Fußball-WM in Katar - LSVD fordert: „Nicht einschalten, nicht hinfahren, kein Geld ausgeben“
Ein Jahr vor Beginn der Fußball-WM in Katar fordert Alfonso Pantisano vom LSVD-Bundesvorstand eine klare Haltung gegenüber dem LGBTQ-feindlichen Gastgeberland und in letzter Konsequenz den Boykott.
22.11.2021 - Am 21. November 2022 beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar – und ein Jahr vor dem Anpfiff hat der Lesben- und Schwulenverband Deuschland (LSVD) vom DFB und der gesamten Gesellschaft verlangt, gefordert, eine klare Haltung gegenüber der miserablen Menschenrechtslage von LGBTQ-Personen im Gastgeberland zu zeigen.
„Ich erwarte vom DFB mehr als nur eine Regenbogenbinde“
„Haltung zeigt sich nicht, indem man gerade steht auf dem Fußballplatz. Haltung zeigt sich darin, dass man stehen bleibt und kein Territorium betritt, das mit Blick auf die Menschenrechte ein Minenfeld ist“, sagte Alfonso Pantisano vom LSVD-Bundesvorstand der Webseite Watson. „Ich erwarte vom DFB mehr als nur eine Regenbogenarmbinde.“
Konkret meint er damit: den Boykott des Turniers: „Wir müssen dem Regime in Katar den Geldhahn zudrehen. Wir haben die Wahl: nicht einschalten, nicht hinfahren, kein Geld ausgeben. Und zwar alle zusammen, nicht nur die LGBTIQ+-Community.“
Haltung zeigt sich nicht, indem man gerade steht auf dem Fußballplatz. Haltung zeigt sich darin, dass man stehen bleibt und kein Territorium betritt, das mit Blick auf die #Menschenrechte ein Minenfeld ist. Deswegen steht gerade der @DFB auch in der Verantwortung! #katar#WMpic.twitter.com/g71oWZcCW0
— Alfonso Pantisano (@Pantisano) November 17, 2021
Homosexualität ist im Golf-Emirat verboten und kann mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft werden. Nach Scharia-Recht darf für homosexuelle Muslime sogar die Todesstrafe verhängt werden. Auch wenn das aktuell offenbar nicht passiert, genügt das als Einschüchterung. „Das ist etwas, was mir große Angst macht und ich würde nicht wirklich nach Katar gehen wollen“, sagte etwa der australische Fußballer Josh Cavallo (Adelaide United), der sich Ende Oktober als schwul outete (und damit aktuell der einzige offen schwule Spieler einer Topliga ist), kürzlich im The Guardian-Podcast.
Die WM-Verantwortlichen in Katar haben zwar angekündigt, die FIFA-Richtlinien hinsichtlich Toleranz und Inklusion zu akzeptieren und betont, dass Regenbogenfahnen im Stadion erlaubt seien und ausländische Fußballfans nichts zu befürchten hätten – ob das aber auch für einheimische Bevölkerung gilt, lässt sich bezweifeln.
DFB hofft auf „Brückenbau“, Thomas Hitzlsperger bezweifelt das
Der DFB hat in einer Stellungnahme auf seiner Webseite zwar die Vergabe des Turniers an Katar kritisiert, hält „einen Verzicht aber für nicht zielführend“ und äußert die Hoffnung, „dass der Sport auf und abseits des Platzes Brücken bauen kann“.
Dass sich Katar durch die Fußball-WM in ein offeneres Land verwandel, bezweifelt Thomas Hitzlsperger, schwuler Ex-Nationalspieler und Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart. „Meine Hoffnung auf Verbesserung hält sich in Grenzen“, sagte er letzte Woche dem Kicker. „Es wird der FIFA nicht schwerfallen, vier Wochen lang Bilder zu zeigen, die den Eindruck von Fortschritt vermitteln, ohne dass sich im Land in den kommenden Jahren grundsätzlich etwas ändert. Aber an eine nachhaltige Verbesserung allein durch eine WM glaube ich nicht. Russland ist nach der letzten WM auch nicht demokratischer und liberaler geworden.“
Mit seiner autoritären Regierung steht das Emirat im Demokratie-Index 2020 der Zeitschrift The Economist auf Platz 126 von 167 Ländern. Vor allem die Frauenrechte sind dort stark eingeschränkt, wie die Organisation Human Rights Watch im März berichtete. Auch die unmenschlichen Bedingungen für die Arbeitsmigranten, die die WM-Stadien bauen, sorgten von Anfang an für heftige Kritik.
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