Dykes* im Doppelpack: Ein Wochenende, zwei Festivals in Berlin
Musik, Drag, Workshops, Darkroom: Am letzten August-Wochenende finden in Berlin zeitgleich zwei queere FLINTA*-Festivals statt – zu moderaten Preisen und nur eine Buslinie voneinander entfernt: Da lässt sich auf beiden Events Spaß haben.

Von Lara Hansen
24.8.2025 - 2017 hätte das noch nach einer Utopie geklungen: zwei queere FLINTA*-Festivals in Berlin, und das auch noch am selben Wochenende. Heute ist es Realität. Mit „4Q4 Error“ im Kater Blau (30. Aug.-1. Sept.) und Allesbiens „Dyke* Festival“ im Festsaal Kreuzberg (30./31. Aug.) treffen sich am letzten Augustwochenende gleich zwei Dyke* Events mit vollem Programm – ein echtes Luxusproblem für die Szene.
4Q4: Musik, Darkroom und die Freiheit im „Error“
Während das Dyke* Festival sein drittes Jahr in Folge feiert, glitcht mit 4Q4 Error etwas Neues in die Realität. Der Name ist ein spielerischer Verweis auf den 404-Fehler („Seite nicht gefunden“) und meint einen „Cis-tem Glitch“ für alle, die mit der vorherrschenden Hetero- und Gender-Hegemonie brechen und in diesem „Error“ Freiheit finden.
„Wir sind Dykes, Queers, trans*, nicht-binär, inter*, agender, migrantisierte, neurodivergente, Freaks, Huren, Mutanten“, heißt es in der Pressemitteilung. Entstanden ist das breit aufgestellte Musikfestival aus dem Impuls, so viele FLINTA*-Kollektive wie möglich auf einem Fest zu vereinen. Lara aka Broccoli, die eine Hälfte des Pillow Princess-DJ-Kollektivs, erstellte dafür eine WhatsApp-Gruppe: „Ich habe alle Leute reingepackt, die ich aus verschiedenen Szenen kannte. Daraus hat sich dann was ganz Eigenes entwickelt.“ Mittlerweile sind es über 20 Kollektive, darunter What a Playground, Slime, und Others to the Front.
Ein Highlight des 4Q4 ist der FLINTA*-fokussierte Darkroom – ausgerechnet im Kater Blau, einem Club, der sonst eher ein hetero-geprägtes Publikum anzieht. „Tanzen ist politisch. Kreation ist Widerstand. Lust ist eine Überlebensstrategie“, heißt es im Programm. Hinter den Türen empfangen „Sexperts” Transboy_Dom aka Jamie, Eros in Furs und Valerian Stil, um (consensual) Vibes zu kuratieren.
Dyke* Festival: Drag, Upcycling, Rope Play und queere Geschichten
Das Dyke* Festival konzentriert sich im Kontrast dazu stärker auf das Tagesprogramm und hat mit dem Festsaal Kreuzberg dieses Jahr um einiges mehr Spielfläche als zuvor.
Der Samstag beginnt mit Kickboxen, Yoga und Upcycling. Durch den Tag führt Angel DeVille, Drag-Dad und Femme Fatale zugleich.
Am Sonntag lädt Fotografin Lula Bornhak zu Cyanotypien unter freiem Himmel ein, während Drag-Künstler*in Foxglove queere Geschichten vorliest. Im Workshop „aMENDments” zeigt Private Disturbance, wie aus Upcycling Protest wird, und Sexolog*in Ceci Ferox gibt Einblicke in Rope Play. Begleitet wird der Sonntag von Drag-Host Seliquere. „Das ganze Geld aus dem Festival geht an die Mitwirkenden. Wir wollen einen Raum schaffen, in dem Künstler*innen gefeiert und nicht ausgebeutet werden“, sagt uns Zeze von Allesbien.
Nur eine Buslinie voneinander entfernt
Mit dem gleichen Anspruch bezahlt auch 4Q4 die eigenen Artists. Und bietet ebenso tagsüber Programm, darunter Collage-Portraits, Freundschafts-Workshops, Tanz-Workouts oder Selbstverteidigung. Doch der Schwerpunkt liegt klar auf der Nacht, mit einem Line-up, das vor lauter Szenegrößen (u.a. elliephunk, DJ handbag) schwindelig macht und zum Booty-shaken einlädt.
Zwischen den beiden Festivals liegt nur eine Buslinie – fast so, als wäre die gleichzeitige Planung auf Kollaboration angelegt. Zugegeben, die erste Reaktion auf die Dyke-Dopplung war sicherlich nicht gleich enthusiastisch.
Aber: „Lasst es uns nicht als Problem sehen, sondern als Möglichkeit zusammenzuarbeiten. Es gibt etwa Rabatt, wenn ihr beide Festivals besucht“, so Linda von Allesbien. „Also können die Leute definitiv beides machen. Es ist nicht so, dass man zelten muss (lacht).“
Moderate Preise für alle
„Unser 4Q4-Programm läuft ab Samstag 12 Uhr bis Montag 1 Uhr durch. Man kann jederzeit zurückkommen und es gibt keine Re-Entry-Gebühr“, sagt auch Lara.
Für 4Q4 liegen die Tickets derzeit bei 25 Euro, dazu ein reduzierter Samstagseintritt für 15 Euro (zwischen 12 und 20 Uhr) und derselbe Preis für den Sonntag ab 8 Uhr morgens und natürlich für Besucher:innen des Dyke* Festivals.
Der Eintritt zum Dyke* Festival ist spendenbasiert. Zur Orientierung schlagen die Veranstalter:innen 15 Euro für den Sonntag, 20 Euro für den Samstag oder 30 Euro für das ganze Wochenende vor, wobei niemand aufgrund fehlendes Geldes an der Tür abgewiesen wird.
Ende August haben Dykes* also die Wahl, oder besser: die Chance, beides zu erleben. „Ich hoffe wirklich, dass alle das Festival mit einem tiefen Gefühl verlassen, dass sie dazugehören. Es soll eine Erinnerung daran sein, dass Queer Joy notwendig ist“, sagt Zeze über das Dyke* Festival. Auch Lara blickt mit Vorfreude auf 4Q4: „Wenn du Ambient hören willst, wenn du chillen willst, wenn du ficken willst – wir haben vier Floors, da ist für alle was dabei.“
4Q4 Error, 30. Aug. – 1. Sept. 2025, Kater Blau, Berlin - Infos auf Instagram – und hier gibt's Tickets
Dyke* Festival, 30./31. Aug. 2025, Festsaal Kreuzberg, Berin - Infos auf Instagram und allesbien.com - hier gibt's Tickets

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