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Spiel, Satz, Sieg für Billie Jean King

Zum heutigen Kinostart von “Battle of the Sexes” sprechen wir mit dem Regie-Duo Valerie Faris und Jonathan Dayton über die echte Tennis-Ikone Billie Jean King, die lesbische Lovestory im Film – und warum Emma Stone nicht Kings berühmten Vokuhila trägt.

Twentieth Century Fox Emma Stone als Billie Jean King (r.) und Andrea Riseborough als Marilyn Barnett

Von Lawrence Ferber

23.11.2017 - Die lesbische Tennislegende Billie Jean King stellte sich 1973 dem Ex-Profi und Macho-Angeber Bobby Riggs, in einem Match, das die Tenniswelt aus den Angel hob – und die Gleichberechtigung der Frauen voranbrachte. Zur gleichen Zeit hatte King ihre erste lesbische (und heimliche) Beziehung mit der Frisörin Marilyn Barnett, während sie noch mit einem Mann verheiratet war.

In Battle of the Sexes (ab heute im Kino) bringen das Regie-Duo und Ehepaar Valerie Faris und Jonathan Dayton (Little Miss Sunshine) und Drehbuchautor Simon Beaufroy (Oscar für Slumdog Millionär) dieses wichtige Kapitel in Kings Leben mit Oscar-Gewinnerin Emma Stone als King, Andrea Riseborough als Barnett und Steve Carell als Riggs sehr unterhaltsam auf die Leinwand.

Wir unterhielten uns mit Faris und Dayton über ihren Film.

L-MAG: Waren Sie große Tennisfans, bevor Sie den Film drehten?

Valerie Faris: Wir mögen Basketball, aber wir sind keine ausgesprochenen Sportfans. So viel Tennis wie zur Vorbereitung des Films haben wir vorher nie gesehen.

Jonathan Dayton: Es ist zwar ein Sportfilm, aber was uns eigentlich auf die Geschichte aufmerksam gemacht hat, war Billie Jeans persönliche Story. Was die Leute darüber noch nicht wussten.

Haben Sie darüber nachgedacht, Emma noch deutlicher in Billie Jean zu verwandeln?

VF: Emma hat durch das Tennistraining fast sieben Kilo an Muskelmasse zugenommen und hat insofern genug für ihre Verwandlung getan. Die Frisur war das größte Thema, weil Billie Jean unglaublich dichtes Haar hat und …nicht ganz so stylische Haarschnitte.

JD: Wir haben die kreative Entscheidung getroffen, auf den Vokuhila [=Vorne-kurz-hinten-lang-Frisur, die in den 70ern/ 80ern beliebt war] zu verzichten.

VF: Um den hinzukriegen, hätten wir ihr eine Menge Haarteile geben müssen – es ging uns aber gar nicht so sehr darum, sie genauso wie Billie Jean aussehen zu lassen.

JD: Wir haben mit verschiedenen Looks experimentiert und beschlossen, dass wir eher subtil vorgehen. Emma veränderte ihre Stimmlage, ihre Körpersprache, ihren Gang und ihr Lächeln – solche kleinen Dinge. Aber bis zu einem gewissen Punkt bleibt sie eben immer noch Emma.

Hat die echte Billie Jean den Film vorab gesehen, und haben Sie ihr Feedback beim Feintuning berücksichtigt?

JD: Sie hat ihn in verschiedenen Stadien gesehen und auch schon das Drehbuch gelesen.

VF: Sie hat verschiedene Versionen des Drehbuchs gelesen und hatte eine lange Sitzung mit Simon [Beaufoy], in der sie ihre Meinung äußerte.

JD: Sie war sehr involviert, und das war nicht leicht für sie. Der Film handelt von einer sehr schwierigen Zeit ihres Lebens, und sie hatte sich seitdem nicht wieder damit beschäftigt. Seit 25 Jahren hatte sie sich das Spiel nicht mehr gesehen hatte, und ihre Beziehung mit Marilyn war ein Reinfall. Jetzt wo der Film fertig ist und sie ihn mit Publikum anschauen kann, ist es aber, glaube ich, eine positive Erfahrung für sie.

Glauben Sie, dass Marilyn psychisch labil war, wie Billie Jean 1981 öffentlich behauptete, als Marilyn sie nach ihrer Trennung auf Unterhalt verklagte? Oder sagte sie das nur, um besser dazustehen?

