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Filmtipp „Dreamers“: Lesbische Liebe im Abschiebeknast

Ein Film über Hoffnung, Liebe und Freundschaft: „Dreamers“ erzählt die Liebesgeschichte zweier Frauen in Abschiebehaft, die selbst in der ausweglosesten Situation den Mut finden zu träumen. Jetzt in der Queerfilmnacht und ab 11. Dez. im Kino.

Salzgeber

Von Saskia Balser

7.12.2025 - Kann Liebe jedes Hindernis überwinden? Kann sie Kraft schenken, um in dunklen Momenten Mut zu schöpfen? Diesen Fragen geht die Regisseurin Joy Gharoro-Akpojotor in ihrem Debütfilm nach. Dreamers führt die Zuschauer:innen in die bedrückende Realität des Hatchworth Removal Centre: Die nigerianische Migrantin Isio (gespielt von Ronkẹ Adékoluẹjo) ist dort gestrandet, weil sie ohne Papiere in Großbritannien lebt.

Nachdem ihr Asylantrag abgelehnt wird, droht nicht nur eine Abschiebung, sondern der Verlust jeglicher Hoffnung. Doch mitten in dieser verzweifelten Lage begegnet sie Farah (Ann Akinjirin), einer Mitgefangenen – und eine unerwartete Liebesgeschichte beginnt.

Hoffnung inmitten von Entmenschlichung

Regisseurin Joy Gharoro-Akpojotor sagt über ihr Spielfilmdebüt: „Dies ist keine Geschichte darüber, was es bedeutet, eine Immigrantin zu sein, oder darüber, wie schrecklich das Migrationssystem ist, auch wenn es der Wahrheit entspricht. Es ist eine Geschichte über zwei Frauen, die trotz einer ungewissen Zukunft am unwahrscheinlichsten aller Ort Liebe finden. Es ist eine Geschichte über den Glauben an die Liebe, auch wenn sie unerreichbar scheint. Es ist eine Geschichte über Hoffnung und Freund:innenschaft.“

Und genau diese Hoffnung durchdringt den Film – auch wenn das System gnadenlos ist. Wie im echten Leben vieler Geflüchteter wird Isios Glaube an Gerechtigkeit und Legalität auf eine harte Probe gestellt. Spätestens, als sie einem Sachbearbeiter „beweisen“ soll, dass sie lesbisch ist, ringt sie um ihren letzten Funken Hoffnung.

Farah hingegen erkennt schnell: Wer allein auf System und Regeln vertraut, findet nichts als Enttäuschung. Als Isio sich weigert, gemeinsam mit Farah und ihren Freundinnen zu fliehen – aus Angst, ihren Antrag und damit ihre Bleibechancen zu gefährden –, wird ihr diese Zurückhaltung zum Verhängnis. Doch sie schmiedet einen neuen Plan.

Warum Dreamers wichtig ist

Mit einer Laufzeit von nur 78 Minuten verzichtet der Film auf Überflüssiges und bringt seine Botschaft konzentriert auf den Punkt. Die Stärke von Dreamers liegt darin, dass er Geflüchtete nicht stereotyp als Opfer zeigt, sondern als Menschen – mit individuellen Sehnsüchten, Ängsten und Hoffnungen.

Gharoro-Akpojotors eigenes Erleben mit dem britischen Asylsystem legt den Film nahe an die Realität. Die Szenen aus Verhören und dem Alltag im Abschiebungszentrum wirken authentisch, weil sie von den Erfahrungen der Regisseurin geprägt sind: sie musste nämlich selbst einen Asylantrag stellen, der glücklicherweise bewilligt wurde.

Mit Dreamers ist der Regisseurin ein mutiger, eindringlicher Film über Liebe, Hoffnung und Selbstermächtigung gelungen. Er macht lesbische Liebe im Asylsystem sichtbar und fordert Empathie. Ein Film, der sich gegen Stereotype stellt – und der zeigt, dass Liebe und Menschlichkeit auch an den unwahrscheinlichsten Orten blühen können.

Dreamers (GB 2025), Buch/ Regie: Joy Gharoro-Akpojotor, englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln, in der Queerfilmnacht Dezember in 50 deutschen und österreichischen Städten (Orte/ Termine), ab 11. Dez. regulär im Kino

 

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