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Hauen Lesben eher zu?

Erstmals gibt es Zahlen zur Gewalt in lesbischen und schwulen Partnerschaften. Eine Auswertung des Bundeskriminalamts (BKA) legt nahe, dass verpartnerte Lesben gewalttätiger sind als Schwule - oder gehen die Opfer nur eher zur Polizei?

Pixabay

Von Julius Brockmann

l-mag.de, 27.11.2016 – Erstmals gibt es in Deutschland eine Statistik, die Aufschluss über Gewalt in homosexuellen Beziehungen gibt. Das BKA stellte in der vergangenen Woche eine Studie vor, nach der Frauen in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft viel häufiger Opfer von Gewalt werden als schwule Männer. Dies belegt eine Auswertung der angezeigten Beziehungsdelikte aus dem Jahr 2015.

451 Beziehungsdelikte - zwei Drittel bei Frauenpaaren

Todesfälle gab es bei verpartnerten Lesben und Schwulen in diesem Zeitraum keine (heterosexuelle Ehen: 210 Tote). Angezeigt wurden aber 451 Fälle von Körperverletzung, Vergewaltigung, Stalking und Bedrohung.

Schlüsselt man die Gruppe der Homosexuellen weiter auf, scheinen Lesben eher als Schwule zur Gewalt zu neigen. Denn gut zwei Drittel der Anzeigen betreffen Frauenpaare.

In der Statistik tauchen vier Fälle von Vergewaltigung oder sexueller Nötigung auf, die in einer lesbischen Beziehung begangen worden sein sollen. Zum Vergleich: Aus schwulen Beziehungen wurden keine derartigen Fälle bekannt.

Körperverletzung bei Lesben häufiger als bei Schwulen

Zudem brachten verpartnerte Frauen 57 gefährliche Körperverletzungen und 344 einfache vorsätzliche Körperverletzungen zur Anzeige. Auch hier gibt es in schwulen Beziehungen deutlich geringere Zahlen: 37 gefährliche Körperverletzungen und 136 vorsätzliche einfache Körperverletzungen sind in der Statistik vermerkt.

Auch beim Thema Stalking liegen die Lesben vorne: Dem BKA sind 25 lesbische Fälle bekannt, aber nur einer aus einer schwulen Partnerschaft.

Warum die Fallzahlen bei Lesben so viel höher sind als bei Schwulen, ist unklar. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass nur die bei der Polizei angezeigten Fälle in der Statistik auftauchen. Und gerade Männer neigen laut BKA dazu, nicht zur Polizei zu gehen, die Dunkelziffer sei sehr hoch. Ein möglicher Grund dafür: Männer wollen nicht als schwächlich gelten.

Mehr Gewalt als in Hetero-Ehen - oder höhere Anzeigebereitschaft?

Die Zahlen des BKA lassen zudem den Schluss zu, dass es bei verpartnerten Homosexuellen prozentual etwas häufiger Gewalt gibt als in Hetero-Ehen. Oder zeigen Lesben eheliche Gewalt einfach nur häufiger an?

In Deutschland leben ungefähr 17,5 Mio. heterosexuelle Ehepaare und rund 41.000 verpartnerte Paare: 24.000 Schwulen- und 17.000 Lesbenpaare.

2015 wurden insgesamt 127.457 Fälle angezeigt, in denen Menschen Opfer einer Gewalttat durch ihre Partner oder Ex-Partner wurden, davon waren knapp 82% Frauen.

Die BKA-Studie „Partnerschaftsgewalt. Kriminalstatistische Auswertung 2015“ ist hier als PDF downloadbar.

Das kostenlose Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bietet betroffenen Frauen bundesweit und rund um die Uhr Beratung in 15 Sprachen an: 0800 116 016.

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