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Filmtipp „Anker der Liebe“: Großes Kino auf idyllischen Kanälen

Klingt nach Schmonzette, ist aber ein spannender und unterhaltsamer Film über ein glückliches Frauenpaar, das mit Hilfe eines Freundes eine Familie gründen will und mit unterschiedlichen Erwartungen und Sehnsüchten jonglieren muss. Ab 6. Juni im Kino.

Pro-Fun Media

Von Sabine Mahler

5.6.2019 - Der Titel des Films lässt eine kitschige Schmonzette über das Verliebtsein vermuten. Das ist Anker der Liebe aber glücklicherweise nicht. Im Gegenteil, Kat (Natalia Tena) und Eva (Oona Chaplin) sind schon verliebt und schon eine ganze Weile zusammen. Sie sind beide sehr glücklich miteinander, auch sexuell. Sie leben zusammen auf ihrem Hausboot in den Kanälen von London und genießen ihr ungebundenes, glückliches Leben als lesbisches Paar.

Doch Eva hat einen Wunsch, dem Kat immer wieder ausweicht: Sie will Mutter werden. Kats Zweifel sind begründet, denn – mehr als Eva – ist ihr bewusst, dass ihr bequemer und schicker Boheme-Lifestyle dann ein Ende finden wird.

Was ist eigentlich Familie?

Der Film ist also weder Kitsch noch ein „typischer Lesbenfilm“, denn er zeigt in erster Linie einfach ein Paar, dass sich überlegt, eine Familie zu gründen. Als dann Kats bester Freund Roger aus Barcelona zu Besuch kommt, werden die Familienpläne konkret. Für Eva ist nämlich bald klar: Er soll der Vater werden.

An dieser Stelle kommt nun auch der zweite tragende Aspekt des Films zutage. Die Frage nach der Definition von Familie. Was ist eigentlich Familie, und in welchen Konstellationen ist Familie möglich? Hier treffen ganz unterschiedliche Erwartungen und Sehnsüchte aufeinander. Eva sieht Roger als Spender, doch Kat möchte ihren besten Freund an ihrer Seite wissen. Und Roger befindet sich irgendwo dazwischen. Er will Vater sein, aber auch die Privatsphäre der beiden Frauen respektieren.

Bei uns läuft der Film mit deutschen Untertiteln!

 

So dramatisch wie möglich und so witzig wie nötig

Die Situation eskaliert schließlich zum ersten Mal, als Roger beschließt, wieder zurück nach Barcelona zu gehen. Er will Evas Wunsch nach Abstand folgen, aber Kat fühlt sich von ihm im Stich gelassen. Gleich darauf eskaliert es zum zweiten Mal, als die inzwischen schwangere Eva ins Krankenhaus muss…

Regisseur Carlos Marques-Marcet gelingt es, den Film so dramatisch wie möglich und so witzig wie nötig zu gestalten. So kippt die Story nie in eine der beiden Richtungen und wird anstrengend oder oberflächlich, sondern ist, was sie sein soll: spannend und unterhaltsam.

Geraldine Chaplin als Evas herrlich durchgeknallte Mutter

Das i-Tüpfelchen dazu ist die Nebenrolle von Geraldine Chaplin als Evas herrlich durchgeknallte Mutter. Das wird von der Tatsache unterstrichen, dass sie tatsächlich die Mutter von Oona Chaplin (und die Tochter von Charlie Chaplin) ist. Wer also in großen dunklen Augen versinken möchte, hat in diesem Film mehrfach Gelegenheit dazu.

Und zum Schluss noch ein weiterer Fun-Fakt: Beide Hauptdarstellerinnen spielten vor Anker der Liebe ungefähr zur gleichen Zeit (aber nicht zusammen!) in Game Of Thrones mit: Oona Chaplin als Robb Starks Ehefrau Talisa und Natalia Tena ist Wildling Osha. Der Film ist also sogar etwas für GoT-Fans, was in doppelter Hinsicht passend ist, schließlich spielen auch in GoT die Fragen „Was bedeutet Familie?“ und „Wer sollte mit wem in welcher Konstellation Kinder haben?“ eine zentrale Rolle.

Anker der Liebe (OT: Anchor & Hope, GB/ Spanien 2017, Regie: Carlos Marques-Marcet, Buch: Jules Nurrish/ Carlos Marquet-Marcet, mit Oona Chaplin, Natalie Tena, Geraldine Chaplin, David Verdaguer u.a.), 113 min., Spanisch/ Englisch mit dt. Untertiteln

Ab 6. Juni im Kino und auf den Freiburger Lesbenfilmtagen (19-23.6.)

 

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