offen dazu, auch einige Affären mit Frauen gehabt zu haben.

Ironischerweise wurde sie zur Lesbenikone – und nicht die Darstellerin der lesbischen Gräfin Geschwitz, Alice Roberts. Ihrem Charme und ihrer großen Leinwandpräsenz, gemischt mit diesem ganz neuen Typ der „Femme Fatale“, konnte sich auch das lesbische Publikum wohl nicht entziehen.

Modern, avantgardistisch, düster 

Die Büchse der Pandora wurde erst sehr viel später zu einem Kultklassiker und nun zu seinem 90. Jubiläum aufwändig aus zusammengestückelten, teils beschädigten alten Filmkopien neu zusammengeflickt und digitalisiert. Das ist großartig gelungen, der moderne, avantgardistische Charakter des Films, aber auch seine Düsternis und sein Zynismus kommen voll zur Geltung. Ein Filmgenuss, der auch heutzutage nicht besser hätte gemacht werden können.

Die Büchse der Pandora, Deutschland 1928/29, 109 Min., Regie: Georg Wilhelm Pabst, mit: Louise Brooks, Fritz Kortner, Franz Lederer, Alice Roberts u. a.; erscheint am 15. November als limitiertes und nummeriertes Mediabook (2000 Stück), DVD und Blu-ray, mit Bonusmaterial (Booklet, Interview mit Michael Pabst über seinen Vater G.W. Pabst, Postkarten mit Plakatmotiven) bei Atlas Film

 

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