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Holocaust-Gedenktag: Lesbische Erinnerungskultur mit Stolpersteinverlegung

Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar erinnern die Wirtschaftsweiber e.V. an verfolgte Lesben und ehren in Köln Dr. Hertha Kraus mit der Verlegung eines Stolpersteins.

Alexandra Sackmann

Von Claudia Lindner

27.1.2022 - Bei der Erinnerung an die Verfolgten des NS-Regimes in Deutschland waren queere Opfer oft unsichtbar, was erst recht für lesbische Frauen gilt. Erst in letzter Zeit findet eine Auseinandersetzung um die Ehrung von lesbischen Opfern statt, wie die Zustimmung für die Errichtung einer Gedenkkugel in der Gedenkstätte Ravensbrück zeigt (wir berichteten).

Um diese Erinnerungskultur auch lokal zu fördern, haben die Wirtschaftsweiber e.V. in Köln einen Stolperstein für die Sozialwissenschaftlerin Dr. Hertha Kraus gestiftet. Unterstützt wurde die Verlegung vom Kölner Frauengeschichtsverein e.V. und dem NS-Dokumentationszentrum Köln. „Lesbische Frauen werden in der Geschichte oft unsichtbar gemacht. Unser Ziel war es diese Unsichtbarkeit zu benennen und hier aktiv zu werden.

Mit der Wahl von Dr. Hertha Kraus bekommt eine Lesbe als historische Figur im Kölner Stadtbild Sichtbarkeit“, so Alexandra Sackmann von der Regionalgruppe der Wirtschaftsweiber in Köln.

Alexandra Sackmann Maria Tillessen (l.) und Alexandra Sackmann von den Wirtschaftsweibern mit dem Künstler und Stolperstein-Initiator Gunter Demnig

Dr. Hertha Kraus wurde nach dem Studium der Sozialwissenschaften und ihrer Promotion 1923 mit nur 25 Jahren zur Stadtdirektorin und Leiterin des Wohlfahrtsamts Köln berufen. Als solche initiierte sie zahlreiche Programme der Wohlfahrtspflege und engagierte sich zudem unter anderem für erwerbslose Mädchen sowie im Allgemeinen Deutschen Frauenverein. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 war die berufliche Karriere des SPD-Mitglieds jüdischer Herkunft sofort beendet. Um der drohenden Verhaftung zu entgehen, flüchtete sie und emigierte noch 1933 in die USA, wo sie als Universitätsdozentin arbeitete.

Nach Kriegsende kehrte sie auf Bitte von Konrad Adenauer mit dem American Friends Service Commitee mehrmals nach Deutschland zurück. Schwerpunkte ihrer Arbeit waren dabei die Gründung von Nachbarschaftsheimen, das Halten von Ausbildungskursen zur „Social Case Work“- Methode oder die Reorganisation der Arbeiterwohlfahrt. Bis zu ihrem Tod 1968 arbeitete sie international an der Integration von humanitären und demokratischen Werten in die soziale Arbeit. Der Stolperstein wurde im September 2021 vom Künstler Gunter Demnig verlegt und trägt die Aufschrift: „Märchenstr. 54 wohnte Dr. Hertha Kraus, Jg. 1897, Berufsverbot 1933, Flucht 1933, USA“. Als eine von 18 Frauenfiguren ist Hertha Kraus auch am Kölner Rathausturm verewigt.

Die Wirtschaftsweiber e.V. sind ein bundesweites Netzwerk für lesbische Frauen in der Wirtschaft.

 

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