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Fußball-WM - Rapinoe hat Recht: Nur mit Lesben lassen sich Turniere gewinnen

Die USA verteidigen ihren Weltmeister-Titel, die Niederlande waren ein toller Finalgegner, und Megan Rapinoe machte aus dem Turnier mehr als ein sportliches Großereignis. L-MAG-Fußballreporterin Uta Zorn war während der WM vor Ort und zieht ihr Fazit.

Uta Zorn

Von Uta Zorn aus Lyon

8.7.2019 - Die USA gewinnen das Finale der Weltmeisterschaft gegen die Niederlande mit 2:0 und werden zum vierten Mal Weltmeister. Megan Rapinoe gewinnt alles, was es zu gewinnen gibt (siehe unten), und die Niederlande waren ein toller Finalgegner.

Sie zeigten ihre beste Turnierleistung, und ihre Kapitänin Sari van Veenendaal wurde zur besten Torfrau der WM gewählt. Nach tollen Paraden musste sie sich erst nach einem Elfmeter durch Rapinoe in der 62. Minute geschlagen geben. Rose Lavelle traf kurz drauf nach einem feinen Solo zum Endstand von 2:0.

Nicht nur die US-Fans im Stadion skandierten bei der Siegerehrung „equal pay, equal pay“ (= gleiche Bezahlung), und in einer Lyoner Kneipe wurde der Reporter von Fox-News durch „Fuck Trump“-Rufe aus dem Konzept gebracht.

Uta Zorn Megan Rapinoe wurde als "Player of the Match" ausgezeichnet, bekam den "Golden Ball" als beste WM-Spielerin und den Goldenen Schuh als Torschützenkönigin des Turniers (6 Tore, 3 Assists - wie auch Alex Morgan, aber in kürzerer Spielzeit)

Durch Rapinoe nicht nur ein sportliches Großereignis

Diese WM war tatsächlich mehr als nur ein sportliches Großereignis, und ihre Heldin heißt Megan Rapinoe: Sie sang aus Protest gegen Rassismus nicht bei der Nationalhymne mit, verklagte (vor dem Turnier) mit ihrem Team ihren Verband wegen geschlechtsspezifischer Diskriminierung, kritisierte öffentlich sowohl Fifa-Präsident Infantino („Es fühlt sich nicht an, als würde die Fifa die Frauen gleichermaßen respektieren.“), der prompt vor der Pokalübergabe ausgepfiffen wurde, als auch Donald Trump und kündigte an, dessen Einladung auszuschlagen („Ich gehe nicht ins fucking Weiße Haus.“) - und: Rapinoe zeigte mit ihren 34 Jahren die beste Leistung ihrer Karriere und führte als (Ko-)Kapitänin ihr Team zum Titel. Sie wurde Torschützenkönigin der WM und auch zur besten Spielerin des Turniers gewählt. Und na klar, offen lesbisch ist sie auch noch.

Ihr Satz „Du kannst kein Turnier ohne die Lesben in deinem Team gewinnen. Das hat noch nie funktioniert. Das ist Wissenschaft“ bestätigte sich mit dem Titelgewinn und wurde auch vom offiziellen Team-Account bekräftigt: „Told ya“ (= Ich hab’s doch gesagt) steht dort über einem Foto von Rapinoe, Ali Krieger und deren Verlobter, Ersatz-Torfrau Ashlyn Harris - drei der fünf offen lesbischen Teammitglieder.

Niederlande: tolles Turnier, vorbildliche Fan-Unterstützung

Für Europameister Holland war das Erreichen des Finales schon ein großer Erfolg, da dürfte die Niederlage gegen das beste Team des Turniers nicht so arg schmerzen. Unsere Nachbarinnern können stolz sein auf ihr Team, auf ihre Fans, aber auch auf ihren Verband.

Dieser organisiert in vorbildlicher Weise die Unterstützung ihrer kickenden Frauschaft. Die Fans konnten während der ganzen WM die Tickets über den Verband bestellen und saßen so gemeinsam in einem großen Fanblock im Stadion.

Anders bei den deutschen Fans: Die besuchten zwar auch zahlreich die WM, saßen aber versprenkelt in den Stadien, weil die Koordination des DFB fehlte.

Uta Zorn Bereits bei ihrer zweiten WM-Teilnahme Vize-Weltmeisterinnen: Die Niederlande (die ebenfalls fünf lesbische Spielerinnen im Kader haben)

Der DFB setzt auf ein schlappes "Weiter so, wird schon"

Diese WM war ein nächster Meilenstein für den Fußball der Frauen: Das Medieninteresse ist enorm gestiegen, die TV-Einschaltquoten, selbst in den bereits ausgeschiedenen Ländern erreichten Rekordzahlen.

In Deutschland wächst allerdings zu Recht die Kritik am DFB (wie etwa hier in der taz). Die Verantwortlichen setzen auf ein „Kopf hoch“, agieren nach dem Motto „Wir machen einfach mal so weiter, wird schon“ und terminieren das nächsten Länderspiel gegen Montenegro am 31. August um 12.30 Uhr in Kassel. Toll.

Lieber DFB: Allein auf die Kompetenz von Martina Voss-Tecklenburg zu setzen, ist zu wenig! Schafft die notwendigen Strukturen, stellt die nötigen Mittel zu Verfügung, und nehmt die Frauen in eurem Verband endlich ernst!

Wir beenden nun die Berichterstattung live von der WM in Frankreich, gratulieren den USA zu Gold, der Niederlande zu Silber und Schweden zu Bronze (die Schwedinnen gewannen am Samstag gegen England verdient mit 2:1) und werden gespannt verfolgen, wann die US-Girls statt im Weißen Haus in der Ellen-Show auflaufen:

Weiterlesen: Fußball-WM: USA und Niederlande im Finale

Neuer Rekord: Die lesbischen Stars der Fußball-WM

Alles rund um Frauen-Fußball findet ihr auf Uta Zorns Webseite Cornerkick.

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