FIFA zeigt „dem Frauenfußball den Mittelfinger“ – Spielerinnen protestieren gegen Saudi-Deal
„Die FIFA könnte genauso gut Öl aufs Spielfeld gießen und es in Brand setzen“: 130 Profifußballerinnen protestieren gegen einen Deal mit Saudi-Arabien - einem Land, das Menschenrechte und insbesondere Frauen- und LGBTQ-Rechte mit Füßen tritt.
Von Karin Schupp
24.10.2024 - 130 Profifußballerinnen aus 25 Ländern protestieren gegen einen Deal, den der Fußballweltverband FIFA mit dem Öl-Giganten Aramco geschlossen hat.
Der größte Ölkonzern der Welt, der unter anderem die Männer-WM 2026 und die Frauen-WM 2027 sponsern soll, ist zu 98,5 % im Besitz des saudi-arabischen Königshauses.
Ein Staat, der Frauen unterdrückt und LGBTQ+ kriminalisiert
Der Deal sei daher ein „Schlag in die Magengrube für den Frauenfußball“, heißt es in dem offenen Brief mit der Betreffzeile „Der Aramco-Deal zeigt dem Frauenfußball den Mittelfinger“. Ein Unternehmen, „das die Verantwortung für die Klimakrise trägt und einem Staat gehört, der LBGTQ+ Personen kriminalisiert und und Frauen systematisch unterdrückt, hat keinen Platz im Sponsoring unseres schönen Spiels.“
Man stelle sich nur mal vor, „dass von LGBTQ+-Spieler:innen, viele davon Held:innen unseres Sports, erwartet wird, während der WM 2027 für Saudi Armaco zu werben, der Ölgesellschaft eines Regimes, das die Beziehungen, in denen sie leben, und die Werte, für die sie stehen, kriminalisiert?“
Nur acht Frauen im 37-köpfigen Entscheidungsrat der FIFA
Der Armaco-Deal der FIFA sei nur ein weiteres Beispiel dafür, dass der Verband „seine Prinzipien und die der Fans und Spieler:innen“ verkauft habe. In Bezug auf die nur acht Frauen, die in dem 37-köpfigen Entscheidungsrat der FIFA vertreten sind, kritisieren die Unterzeichnerinnen: „Diese Entscheidungen werden von Männern getroffen, die privilegiert genug sind, um sich nicht bedroht zu fühlen von der Behandlung von Frauen, LGBTQ+,
Migranten, Minderheiten oder denjenigen, deren Gegenwart und Zukunft durch den Klimawandel am meisten bedroht ist.“
„Albtraum-Sponsor - schlimmer als ein Eigentor im Fußball“
Mit Saudi Arabien zusammenzuarbeiten, das „Milliarden für Sportsponsoring ausgegeben hat, um von der brutalen Menschenrechtslage des Regimes abzulenken“, macht die Unterzeichnenden fassungslos. „Dieses Sponsoring ist viel schlimmer als ein Eigentor für den Fußball. Die FIFA könnte genauso gut Öl aufs Spielfeld gießen und es in Brand setzen“, schreiben sie. „Wir haben von unserem Dachverband etwas viel Besseres verdient als seine als seine Verbündung mit diesem Albtraum-Sponsor.“
Konkret fordern sie von FIFA-Boss Gianni Infantino auf, „diese Partnerschaft zu überdenken und Saudi Aramco durch andere Sponsoren zu ersetzen, deren Werte mit der Gleichstellung der Geschlechter, den Menschenrechten und der sicheren Zukunft unseres Planeten übereinstimmen.“
Auch queere Unterzeichnende auf der ständig wachsenden Liste
Die Liste der Unterstützerinnen wird ständig länger. Unterschrieben haben auch die lesbischen/ queeren Spielerinnen Vivianne Miedema (NED), Erin McLeod (CDN), Elena Linari (ITA), das Bayern München-Paar Pernille Harder (DEN) & Magdalena Eriksson (SWE), Lisa Evans (SCO), Alex Chidiac (AUS), Erin Nayler (NZL) und – als bisher einzige Deutsche – Paulina Krumbiegel und Ex-Nationalspielerin Tabea Kemme.
Die FIFA reagierte bisher nur mit ein paar dürren Worten, ohne den Kern der Kritik aufzugreifen. Laut ZDF verteidigte ein Sprecher die Verträge mit Aramco und anderen Unternehmen damit, dass „die von der FIFA erzielten Sponsoringeinnahmen auf allen Ebenen wieder in den Sport investiert werden und die Investitionen in den Frauenfußball weiter zunehmen.“
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