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Geschichte und Zukunft zugleich: Lesbisch-feministisches Frauen-Archiv geht online

Ab heute online: Das einzigartige Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF), das den Kampf um gleiche Rechte, sexuelle Freiheit und politische Teilhabe dokumentiert. Auf der „Feministischen Sommeruni“ in Berlin wird der Start am Samstag groß gefeiert.

Wikimedia Commons/ gemeinfreiFeministinnen der ersten Stunde (v.l.n.r.): Anita Augspurg, Marie Stritt, Lily von Gizycki, Minna Cauer und Sophia Goudstikker (um 1896)

Von Clara Woopen

13.9.18 - Heute geht ein lesbisch-feministisches Großprojekt und zugleich eine Sensation an den Start: das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF). In diesem Wissensportal werden die Bestände der deutschsprachigen Lesben-/ Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen online gestellt. Die Geschichte der Frauenbewegung wird damit so leicht zugänglich wie noch nie – und das kostenlos!

Geballtes Wissen zum Stöbern und Schmökern

Erstmals so viel geballtes Wissen an einer Stelle Hier wird feministische Geschichte und Zukunft gleichzeitig geschrieben: Zum ersten Mal wird das geballte Wissen der historischen Frauenbewegungen in Deutschland online zur Verfügung stehen. Eine lesbische Zeitschrift aus den 1920ern, Protokolle von Frauen- und Lesbengruppen aus den 1980ern, private Tagebücher und Regalmeter wissenschaftlicher Literatur sind dann nur noch einen Mausklick entfernt.

„Auch Material, was noch in einem Archiv im Karton liegt, wird jetzt erfasst. Das DDF wird was zum Schmökern“, schwärmt Susanne Diehr von der DDF-Geschäftsstelle, die im Auftrag des Dachverbandes deutschsprachiger Lesben-/Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen (i.d.a.) auch die Sommeruni ausrichtet.

Ein Großteil der Bestände ist direkt online einsehbar

Schon seit 2015 kann im gemeinsamen META-Bibliothekskatalog online nachgesehen werden, ob ein gewünschtes Buch in Kassel oder in Saarbrücken steht. Das Suchergebnis war bisher bisweilen mit einer kleinen Reise durch Deutschland verbunden. Denn die i.d.a.-Einrichtungen verleihen kein Archivmaterial und auch eine Fernleihe ist nicht immer möglich. Die sensationelle Neuerung des DDF ist also, dass ein Großteil der Bestände direkt auf der Homepage einsehbar wird. Neben den konventionellen Bibliotheksbeständen wie Büchern und Zeitschriften wird es auch historische Buttons, Plakate und Fotos zu entdecken geben.

Eine weitere Besonderheit des DDF werden die Überblickstexte sein, die den Einstieg ins Material erleichtern sollen. Das sind Porträts der wichtigen Akteurinnen und Essays zu lokalen Ereignissen, Phasen der Bewegung oder wichtigen Themen wie Frauenarbeit.

Gefördert wird das DDF bis Ende 2019 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Damit wird ganz offiziell honoriert, was die Einrichtungen vorher zu einem großen Teil ehrenamtlich und mit nur kleinen oder teilweise bezahlten Stellen geleistet haben. Für die Digitalisierung der kompletten Bestände der i.d.a.-Einrichtungen reicht die Finanzierung allerdings nicht aus. Aber in Saarbrücken wurde die DDF-Stelle bereits aus Landesmitteln um ein Jahr weiterfinanziert. Geplant ist, das Wissensportal fortlaufend zu verdichten. Für die Zukunft der feministischen und lesbischen Geschichte hat der i.d.a.-Dachverband gesorgt.

Die Sommeruni in Berlin ist nicht nur für Akademikerinnen

Zum Start des DDF organisieren die i.d.a.-Frauen am 15. September die „Feministische Sommeruni“ in der Humboldt-Universität zu Berlin. Damit wird eine alte feministische Tradition wiedergeboren: Von 1976 bis 1983 gab es die Frauen-Sommeruniversitäten im damaligen West-Berlin an der Freien Universität und an der Technischen Universität. Dort wurde der Grundstein für die Frauenforschung gelegt, aus der sich später die Gender Studies entwickelten.

Ein Thema der Sommeruni war stets, wie Frauen den akademischen Raum erobern können, wie sie an die Stellen und ihre Themen in der Wissenschaft kommen. Exklusiv akademisch war und wird diese Sommeruni aber nicht. „Wir laden explizit die Bewegung an so einen akademischen Ort ein“, sagt Susanne Diehr. „Denn wir sind davon überzeugt, dass sich die Wissenschaft und das Wissen auch dank der Frauen- und Lesbenbewegung verändert.“

Feminismus in all seiner Vielfalt – und mit L-MAG

Im Programm unter dem Motto "Frauen machen Geschichte" stehen über 60 Workshops, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen und kreative Gesprächsformate wie die Diskussionsmethode „Fishbowl“. Eingeladen sind Feministinnen aus allen Generationen und aller Meinungsspektren – die Sommeruni möchte Feminismus in seiner Vielfalt abbilden. „Es wird sicher spannende Diskussionen geben“, lacht Lena Kühn vom FFBIZ, dem Frauenforschungs-, -bildungs und –informationszentrum in Berlin, das unter anderem einen Workshop zu Trans*Feminismus anbietet, ein bis heute umstrittenes Thema. Und über Sexarbeit und Prostitution referieren sogar Aktivistinnen und Initiativen mit entgegengesetzten Zielen.

L-MAG ist Medienpartner und lädt zur Podiumsdiskussion „Wo Frau draufsteht, ist feministisch drin? Feministische Medien auf dem Prüfstand“ mit feministischen Journalistinnen und (Medien-)Macherinnen ein.

Hier geht’s zum Digitalen deutschen Frauenarchiv (DDF).

Infos zur Feministischen Sommeruni (15. Sept., Humboldt-Uni Berlin) stehen hier. Anmeldungen sind leider nicht mehr möglich, aber wir berichten nächste Woche über die Veranstaltung.

Dieser Text ist die gekürzte Version eines Artikels, der ungekürzt im aktuellen L-MAG nachzulesen ist (im Bahnhofsbuchhandel und auf diesen Wegen erhältlich).

 

 

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