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Edie Falco über ihre TV-Rolle als lesbische Polizeichefin: „Es ist einfach ein Teil von ihr“

Die mehrfache Golden Globe- und Emmy-Gewinnerin Edie Falco spielt in „Tommy“ (bei Joyn) die lesbische Polizeipräsidentin von Los Angeles. Im L-MAG-Interview spricht sie über die neue Serie und ihre Rolle.

CBS Tommy (Edie Falco) und ihr Love Interest Kiley (Katrina Lenk)

Von Lawrence Ferber

28.2.2021 - Lesbische Fans, die auf das lesbische Coming Out der Schauspielerin Edie Falco hoffen, sehen ihre Fantasien zumindest in der Serie Tommy Wirklichkeit werden. Die mehrfache Golden Globe- und Emmy-Gewinnerin, bekannt aus den Serien The Sopranos und Nurse Jackie, spielt hier Abigail „Tommy“ Thomas, die als erste Frau und erste Lesbe Polizeipräsidentin von Los Angeles wird.

Neben einem „Fall der Woche“ begleitet die Serie auch Tommys Reibungen mit einem nicht gerade frauenfreundlichen Polizeiapparat, ihre Beziehungen zum Bürgermeister (Thomas Sadosky), ihrer Tochter (Olivia Luy Phillip), die ihrer Mutter nachträgt, dass sie ihre Karriere immer wichtiger als ihre Familie nahm, und ihrem Love Interest, der Sportagentin Kiley Mills (Katrina Lenk), die sie in Folge 4 durch ihren Ex-Mann kennen lernt.

Wir sprachen mit Falco, einer langjährigen Unterstützerin der LGBTQ-Community, über ihre neue Rolle, queeren Slang und was sie von Fanfiction hält.

 

Wie schnell haben Sie zugesagt, als Sie das Angebot für Tommy bekamen?

Edie Falco: Ich habe das Drehbuch gelesen und es geliebt. Ich fand es klug und die Charaktere witzig und geistreich. Allerdings hat man mir gesagt, dass es in L.A. spielt, und deshalb habe ich zuerst mit Bedauern abgelehnt. Später hat mich mein Manager angerufen und gefragt: ‘Und wenn sie es in New York drehen?’ Ich hielt das für einen Witz, aber tatsächlich drehten wir dann in New York!

Wo ähnelt Ihnen Tommy Ihnen am meisten und am wenigsten?

Sie ist souverän, sie ist gut in ihrem Job, sie ist zuverlässig. Aber anders als ich ist sie echt tough und hat ein enormes Selbstvertrauen in ihr Standing innerhalb der Polizei - das hat mich mit am meisten beeindruckt.

Haben Sie sich bei ihrer Darstellung von Tommy an anderen Menschen, vor allem Lesben, orientiert?

Unbewusst bestimmt. Man bedient sich ja immer einer Reihe von kleinen Stückchen von dieser oder jener Person. Aber das passiert wahrscheinlich nicht bewusst.

Tommy behandelt aktuelle Themen wie die Trennung illegaler Einwanderungsfamilien, Rassismus und #Me Too. Gab es ein Thema, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Es geht mal um internationale Adoptionen, und da meine eigenen Kinder adoptiert sind, hat mich das auf einer tieferen Ebene berührt, mehr als andere Dinge, die mir nicht so vertraut waren.

Der Gouverneur von Tennessee hat 2020 ein Gesetz durchgebracht, das es den Adoptions- und Pflegekinder-Agenturen erlaubt, LGBTQ-Paare aus religiösen Gründen abzuweisen. Haben Sie davon gehört?

Nein. Und ich muss sagen: In Tommy geht es um schwule Adoptiveltern, und  bisher habe ich überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass ihre Sexualität ein Problem für sie werden könnte. Diese Vorstellung schockiert mich. Manche Informationen blende ich einfach aus, wenn sie nicht zu meinen Vorstellungen passen, wie es laufen sollte.

Wird Tommys Sexualität in der Serie zu einem Problem für sie?

Man merkt, dass es für einige der älteren, weißen Oldschool-Polizisten keine ideale Situation ist, aber sie haben keine Wahl. Also: nein, eigentlich nicht. Es spielt vielleicht im Hintergrund mit, aber sie will davon nichts hören, lässt das gar nicht zum Thema werden. Sie geht so beiläufig damit um, es ist einfach ein Teil von ihr und steht gar nicht erst zur Debatte.

Den Trailer gibt's leider nur im englischen Original:

Sie haben in Tommy Ihren ersten gleichgeschlechtlichen Kuss. Freuen Sie sich schon auf die Fanfiction über die beiden?

Nach den Dreharbeiten weiß ich, dass das alles nichts mehr mit mir und meinem Beruf zu tun hat, aber so lange es jemandem Freude macht, könnte ich nicht glücklicher darüber sein.

Mussten Sie im echten Leben schon mal die Polizei rufen?

Ja! Ich möchte da nicht in die Tiefe gehen, aber ich hatte einen verrückten Mitbewohner. Ich habe ihn über eine Kleinanzeige in der New Yorker Village Voice gefunden, und er entpuppte sich als wahnsinnig, sodass ich die Cops rufen musste. Der Polizist sagte doch tatsächlich: ‘Ihr Kids, ihr holt euch Mitbewohner aus der Zeitung, was denkt ihr euch nur dabei!’

Sie scheinen viel Zeit mit Stephen Wallem, Ihrem schwulen Ko-Star aus Nurse Jackie, zu verbringen. Bringt er Ihnen die aktuellen queeren Slangwörter bei?

Es ist einer meiner liebsten Freunde, wir gehen zusammen zu Benefizveranstaltungen und Premieren, und ich vergöttere ihn. Er bringt mir tatsächlich alle Begriffe bei, die ich nicht kenne, und er macht das so subtil, dass die anderen gar nicht merken, dass ich keine Ahnung habe. Aber ich vergesse sie genauso schnell wieder, wie ich sie lerne.

Sie spielen in den zwei angekündigten Avatar-Fortsetzungen mit. Wird es darin LGBTQ-Na`vi geben?

Ich bin leider zur Verschwiegenheit verpflichtet, aber ich bin mir nicht sicher, ob man das bei diesen blauen Leuten überhaupt erkennen könnte. Das ist nicht mein Fachgebiet. Aber ich werde Stephen fragen, der wird’s wissen.

Wenn Sie eine Ihrer Rollen noch mal spielen könnten – welche wäre das?

Ich träume immer noch von einer Wiederaufnahme des Stücks Side Man, das ich vor allem Zeit gemacht habe. Darin altert die Figur von 24 Jahren bis Mitte 70. Ich war damals so 28 oder 30, und jetzt befinde ich mich genau in der Mitte. Aber was Fernsehen oder Film angeht, bin ich damit durch, sobald es vorbei ist.

Auch nicht Carmella aus den Sopranos?

Wenn es einen Anlass dafür gäbe, wäre ich sofort dabei.

Tommy (USA, 2020), 12 Folgen, kostenlos bei Joyn, jeden Montag (20 Uhr) eine neue Folge. Die Serie wurde nach der ersten Staffel leider eingestellt.

 

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