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Früher Frauenkneipe - heute "Takeover Friday"

Beim Takeover Friday „besetzen“ Lesben und Schwule für einen Abend eine Kneipe, die normalerweise hetero ist. Im Rhein-Main-Gebiet ist dieser Trend aus den USA längst angekommen. Heute Abend etwa übernehmen Lesben eine Café-Bar in Frankfurt-Bockenheim.

Foto: Christian Benke, CC-BY-NC-SA

Von Kerstin Fritzsche

l-mag.de, 14.11.2014 - Einfach mal 'ne Kneipe übernehmen - nein, damit ist nicht gemeint, dass ihr unter die Gastronominnen gehen sollt, sondern es geht um den „Takeover Friday“. Bei dem vor 13 Jahren in den USA erfundenen Trend „besetzt“ eine lesbisch-schwule oder lesbische Gruppe an einem Freitag im Monat eine Bar oder Kneipe, die nicht queer ist, macht sich also Räume zu eigen, die sonst hetero sind.

Der Trend ist längst auch in Deutschland angekommen: im Rhein-Main-Gebiet gibt es den „Takeover Friday“ schon etliche Jahre. Am ältesten ist die „Kneipen-Übernahme“ wohl in Mainz. Dort hat der Amerikaner Jeff den lesbisch-schwulen „Takeover Friday“ (ToF) 2006 initiiert. Der IT-Berater, der aus dem Geburtsort des Trends, Charlotte/North Carolina, stammt, ist seit 1991 in Deutschland, seit 2002 in Mainz. „Wir wollten mehr Locations in Mainz“, erzählt Jeff, und in der Regel sei es auch kein Problem, Gastwirte für sich zu gewinnen. „Es gab nur zwei Mal Schwierigkeiten mit Wirten nach der Buchung. Aber fast immer sind sie offen - Mainzer halt!“, sagt Jeff lachend. Im Verteiler stehen inzwischen rund 200 Namen, 10 bis 20 kommen immer, Höchststand waren mal 80 Leute, der Frauenanteil schwankt zwischen null und 95 %. Viele Paare hätten sich dort schon gefunden, erzählt Jeff. „Ich selbst habe meinen Freund dort vor acht Jahren kennen gelernt!“

Auch der „Takeover Friday“ in Frankfurt, der dort als „Ladies Lounge“ firmiert, findet schon seit sechs Jahren statt, an jedem zweiten Freitag im Monat und das nächste Mal heute Abend (14. Nov., s. unten). „Räume für den Ladies Takeover zu finden, war nie ein Problem“, erzählt Initiatorin Franca. „Viele Wirte sehen es sogar als Werbung, wenn sie als gay-friendly gelten. Manche fragen inzwischen schon selbst an, ob wir zu ihnen kommen wollen.“

Zur „Ladies Lounge“ kommen ohne große Werbung meistens um 150 Frauen, vor allem über 30-Jährige, für die eigene Orte vermutlich immer noch wichtiger sind als für die Jüngeren. Franca führt den Erfolg aber auch darauf zurück, dass das Angebot für Lesben in letzter Zeit nachgelassen hat. Es gebe nur noch wenige kulturelle Veranstaltungen und zu wenige Macherinnen, meint sie. „Die meisten wissen, dass das viel Arbeit ist und sich nicht wirklich rechnet.“

Ladies Lounge, nächster Termin: 14. Nov., ab 20 Uhr im Lilium, Leipziger Str. 4, Frankfurt

Infos: www.ladies-lounge.or, www.facebook.com/LadiesToF

Takeover Friday, nächster Termin: 21. Nov., ab 20 Uhr im Besitos, Bahnhofsplatz 4, Mainz

Infos: www.takeoverfriday.de

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