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Fußball-WM 2023: Aus der Traum für Deutschland

Zum ersten Mal in der WM-Geschichte scheiden die DFB-Frauen nach der Vorrunde aus - da ist es kein Trost, dass auch andere Favoritinnen die Koffer packen mussten. Woran lag‘s? Wie geht’s weiter? Und auf welche Teams sollen wir jetzt schauen?

Imago/ Eibner Alex Popp schreit nach einer weiteren vergebenen Torchance ihren Frust raus

Von Uta Zorn

5.8.2023 - Die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen ist bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland in der Vorrunde ausgeschieden. Im entscheidenden Gruppenspiel kam die Auswahl von Martina Voss-Tecklenburg nicht über ein 1:1 gegen Südkorea hinaus und erreichte damit in der Gruppe H nur den 3. Platz. Kolumbien und Marokko ziehen an Deutschland vorbei und ins Achtelfinale ein.

Zum ersten Mal in der Geschichte schafft es Deutschland nicht in die K.O.-Runde, obwohl die Weltranglistenzweiten insbesondere nach ihrem glänzenden Auftritt bei der EM im letzten Jahr zum Favoritenkreis gehörten. Was war passiert?

Kreatives Angriffsspiel fehlte

Nach dem 6:0-Torfestival gegen Marokko zum Auftakt des Turniers folgte die schmerzhafte 1:2-Niederlage gegen Kolumbien. Ein Ausrutscher … aufstehen … Krone richten … weiterspielen – so dachten vermutlich viele.

Doch das, was im Spiel gegen Kolumbien vermissen ließ - ein überzeugendes kreatives Angriffsspiel - fehlte auch in der letzten Partie gegen Südkorea. Spielfluss, Kombinationen durch die Mitte oder Abschlüsse aus der zweiten Reihe waren Mangelware. Flanke – Kopfball – Popp als einziges Mittel in der Offensive ist da zu wenig. Das DFB-Team war leicht auszurechnen und daher einfach zu verteidigen, wie Kolumbien und Südkorea bewiesen haben.

Stimmung und Einsatzbereitschaft stimmten

Die Stimmung im Team war gut, auch an Einsatzbereitschaft hat es nicht gefehlt. Doch musste man den Eindruck gewinnen, dass dieses Team nicht auf Unerwartetes reagieren kann. Der frühe Treffer der Südkoreanerinnen in der 6. Minute, nachdem die Abseitsfalle nicht zuschnappte, wirkte wie ein Schock, gegen den das Team kein Mittel fand. Die individuelle Klasse einer Lena Oberdorf, einer Alex Popp oder auch die starken Impulse der eingewechselten Sydney Lohmann reichen nicht mehr für die Weltspitze. Diese Qualität muss im Verbund auf den Platz gebracht werden. Möglicherweise war auch der Druck zu groß oder die Krone zu schwer.

Das WM-Aus in der Vorrunde ist bitter. Der Fußball der Frauen in Deutschland hätte den Aufwind, der um das Nationalteam in England entstanden ist, weiterhin dringend nötig. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Trend der steigenden Zuschauerzahlen und der größeren medialen Aufmerksamkeit fortsetzt.

Auch weitere Titel-Aspirantinnen enttäuschten

Zwei weitere Nationen der Top 10 der Weltrangliste mussten ebenfalls die Koffer packen. Die amtierenden Olympiasiegerinnen aus Kanada mussten sich im letzten Gruppenspiel mit 4:0 gegen Australien geschlagen geben. Damit endet auch die unglaubliche Karriere von Kapitänin Christine Sinclair, der besten internationalen Torschützin aller Zeiten (190 Tore in 326 Länderspielen).

Auch für Brasilien unter der schwedischen Trainerin Pia Sundhage ist nach der Vorrunde Schluss. Die Königin, wie die sechsmalige Weltfußballerin Marta in ihrem Land genannt wird, verlässt die Fußballbühne ungekrönt.

Die dritte „GOAT“ (greatest of all time) des Weltfußballs, Megan Rapinoe, hat mit ihrem Team USA gerade so als Gruppenzweite die Vorrunde überstanden.

Können die Überraschungsteams weiter überzeugen?

Souveräner, mit jeweils drei ungefährdeten Siegen, waren die Auftritte von Japan, England und Schweden. Die Überraschungsteams der Vorrunde heißen Nigeria, Südafrika und Jamaika. Von ihrem Verband kaum unterstützt, starteten die Jamaikanerinnen ein Crowdfunding, um überhaupt die Reise zur WM antreten zu können - und jetzt stehen sie im Achtelfinale.

Für die kommenden zwei Wochen bleiben auf jeden Fall spannende Fußballfragen offen: Setzen sich die Gastgeberinnen aus Australien gegen Dänemark durch? Gelingt Nigeria die nächste Überraschung gegen England? Wie weit kommen die so diszipliniert und clever spielenden Japanerinnen? Schicken die Schwedinnen die bisher nicht überzeugenden Weltmeisterinnen aus den USA nach Hause? Welches der europäischen Teams spielt den besten Fußball: Spanien, Frankreich oder doch die Niederlande? Wer entscheidet das Spiel: das 18-jährige kolumbianische Supertalent Linda Caicedo oder der Teamspirit der Reggae Girlz aus Jamaika?

Für das deutsche Team um Martina Voss-Tecklenburg bleibt derweil nur wenig Zeit für die Aufarbeitung des WM-Debakels. Bereits am 22. September startet die Nations League und damit die Qualifikation für die zwei europäischen Startplätze bei den Olympischen Spielen 2024.

Die WM-Achtelfinal-Partien im Überblick:

Alle Spiele werden live von ARD oder ZDF übertragen oder im Live-Stream übertragen.

Sa, 5. Aug.: Schweiz – Spanien (7:00 Uhr), Japan – Norwegen (10:00 Uhr)

So, 6. Aug.: Niederlande – Südafrika (4:00), Schweden – USA (11:00)

Mo, 7. Aug.: England – Nigeria (9:30), Australien – Dänemark (12:30)

Di, 8. Aug.: Kolumbien – Jamaica (10:00), Frankreich – Marokko (13:00)

Viertelfinale: 11. und 12. Aug.

Halbfinale: 15. und 16. Aug.

Spiel um Platz 3: 19. Aug.

Finale: 20. Aug.

 

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