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Film-Tipp „Bloodthirsty“: Wenn deine Freundin zum Werwolf wird

Dem queeren Indie-Horrorfilm „Bloodthirsty“ mag es an hollywoodreifen Special Effects fehlen, aber das macht er mit einer psychologisch spannenden Story um ein lesbischen Paar und einem tollen Soundtrack wett. Jetzt auf DVD und im Streaming.

Pierrot Le Fou Grey (Lauren Beatty, l.) und Charlie (Katharine King So)

Von Karoline Schaum

8.12.2021 - Auch wenn das Interessante und Sehenswerte an Bloodthirsty in erster Linie nicht der Horror ist: Der kanadische Horrorfilm ist eine der besseren Low-Budget-Produktionen, die man dieses Jahr schauen kann, um die queere Film-Community zu unterstützen, denn die Regisseurin, Autorinnen und die Hauptdarstellerinnen sind queer.

Die Geschichte beginnt vielversprechend: Die lesbische Pop-Sängerin Grey (Lauren Beatty) leidet unter der Angst, den Erfolg ihres ersten Albums nicht wiederholen zu können. Sie nimmt Medikamente, um ihre Psyche in den Griff zu kriegen und – auch noch als vegan lebende Frau - nicht jede Nacht davon zu träumen, im Wald Tiere auf grauenvolle Weise zu reißen und roh zu verschlingen.

Grey und ihre Freundin fahren zu einem entlegenen Anwesen...

Es ist kein Spoiler zu verraten, dass sie sich im Laufe des Films in einen Werwolf verwandelt. Das wird gleich in der ersten Szene angedeutet. Und man muss kein Horrorfilm-Fan sein, um zu ahnen, dass es nicht gut enden wird, wenn Grey mit ihrer Partnerin, der Malerin Charlie (Katharine King So), auf ein entlegenes Anwesen fährt, um bei einem des Mordes bezichtigten Produzenten ihr neues Album aufzunehmen. Es überrascht nicht, dass sich Produzent und Ex-Boyband-Mitglied Vaughn (Greg Bryk) als totaler Creep mit einem Haufen Geheimnissen und einer gruseligen Haushälterin entpuppt.

Das Spannende an dieser Geschichte ist weniger der Horror, der für eine Indie-Produktion mit kleinem Budget zwar überraschend stilvoll umgesetzt ist, aber nicht im Geringsten mit den Special-Effects von Hollywood mithalten kann. Was aber wirklich interessant ist, sind zwei Dinge: Zum einen die Allegorie auf das Musikbusiness, das nicht weniger vom Trauma seiner Protagonistinnen lebt als das Filmbusiness (wir denken an Britney Spears und die Opfer des Filmproduzenten Harvey Weinstein).

Body-Change-Horror, psychische Gesundheit und tolle Filmmusik

Unter der Oberfläche des Body-Change-Horrors geht es in Bloodthirsty nämlich um psychische Gesundheit unter dem Leistungsdruck des Musikbusiness, transgenerational weitergegebenes Trauma, emotionale Manipulation, Perfektionismus, Impulskontrollstörungen und Gewalt in Beziehungen als Folge unverarbeiteter Traumata.

Und das Zweite, was auf ganzer Linie begeistert, ist die Art, wie Greys Musik in den Film eingebunden wird. Indie-Produktionen haben oft einen gewissen Cringe-Faktor, wenn es um den Soundtrack geht, weil Musiklizenzen sehr teuer sind. Aber der Soundtrack ist bei Bloodthirsty eine der größten Stärken. Das liegt daran, dass die queere Singer-/Songwriterin Lowell, die auch eine der zwei Drehbuchautorinnen ist, die Lieder für den Film selbst geschrieben hat. Leider umfasst der Soundtrack nur vier originale Songs, die aber so gut sind, dass man sie in Dauerschleife hören möchte.

Am Ende ist es ein bisschen schade, dass der Film nur Horror und Trauma zeigt, ohne Lösungsansätze zu bieten - doch dafür war das Horrorgenre ja noch nie wirklich bekannt. Und wenigstens zeigt Bloodthirsty schonungslos das Spannungsfeld zwischen dem, was wir auf der Bühne sehen und dem, was hinter dem Glamour oft wirklich steckt.

Bloodthirsty, Kanada 2021, Regie: Amelia Moses, Buch: Wendy Hill-Tout, Lowell, mit Lauren Beatty, Katharine King So, Greg Bryk u.a., 85 min., auf DVD/ Bluray und bei Streamingdiensten

 

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