Filmtipp „Rückkehr nach Korsika“: Ein Sommer voller Erinnerungen und eine lesbische Liebe
Warmherzig und leidenschaftlich: Im neuen Film der lesbischen Regisseurin Catherine Corsini kehrt eine Frau mit ihren zwei Töchtern nach Jahren wieder nach Korsika zurück. Für sie beginnt eine Zeitreise, für Jessica ihre erste Liebe zu Gaia. Jetzt im Kino
Von Frank Hermann
13.3.2024 - Im Prolog ist Khédidja (Aïssatou Diallo Sagna) zu sehen, wie sie mit ihren beiden kleinen Töchtern fluchtartig Korsika verlässt. Sie lebte dort mit ihrem Mann und hat beschlossen, ihn zu verlassen.
15 Jahre später kehrt die Schwarze, alleinerziehende Mutter zurück, um den Sommer über bei einer weißen und gutsituierten Familie für deren Kinder und das Haus zu sorgen. Ihre eigenen Töchter Farah (Esther Gohourou) und Jessica (Suzy Bemba), mittlerweile 15 und 18, sind nicht unbedingt begeistert über die Verpflanzung in diese für sie neue Sommerresidenz. Erinnerungen an früher haben sie nicht. Doch sie machen das Beste daraus, jede für sich.
Die Jüngere, Farah, ist hochpubertär und stets auf Krawall gebürstet, vor allem, wenn es um rassistische Angriffe und Gerechtigkeit geht. Schnell gerät sie am Strand mit dem Platzhirsch aneinander, der eine Gruppe von nicht-weißen Jungs verjagt und deren Ball konfisziert. Farah mischt sich ein und macht später eine für sie zunächst lukrative Entdeckung in dem Schuppen. Und bedient das Klischee von der Schwarzen Drogendealerin ...
Jessica verliebt sich in Gaia
Jessica (Suzy Bemba), introvertierter als Farah, ist am Anfang ihres Studiums und erlebt ihre allererste Liebe mit Gaia (Lomane de Dietrich), der Tochter von Khédidjas Arbeitgebern. Deutlich entspannter als ihre Schwester, beginnt sie das neue Abenteuer zu genießen.
So wird die Postkartenästhetik schnell mit Leben gefüllt, was den Darstellerinnen der Töchter zu verdanken ist. Farah und auch ihre Mutter erleben zwar auch kleine Affären, aber richtig zur Sache geht es bei Jess und ihrer neuen Freundin mit allen Schikanen. Sex, Drugs & Rock’n‘Roll, Sachbeschädigung bei einer Party inklusive. Rattazong!
Die ziemlich sorglose Gaia möchte am liebsten gleich mit Jessica zusammenziehen. Ihr Vater weiß angeblich nicht, wohin mit seinem vielen Geld und soll dann die Wohnung bezahlen. Er ist großzügig, gerade auch Jess gegenüber, die er gerne studienmäßig fördern würde. Seine Attitüde ist indessen allzu demonstrativ jovial. Gaia rät ihrer Freundin: „Nimm an, was dir geboten wird, du verdienst es.“
Bei Drogen allerdings sollte Jess besser vorsichtig sein, denn das kann nach einer besonders langen Partynacht auch mal in der Notaufnahme enden - Coming-of-Age kann schön, aber auch schwierig sein. Immerhin ist Farah rechtzeitig zur Stelle und lässt dafür sogar ihren Strand-Galan, den blonden Platzhirsch, stehen.
Lesbische Regisseurin und stark spielende Darstellerinnen
Khédidja indessen wird teilweise von ihren beiden Mädchen, die letzten Endes eine starke Allianz bilden, abgewiesen. Mithilfe der Großmutter der beiden jungen Frauen wird das Geheimnis um die überstürzte Flucht vor 15 Jahren enthüllt. Mutter und Töchter indessen finden zueinander beim versöhnlichen Finale dieses nicht allzu tiefgründigen, doch warmherzigen und immer wieder auch leidenschaftlichen Films.
Die lesbische Regisseurin Catherine Corsini (La Belle Saison – Eine Sommerliebe - unsere Filmkritik) stellt auch hier interessante Frauenfiguren in den Vordergrund. Hier sind es in erster Linie die stark spielenden Jungschauspielerinnen, besonders Esther Gohourou als die Jüngste im Bunde. Promising! Aïssatou Diallo Sagna hatte Corsini 2021 bereits als Laiendarstellerin bei In den besten Händen (Gewinner des LGBTQ-Filmpreises Queer Palm in Cannes 2021) eingesetzt. Es war Sagnas erste Rolle und brachte ihr den französischen Filmpreis César als beste Nebendarstellerin ein!
Rückkehr nach Korsika, F 2023, Regie: Catherine Corsini, Buch: C. Corsini Naïla Guiguet, Agnès de Sacy, 107 min., Kinostart: 14. März 2024
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