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"Ich wünsche mir, dass Suzanne die Liebe findet"

Die "Orange is the New Black"-Stars Uzo Aduba (Suzanne) und Selenis Leyva (Gloria) über Staffel 4, die Liebe, hochgezogene Augenbrauen und „verrückte“ Charaktere. Ein L-MAG-Interview, in dem viel gelacht wurde, aber auch ein paar Tränchen flossen...

Instagram Dascha Polanco Selenis Leyva und Uzo Aduba Anfang Juni in Berlin - Foto: Instagram Dascha Polanco

Von Karin Schupp

l-mag.de, 19.6.2016 - In Orange is the New Black haben sie nur wenig miteinander zu tun, im Berliner Hotel Ritz-Carlton aber sitzen Selenis Leyva (Gloria) und Uzo Aduba, die für ihre Rolle als Suzanne "Crazy Eyes" schon zwei Emmys gewann, einträchtig zusammen und beantworten trotz Interview-Marathons gut gelaunt unsere Fragen. Die Wärme zwischen den Schauspielerinnen ist spürbar, ihre Emotionen - vor allem, als Leyva über ihre Trans*Schwester spricht - sind echt, und dass ihre Begeisterung für die Serie keine routinierte Fassade ist, nimmt man ihnen ohne weiteres ab.

Was erwartet uns in der 4. Staffel?

Selenis Leyva: Neue Insassinnen, mehr Backstories, und wir tauchen tiefer in die Welt von Litchfield und das Gefängnissystem ein. Gloria kämpft immer noch damit, eine Mutter zu sein, und sie muss sich mit den Folgen ihres Konflikts mit Sophia auseinander setzen. Genau das gefällt mir so gut an der Serie: Dass Jenji (Kohan, die Produzentin von Orange is the New Black) den Geschichten Zeit lässt und nicht alles ein perfektes Ende hat. Manche Konflikte im Leben werden eben nie gelöst und geht immer und immer weiter.

Uzo Aduba: Mit der guten, alten Suzanne knüpfen wir genau dort an, wo wir aufgehört haben. Aber sie entwickelt sich, und vielleicht verstehen wir sie auch allmählich besser… vielleicht… diese Tür lasse ich lieber offen… (lacht). Und diese Staffel beschäftigt sich auch mit der Frage, was passiert, wenn sich die unterschiedlichen Gruppen zusammenraufen müssen. Gelingt uns das, oder brechen wir auseinander?

Wie reagieren eure Charaktere auf die Neuankömmlinge?

SL: Goria ist das egal, solange man sie nicht nervt. Das mag ich an ihr: Sie sucht keinen Ärger, sie will nur ihre Ruhe, ab und zu Spaß mit ihren Chicas haben, und wenn du ihr nicht blöd kommst, ist alles gut. Aber in dieser Staffel werden wir sehen, was passiert, wenn Leute ihr blöd kommen.

UA: Suzanne ist immer freundlich zu Neuen, weil sie weiß, was es bedeutet, eine Außenseiterin zu sein. Sie ist offen für neue Leute, weil sie Freunde will, dazugehören will. Aber wie gesagt: Wir müssen herausfinden, wo wir als Gruppe stehen. Es gibt einen neuen Charakter in dieser Staffel: die Gruppe.

Die Lovestory zwischen Suzanne und Maureen ***SPOILER*** dauert ja nicht lange. Findet Suzanne in dieser Staffel noch die Liebe?

UA: Ich habe keine Ahnung… (lacht) Aber eins wissen wir: Suzanne liebt die Liebe, sie ist in die Liebe verliebt und sucht jemanden, den sie lieben kann. Wir werden sehen, was daraus wird…

Viele halten ja Suzanne für die verrückeste Figur in der Serie. Aber wen hältst du, Uzo, für die verrückteste?

UA: Ich denke, das ist tagesabhängig, und damit will ich mich nicht um die Antwort drücken. Typisches Beispiel: Wir haben eine Staffel lang zugesehen, wie Morello über ihre Hochzeit redete. Niemand hat nachgefragt, weil sie nicht „verückt“ wirkt. Und dann stellte sich in der 2. Staffel raus: Wow, sie ist nicht nur nicht verlobt, sondern sie ist auch -

SL: - eine Stalkerin!

UA: Oder Pennsatucky: Wir sehen immer mehr Seiten von mir und denken: Okay, vielleicht ist sie doch nicht verrückt, sondern es waren nur die Drogen. Ich glaube, jeder Mensch hat helle Momente und Momente, in denen er nicht alle Tassen im Schrank hat (lacht).

Was ist die persönlichste Eigenschaft, die ihr mit eurer Rolle gemeinsam habt?

SL: Dass ich auch Mutter bin. Ich habe eine Tochter im Teenageralter, und das ist nicht einfach (lacht). Insofern kann ich verstehen, dass für Gloria ihre Kinder alles bedeuten, und sie verzweifelt versucht, sie festzuhalten.

