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Film-Tipp: „Heute oder morgen“: Heißer Sex zu dritt im heißen Berlin

Zwei Frauen und ein Mann beginnen eine Beziehung zu dritt – hat sie eine Zukunft, oder wird sie ein kurzes Sommermärchen bleiben? "Heute oder morgen" läuft aktuell in der Queerfilmnacht.

Edition Salzgeber Maria (Paula Knüpling, l.) und Chloë (Tala Gouveia)

Von Sabine Mahler

12.8.2019 - Regisseur Thomas Moritz Helm möchte mit seinem Film Heute oder morgen heteronorme binäre Beziehungsklischees brechen. Dazu kreierte er eine Liebesgesichte, die an die kanadisch-amerikanische Erfolgsserie You Me Her erinnert. Nur eben mit dem typischen Berlin-Flair: Es ist alles ein bisschen rau, ein bisschen illegal und ein bisschen schmutziger.

Doch nun erst mal zum Plot: Niels (Maximilian Hildebrandt) und Maria (Paula Knüpling) führen seit zwei Jahren eine glückliche Beziehung und lassen sich durch die Stadt und ihr Partyleben treiben. Und wenn Maria etwas will, dann klaut sie es sich zur Not. Beide sind vermeintlich auch sexuell völlig offen, weshalb Niels seine Freundin sogar noch animiert, die wunderschöne Chloë (Tala Gouveia) anzusprechen. Dann passiert (erst einmal) das, was wir schon in gefühlt 100 lesbischen Liebesfilmen gesehen haben: Es funkt heftig zwischen den beiden Frauen und Niels ist rasend eifersüchtig.

Doch an diesem Punkt bekommt der Film eine ganz andere Wendung: Niels, Maria und Chloë versuchen es zu dritt. Was nicht ganz einfach ist, denn eine/r fühlt sich immer außen vor – war das am Anfang Niels, so ist es jetzt immer häufiger Marie, die Chloë plötzlich teilen muss.

Die Situation eskaliert, als Chloë bemerkt, dass sie schwanger ist. Jetzt stellt sich für alle drei die Frage: Können sie ihre Situation ernst nehmen, oder ist diese Dreiecksbeziehung nur ein kleines Sommermärchen?

Völlig unabhängig vom Ende des Films (das hier natürlich noch nicht verraten werden soll!) ist Regisseur Thomas Moritz Helm mit Heute oder morgen gelungen, was er wollte, nämlich mehr Offenheit voranzutreiben: „Gemeinsam mit Paula Knüpling habe ich mit Maria eine radikale weibliche Hauptfigur geschaffen, die sich nimmt, was sie will“, wird er in den Produktionsnotizen zitiert. „Doch Frauen, die sich für ihre Lust und Sexualität nicht schämen, werden immer noch ganz anders als Männer beurteilt, und alternative Partnerschaftsmodelle treffen unsere Gesellschaft nach wie vor unvorbereit. In Heute oder morgen habe ich umgesetzt, was ich selbst gern in Filmen sehen möchte. Selbstbewusste Frauen und schamlose Männer in einer Welt, in der Geschlechter keine grundlegende Rolle mehr spielen, eine Welt, in der Lust und Liebe frei dort aufblühen, wo sie gerade hinfallen.“

Wobei Helm leider ein wenig übers Ziel hinausschießt, denn Niels verhält sich in der Sauna oder beim Thema Abtreibung tatsächlich so schamlos und stereotyp, dass sich die lesbische Augenbraue ganz von selbst kritisch nach oben zieht. Dennoch ein sehr sehenswerter Film im You Me Her–Feeling.

Heute oder morgen (D 2019), Regie/ Buch: Thomas Moritz Helm, mit Paula Knüpling, Maximilian Hildebrandt, Tala Gouveia, 94 min. – aktuell in der Queerfilmnacht August (Städte/ Termine), Kinostart: 19.9.2019

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