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Hundertausendfache Frauenpower in Washington

Von der Putzfrau bis zum Popstar: Beim “Women’s March on Washington” am Samstag demonstrieren Frauen aus ganz USA für Gleichberechtigung, LGBT-Rechte, soziale Gerechtigkeit – und gegen die neue Trump-Regierung. Auch viele Promis haben sich angekündigt.

womensmarch.com

Von Merryn Johns

l-mag.de, 18.1.2017 – Wer sind die Frauen, die am 21. Januar zum "Women’s March on Washington" kommen? Es sind nicht die üblichen weißen, heterosexuellen Feministinnen, die das Recht auf Familienplanung und gleiche Bezahlung fordern. Die Zeiten haben sich geändert, und der künftige Präsident Donald Trump hat ironischerweise einen vielfältigeren und geschlosseneren Feminismus hervorgebracht, als es ihn je zuvor gab.

Hunderttausende Menschen, vor allem Frauen, werden am Tag nach Trumps Amtseinführung in Washington D.C. erwartet. Am selben Tag werden über 300 Proteste in ganz USA und Unterstützer-Demos in dreißig weiteren Ländern stattfinden.

Instagram Zerlina Maxwell, Sarah Sophie Flicker und Jess McIntosh vom Orgateam (v.l.n.r.)

“Ich bin eine schwarze Frau, ich bin queer, ich bin Immigrantin, und alles, was unter Trump und [Vizepräsident] Pence passiert, wird mich betreffen, vielleicht zu meinem Nachteil. Es bricht mir das Herz, dass so viele Frauen [Trump-Pence] gewählt haben”, sagte die jamaikanisch-amerikanische Hausangestellte June Barrett der Zeitung The Guardian. Barrett ist eine von vielen lesbischen, queeren und bisexuellen Teilnehmerinnen – und eine von vielen nichtweißen Frauen.

Gleichheit für alle - Solidarität mit allen Benachteiligten

Diese Demo will wirklich intersektional sein und soziale Gerechtigkeit und LGBTQIA-Rechte ebenso thematisieren wie die bekannten, aber nie erreichten Ziele der gleichen Bezahlung und Reproduktivrechte.

Der Schwerpunkt liegt nicht mehr nur auf Feminismus, sondern auf Gleichheit für alle – einschließlich Immigranten, Queers und progressiv denkende Frauen, denen der neue Präsident kein Gehör schenken wird. Es wird damit auch eine Demonstration gegen die Frauen, die Trump wählten – 53 Prozent der weißen Frauen, um genau zu sein.

Der "Women’s March on Washington" will der anfänglichen Skepsis begegnen und eine der inklusivesten Frauendemos der Geschichte werden: Schwarze Frauen gehören zum Organisationsteam, Armen wurde finanzielle Unterstützung für die Anreise angeboten, und auch genderqueere und trans Menschen sollen sich, etwa durch Unisex-Toiletten, willkommen fühlen.

Instagram, Gage Skidmore/ CC-BY-SA Demonstrieren mit: Newsfrau Sally Kohn (l.) und Schauspielerin Michelle Rodriguez

Auch viele Promi-Frauen haben sich angesagt

Auch etliche lesbische und queere Promis und weibliche Ikonen kommen nach Washington, darunter die Orange is the New Black-Stars Uzo Aduba (“Crazy Eyes”) und Lea DeLaria (“Big Boo”, neuerdings ja wieder Single). Die bisexuelle Schauspielerin Michelle Rodriguez postete auf Facebook: “Ich marschiere mit Pauken und Trompeten, honey.” Die bisexuelle Folkrockerin Ani DiFranco wird mitdemonstrieren, bevor sie auf der anschließenden Rise Above Conference auftritt, und auch Katy Perry (“I Kissed a Girl”), die sich für LGBT-Rechte engagiert, wird dabei sein.

Die lesbische Nachrichtenmoderatorin Sally Kohn, die sich als “Amerikas zweitbeliebteste News-Lesbe nach Rachel Maddow” bezeichnet, wird ihr “Die Revolution wird intersektional”-T-Shirt tragen. “Rassistische Unterdrückung, Frauenfeindlichkeit, Transphobie, Islamophobie und Klassismus sind nicht das Gleiche”, schreibt sie auf Facebook. “Aber sie leiten sich aus derselben Dynamik der Vormachtstellung ab, die einige über andere haben.”

Facebook Immer feministisch und kämpferisch - die L-Beach-Hausband BETTY mit Elizabeth Ziff, Alyson Palmer und Amy Ziff (v.l.n.r.)

"Ich demonstriere als Feministin, als Frau und als Lesbe"

Die Intersektionalität zieht auch andere lesbische und queere Frauen an. “Ich demonstriere als Feministin, als Frau und als Lesbe”, sagt Elizabeth Ziff, Leadsängerin der Band BETTY, gegenüber L-MAG. “Meine Queerness ist durch Politik ebenso bestimmt wie durch Lust. Alle Frauen sollten gleichberechtigt und frei sein, nicht nur einige von uns. Und jetzt, wo ‘Twitler’ an der Macht ist, müssen wir mit unseren Stiefeln, Absätzen und nackten Füßen so fest wie möglich auf den Boden stampfen, weil aus dieser politischen Katastrophe eine Revolution hervorgehen muss. Meine Religion ist Feminismus. Meine Lust ist lesbisch. Meine Füße marschieren. Meine Faust ist in der Luft.”

Infos zum "Women's March on Washington": auf ihrer Webseite und Facebook.

In Berlin findet ebenfalls am Sa, 21. Januar die Solidaritätsdemo "Women's March on Washington in Berlin", organisiert von den "Democrats Abroad Germany". Treffpunkt ist um 11 Uhr vor der US-Botschaft am Brandenburger Tor. Weitere Infos auf Facebook.

Merryn Johns ist die Chefredakteurin des US-Lesbenmagazins Curve.

Weiterlesen: "Liebe statt Hass und Pussys aus Stahl - unser Fotoalbum von den Women's Marches"

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