Euro 2025: Bergers Paraden, neue Rekorde und bald die Chance zur Revanche gegen Spanien
Das deutsche Team begeisterte, schied im Halbfinale aber knapp aus. Im Finale stehen die Titelverteidigerinnen und die Weltmeisterinnen: England und Spanien. Wir ziehen Turnierbilanz: Was bleibt von der Euro 2025? Und wie geht’s fürs DFB-Team weiter?

Von Uta Zorn, 26.7.2025
Das Halbfinale: Bonmati lässt den DFB-Traum platzen
Deutschland hat den Einzug in das Finale der Europameisterschaft knapp verpasst. In der 113. Minute traf Weltfußballerin Aitana Bonmati aus spitzem Winkel ins Torfraueneck zum 1:0 für Spanien und beendete damit das Turnier für die DFB-Frauen.
Nach dem begeisternden Auftritt der deutschen Fußballerinnen im Viertelfinale gegen Frankreich musste das Trainer:innenteam um Christian Wück wieder eine neue Aufstellung finden. Sarai Linder hatte sich am Sprunggelenk verletzt, Kathy Hendrich fehlte wegen der roten Karte nach beherztem Griff in den Haarzopf von Griedge Mbock, und Sjoeke Nüsken war wegen einer zweiten gelben Karte gesperrt.
Die Spielerinnen mit den wenigsten Einsätzen im Nationalteam bildeten zusammen mit Sophia Kleinherne und Kapitänin Janina Minge die Abwehrreihe: Franzi Kett, Carlotta Wamser und Rebecca Knaak. Die Defensive und die wieder glänzend parierende Ann-Katrin Berger entnervten die Spanierinnen lange und hielten die „Null“ bis in die zweite Hälfte der Verlängerung. Nach einem missglückten Klärungsversuch von Sydney Lohmann konnte Berger den präzisen Schuss von Aitana Bonmati nicht mehr abwehren.
Selbstkritisch nahm Berger die Schuld im Anschluss auf sich. Doch Rebecca Knaak widersprach im ARD-Interview: „Anne ist der Wahnsinn, sie hat uns durch das Turnier getragen.“ In der Tat, denn ohne Bergers Paraden gegen Frankreich wäre schon im Viertelfinale Schluss gewesen.
Turnierbilanz für Deutschland
Das DFB-Team ohne große Namen hat sich viele Sympathien erspielt, doch mit dem Wückschen Offensivfußball oder gutem Kombinationsfußball taten sich die Spielerinnen schwer. Wück analysierte nach dem verlorenen Halbfinale im TV-Interview, dass die Talente in Deutschland besser gefördert werden müssten und er „viel mehr Spielerinnen wie Wamser und Kett“ benötige, um international konkurrenzfähig zu sein. Da seien alle gefordert, „der Verband plus die Vereine“, sagte Wück.
Damit hat er recht: Nachwuchs- oder Leistungszentren für Frauen hat der DFB nämlich erstmals in diesem Jahr zertifiziert. Warum die Spanierinnen so erfolgreich sind, lässt sich auch an deren Nachwuchsarbeit ablesen: Die U19 gewann die letzten vier Male die Europameisterschaft. Deutschland gewann den Titel zuletzt 2011.
Das deutsche Team hat auf jeden Fall gezeigt, was mit der richtigen Einstellung, unermüdlichem Laufwillen und Durchhaltevermögen trotz Rückschlägen zu erreichen ist. Jetzt gilt es daran zu arbeiten den Ballbesitz besser auszuspielen, dann könnte der Fußball der Frauen in Deutschland den nächsten Schritt zurück an die Weltspitze machen.
Dankeschön-Video des DFB-Frauenteams an die Fans:
Euro 2025 in der Schweiz: Tempofußball und neue Rekorde
Das Turnier in der Schweiz war bestens organisiert, die Fanzonen und Fanmärsche zu den Spielorten waren gut besucht. Ein friedliches Miteinander der Fans in den Städten – so sollte Fußball sein.
Bereits die Vorverkaufszahlen deuteten darauf hin, dass die EM in der Schweiz einen neuen Zuschauerrekord aufstellen würde. Vor dem Finale sahen bereits 623.088 Menschen die Spiele in den Stadien, 2022 in England waren es insgesamt 574.875.
Und wo wir gerade bei Rekorden sind: Jess Fishlock schrieb nicht nur Geschichte, weil sie das erste Tor beim EM-Debüt für Wales erzielte (beim 1:4 gegen Frankreich) sondern weil sie mit ihren 38 Jahren jetzt die älteste Torschützin der EM ist (sie und weitere 77 offen lesbische und queere EM-Spielerinnen stellen wir hier vor).
Auch sportlich wird diese Europameisterschaft in Erinnerung bleiben: Tempofußball, viele gut herausgespielte Tore, spannende Entscheidungen, Elfmeter-Krimis und exzellente Einzelleistungen, besonders von den Torfrauen.
Die 16 qualifizierten Nationen in Europa sind leistungsmäßig noch enger zusammengerückt. Der Fußball der Frauen erreicht die Menschen emotional genauso wie kickende Männer: durchschnittlich über 14 Millionen Menschen schauten das Spiel gegen Spanien live in der ARD, das entspricht einem Marktanteil von über 57 %!
Das EM-Finale: Titelverteidigerinnen gegen Weltmeisterinnen
Im Finale trifft Spanien auf England, die Titelverteidigerinnen von 2022. Damit gibt es eine Wiederauflage des WM-Finales von 2023. Die Engländerinnen setzten sich im Halbfinale nur sehr knapp gegen Italien durch. Bis zur 6. Minute der Nachspielzeit konnten die Italienerinnen ihre 1:0-Führung halten, dann traf Michelle Agyemang zum Ausgleich. Ein umstrittener Elfmeter, durch Chloe Kelly im Nachschuss verwandelt, brachte erst in der Verlängerung die Entscheidung. Ob die Spanierinnen den Engländerinnen die EM-Krone entreißen können?
Englands Trainerin Sarina Wiegmann plant bestimmt wieder späte Einwechslungen, um das zu verhindern. Wiegmann könnte bei ihrem Titelgewinn in Folge (2017 mit den Niederlanden, 2022 mit England) mit den Coaches Gero Bisanz und Tina Theune, die jeweils drei EM-Titel mit Deutschland gewannen, gleichziehen. Sonntag um 18 Uhr (live im ZDF) wird das Finale in Basel angepfiffen.
Und so geht's für die DFB-Frauen jetzt weiter
Im Oktober steht die Finalrunde der Nations League auf dem Programm. Deutschland trifft im Halbfinale wieder auf Frankreich (Hinspiel: 24. Okt., Rückspiel: 28. Okt.). Im zweiten Halbfinale stehen sich Spanien und Schweden gegenüber. Im Finale könnte es also zu einer Revanche gegen Spanien kommen. Wenn die derzeit Verletzten, vor allem Giulia Gwinn und Lena Oberdorf, dann wieder an Bord sind und es gelingt, spielerische Momente zum Abschluss zu bringen, ist das Finale zu erreichen und auch Spanien zu schlagen.

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