JD: Wir haben Marilyn nicht persönlich kennen gelernt. Für uns war es vor allem wichtig, die Anfänge ihrer Beziehung in einem positiven Licht darzustellen, weil es der entscheidende Moment für Billie Jean war, in dem sie ihr wahres Ich gefunden hat. Das wollten wir herausheben, anstatt uns daran aufzuhalten, was später passiert ist.

Was war die größte künstlerische Freiheit, die Sie sich genommen haben?

VF: Den Zeitrahmen. Wir haben Ereignisse in ihrer Beziehung mit Marilyn zeitlich geschoben. Im Film lernen sie sich kennen, trennen sich, und kurz vor dem Match kehrt Marilyn zurück. Das ist in Wirklichkeit nicht ganz so abgelaufen. Wir haben die Reihenfolge einiger Geschehnisse ausgetauscht, auch in Bobbys Ehe mit Priscilla. Wir dramatisieren ihre persönlichen Geschichten und wollen dabei so nah wie möglich an der Wahrheit bleiben, ohne uns jedoch wie in einer Zwangsjacke zu fühlen.

JD: Uns ist die emotionale Wahrheit wichtiger als die tatsächliche Chronologie.

Twentieth Century Fox Elisabeth Shue, Emma Stone, Jonathan Dayton, Valerie Faris, Andrea Riseborough und Billie Jean King (v.l.n.r.)

Hat Margaret Court, eine von Billie Jeans Rivalinnen auf dem Platz und heute eine üble religiös-homophobe Fundamentalistin, den Film gesehen? Margaret hat ja in diesem Jahr sehr laut gegen die Ehe-Öffnung in Australien gewettert (s. auch K-Word #226).

VF: Das wissen wir nicht. Es wäre aber sehr interessant.

JD: Wir haben erst befürchtet, mit der Darstellung ihrer Homophobie ein bisschen zu weit gegangen zu sein, aber dank ihrer Äußerungen haben wir nicht mehr das Gefühl, übertrieben zu haben.

Billie Jeans schwuler Kostümdesigner und Gefährte Ted Tinlin (gespielt von Alan Cumming) war ein spannender Typ – ein Modedesigner, der früher ein britischer Spion war! Wäre das nicht ein guter Stoff für ein Spin-Off?

JD: Absolut! In dieser Story gibt es so viele interessante Menschen, und sie hätten alle mehr Raum verdient.

VF: Ein britischer Spion, ein Tennis-Historiker. Er flog in Wimbledon raus, weil er, glaube ich, in seinen Tennisoutfits zu viel Farbe verwendete. Eine große Persönlichkeit, ein unglaublicher Mensch! Ich hoffe, die Leute werden danach seinen Namen googeln.

Die Rivalität und das Match zwischen Bobby und Billie Jean wurden mit Donald Trump gegen Hillary Clinton verglichen, mit dem Unterschied, dass Bobbys Chauvinismus hauptsächlich eine Rolle war, die er nach außen hin spielte. Davon abgesehen: Glauben Sie, dass die jahrelangen Gerüchte über Hillary stimmen und sie lesbisch ist? Könnte das eine weitere Parallele zwischen ihnen sein?

JD: Oh, das ist lustig. Ich habe keine Ahnung.

VF: Das bringt mich darauf, wie schwierig es ist, als öffentliche Figur ein Privatleben zu führen. Was uns an Billie Jean ja auch interessierte, war, dass sie ein Geheimnis über sich bewahren musste, und ich fühle mit Menschen, die im Rampenlicht stehen, weil ich weiß, wie schwierig das ist. Über Hillary weiß ich nichts.

JD: Billie Jean blieb ja über ein Jahrzehnt im Schrank. Ich bin nicht sicher, ob das heutzutage, wo die Medien in jeden Winkel deines Lebens kriechen, noch möglich wäre.

Battle of the Sexes – Gegen jede Regel, USA/ GB 2017, Regie: Valerie Faris & Jonathan Dayton, Buch: Simon Beaufoy, mit: Emma Stone, Andrea Riseborough, Steve Carell, Sarah Silverman, Alan Cumming u.a., 121 min., ab 23. Nov. im Kino

Lest in der aktuellen L-MAG (hier erhältlich) auch Lawrence Ferbers ausführlichen Artikel über Battle of the Sexes, für den er auch Andrea Riseborough interviewte, und auf L-MAG Online unseren Faktenvergleich "Battle of the Sexes: Film und Wirklichkeit" 

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