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Ich höre... lesbische Stimmen

Der pure Klang ihrer Stimme reicht aus, um Menschen für lesbisch oder schwul zu halten und sie in Klischee-Schubladen zu stecken. So schreibt man "homosexuell" klingenden Job-Bewerbern geringere Führungsqualitäten zu - das beweist eine neue Studie.

CEBImagery, CC-BY-NC

Von Karin Schupp

l-mag.de, 22.3.2017 – Wenn es nach dem Klang ihrer Stimme geht, haben Lesben und Schwule weniger Chancen auf eine Führungsposition – das fanden Forscher_innen der englischen University of Surrey heraus.

In einem Experiment, das sie an einer italienischen Uni durchführten, zeigten sie heterosexuellen Teilnehmern neutral gehaltene Fotos von hetero- und homosexuellen Menschen und spielten ihnen jeweils ein Tonbeispiel ihrer Stimme vor (der Satz lautete: „Ich heißt Luca, ich bin 32 und komme aus Vicenza“ bzw. „Ich komme aus Verona, und mein Name ist Giulia.“).

Anschließend sollten die Testpersonen die sexuelle Orientierung dieser Person einschätzen und ihre Führungsqualitäten beurteilen.

Wer "lesbisch" klingt, hat weniger Chancen auf den Chefsessel

Das traurige Ergebnis: Menschen, die man als heterosexuell wahrnimmt, traut man häufiger eine leitende Funktion zu als (vermuteten) Lesben und Schwulen. Während bei den männlichen Kandidaten der „maskuline“ Klang ihrer Stimme entscheidend war, wurde den Frauen, die man für lesbisch hielt, ihre mangelnde Feminität und ein vermutetes nonkonformes Geschlechterverhalten zum Verhängnis. Mit anderen Worten: Klischees, Klischees, Klischees!

„Diese Ergebnisse beweisen, dass der pure Klang einer Stimme ausreicht, um schwul und lesbisch klingenden Sprechern die Qualitäten abzusprechen, die als typisch für ihr Geschlecht gelten", sagt Dr. Fabio Fasoli, der Leiter der Studie. "Es ist entlarvend, dass trotz aller Bemühungen, die Diskriminierung der LGBT-Community zu verringern, Menschen unbewusst in Schubladen gesteckt werden, ohne dass man sie kennt. Diese Studie zeigt, dass das ein echtes Problem im Berufsleben und für die Karriereaussichten dieser Menschen sein kann.“

"Lesbische" Stimme - "männliche" Eigenschaften?

Die Macht der Geschlechterstereotypen zeigt auch der zweite Teil der Studie: Hier hörten die Teilnehmer jeweils einen neutralen Satz, den ein heterosexueller und ein homosexueller Mensch sprachen, und sollten daraufhin auf dessen Charaktereigenschaften und persönliche Interessen schließen. Hier zeigte sich, dass den (vermeintlichen) Lesben mehr „männliche“ Eigenschaften zugeschrieben wurden als Hetero-Frauen, bei den Kandidaten, die man für schwul hielt, vermutete man deutlich häufiger „weibliche“ Züge.

Die Untersuchung trennt die Ergebnisse nicht nach männlichen und weiblichen Befragten, aber es gibt Hinweise darauf, dass Hetero-Frauen weniger Vorurteile haben: Eine andere Studie aus England fand nämlich heraus, dass Chefinnen eher offen lesbische oder schwule Bewerber einstellen würden, während männliche Bosse Heteros bevorzugen. Schade nur, dass es viel weniger Frauen in Entscheiderpositionen gibt, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema...

Die Studie "Gay- and Lesbian-Sounding Auditory Cues Elicit Stereotyping and Discrimination" steht hier online.

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