L-Mag

Ich stehe auf Frauen – und was jetzt? Coming Out-Ratgeber für junge Lesben

„Wie die beste Freundin“ will die lesbische Bloggerin Annie Kress beim Coming Out helfen: Bestärken, Sorgen ernst nehmen, Tipps geben. L-MAG hat sich ihr Buch angeschaut und mit der jungen Autorin gesprochen.

Rainbowlove.de Annie Kress

Von Paula Lochte

10.3.19 - Bin ich lesbisch? Wie sage ich das meiner Familie und Freunden? Wo lerne ich andere Lesben kennen? Butch, queer, CSD – was ist das? Diese Fragen beantwortet „Rainbowlove“. Die Bloggerin Annie Kress hat das Buch geschrieben, das ihr beim eigenen Coming Out fehlte: „Ich bin ein Bücherwurm, aber habe nie die Hilfe gefunden, die ich mir gewünscht hätte“, sagt Annie im Gespräch mit L-MAG. „Irgendwann schreibe ich einen richtig guten Ratgeber“, sagte sie damals noch im Scherz.

Annie, 25, ist in einem katholischen Dorf mit „tausend Einwohnern und ganz vielen Kühen“ in Oberbayern aufgewachsen. Während sich ihre Mitschülerinnen in Jungs und Filmstars verliebten, hatte sie noch kein Wort und keine Erklärung für ihr Anderssein. „Ich hatte gar nicht die Möglichkeit im Kopf, dass ich etwas anderes sein kann und darf als heterosexuell“, erinnert sie sich. Das änderte sich erst, als sie fürs Studium wegzog. Erst nach Regensburg, dann nach Berlin: „Ich bin nach Berlin gezogen, um LGBT-Aktivistin zu werden, auch wenn ich noch gar nicht richtig wusste, was das heißt.“ Sie begann, Gender Studies zu studieren und gründete 2015 ihren eigenen Blog Rainbowfeelings.

"Hör auf dein Herz - das hat immer Recht!"

Leserinnen ihres Blogs erzählten Annie von ihren Sorgen und Wünschen. Am Anfang konnte sie die Mädchen und Frauen noch „durch ihr Coming Out coachen“, indem sie die Nachrichten einzeln beantwortete – irgendwann waren es zu viele. Im Jahr 2018 schrieb sie deshalb den Ratgeber. Zur Recherche machte die Bloggerin eine Umfrage. 1.000 Frauen haben teilgenommen, die Jüngste war elf und die Älteste 53 Jahre alt. Ihre Geschichten sind es, die neben Annies eigenen Erfahrungen in das Buch eingeflossen sind.

Die Sprache des Ratgebers ist locker und wendet sich direkt an die Leserinnen: „Willkommen! Schön, dass du hier bist“, heißt es am Anfang. Und: „Es geht nicht um das, was andere wollen. Es geht darum, wie du dich fühlst!“. Annie möchte, dass die Leserinnen zu ihrer „inneren Wahrheit“ finden. Das klingt manchmal etwas esoterisch, ordnet das Thema Coming Out aber in den größeren Kontext Selbstfindung ein. Eigentlich habe sie vor allem einen Tipp, sagt Annie: „Hör auf dein Herz, das ist das einzige, das immer Recht hat!“ Liebe ist Liebe – egal, in wen du dich verliebst.

Annie hat das Buch selbst drucken lassen. Dabei hätte es einen Verlag und ein genaueres Lektorat - so haben sich einige Kommafehler eingeschlichen - verdient. Andererseits kann Annie ohne Verlag alle Einnahmen behalten und damit ihren Blog finanzieren.

Auch die positiven Erfahrungen sammeln

Die 320 Seiten sind voll mit praktischen Übungen und Sinnsprüche, die man sich übers Bett hängen kann. Der Tonfall ist ermutigend, die Tipps klug. Etwa: Schreib dir auch positive Erfahrungen auf, die du beim Coming Out machst. Erzähl‘ als erstes einer Person von deinen Gefühlen, die wahrscheinlich positiv reagiert – dann gehst du gestärkt in schwierigere Situationen. Suche schnell übers Internet oder in LGBT-Zentren Kontakt zu anderen, die so fühlen wie du.

Ich stehe auf Frauen – Annies Familie, Freunde und Freundinnen reagierten sehr unterstützend auf diese Nachricht. Genauso soll ihr Ratgeber nun anderen Lesben helfen: „Mit dem Buch möchte ich die beste Freundin sein, die dir alle Fragen beantwortet.“ Vor allem für junge Lesben dürfte das Konzept aufgehen.

„Rainbowlove. Dein Coming Out Ratgeber“ von Annie Kress kann hier bestellt werden (Taschenbuch: 19,90 Euro, E-Book: 14,90 Euro).

 

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