UA: Ich sage nur: L’amour, die Liebe. Ich kenne dieses Gefühl, ich weiß, was es heißt, geliebt zu werden und sie wieder zu verlieren - und zu welchem Preis. Punkt.

Netflix, Netflix/ Evan Scott Uzo Aduba als Suzanne "Crazy Eyes" und als sie selbst - Fotos: Netflix, Netflix/ Evan Scott

Uzo, wie spielst du Suzanne? Wo findest du die Inspiration für sie?

UA: Für mich war der Schlüssel die Regie-Anweisung, als sie zum ersten Mal auftritt. Da stand sinngemäß: „Sie sitzt da mit crazy eyes, unschuldig wie ein Kind - nur dass Kinder niemandem Angst einflößen.“ Ich arbeite viel mit Bildern, die mich inspirieren, und bei Suzanne sah ich sofort eine erwachsene Frau mit Blümchen im Mund und Vorschlaghammer in der Hand vor mir. Und ich dachte: Diese Frau ist nicht verrückt, sie ist nur missverstanden. Wenn Kinder eine Truhe mit Spielzeug sehen, dann räumen sie alles aus. Aber nicht, weil sie Unordnung machen wollen, sondern weil sie den Ball ganz unten suchen. Und genau so sehe ich Suzanne.

Und du, Selenis? Gibt es ein reales Vorbild für Gloria?

SL: Ich bin in der Bronx aufgewachsen, wo die meisten meiner Freundinnen alleinerziehende Mütter hatten. Sie waren alle Puerto Ricanerinnen - ich selbst bin halb kubanisch, halb dominikanisch -, und sie waren tough: Wenn du diese Frauen auf der Straße gesehen hättest, hättest du die Seite gewechselt. Aber sobald du bei ihnen zu Hause warst, haben sie sich um dich gekümmert, dich bekocht und waren rundum tolle Frauen, die viel um die Ohren und wenig Geld hatten. Sie sind Gloria! Gloria ist eine Mischung aus all diesen tollen Frauen, die ich als Kind kannte. Und das mit der Augenbraue kommt von meiner Mutter (lacht). Wenn wir was angestellt hatten, dann brauchte es nur diesen einen Blick von ihr (zieht die Augenbraue hoch). Sie sagte kein Wort, zog die Augenbraue hoch - und schon waren wir brav wie nie. Meine Mutter ist einer der großzügigsten Engel der Welt, und es ist ihr immer unangenehm, wenn ich das sage (lacht) Aber nein, Mom, das ist nur wegen der Augenbraue früher, die war unheimlich!

Was wollen die Fans am häufigsten von euch wissen, wenn sie euch ansprechen?

UA: Sie fragen nach dem (deutet auf ihre Augen) – und dem (deutet auf ihre Haare). Der Satz Nr. 1 ist: ‚Deine Augen sind so klein!‘ (lacht) Sie fragen: ‚Klebst du sie hoch? Sind sie computeranimiert?‘ Nein!

SL: Ich höre leider viel zu oft: ‚Mein Gott, du bist in echt so jung und hübsch!‘ Was soll das denn heißen? (lacht) Na, vielen Dank, da würde ich mich manchmal am liebsten umdrehen und gehen…

Netflix, Netflix/ Evan Scott Sieht doch immer gut aus: Selenis Leyva - Fotos: Netflix, Netflix/ Evan Scott

Welche Wünsche habt ihr für eure Charaktere? Dass sie entlassen werden, könnt ihr ja nicht wollen, weil ihr sonst euren Job verliert…

SL: Ich will, dass die Story sich so laaange wie möglich hinzieht (lacht). Ansonsten vertraue ich Jenji und dem, was sie für die Charaktere plant. Ich wünsche mir vieles, aber es hat auch sein Gutes, nicht Teil des kreativen Prozesses zu sein und sich überraschen zu lassen.

UA: Ich wünsche mir, dass Suzanne die Liebe findet, und vor allem soll sie lernen, dass sie es wert ist, geliebt zu werden. Dass da jemand auf sie wartet und ihre Suche nicht vergeblich ist.

Selenis, heute wird dir und deiner Schwester Marizol in New York der Stonewall Vision Award verliehen, ein Preis für eure Verdienste in der LGBT-Community. Herzlichen Glückwunsch dafür und vielen Dank, dass du trotzdem nach Berlin gekommen bist… (Anm.: Das Interview fand am 6. Juni statt)

SL: Jetzt werde ich gerade sehr emotional (wischt sich Tränen weg), weil es… (Pause) so wichtig für mich ist, als Teil der LGBTQ-Community zu kämpfen. Vor allem Transgender stehen gerade mit diesen neuen Gesetzen unter Beschuss (wir berichteten). Diese Gesetze sind nicht nur unfair, sondern schaffen auch eine gefährliche Umgebung für diese Menschen, und es vergeht kein Tag, an dem ich keine Angst um meine Schwester habe, die trans* ist. Und dass sie heute auch ausgezeichnet wird, gesehen und gehört wird, ist eine große Sache für mich. Ich werde weiterhin alles dafür tun, der LGBTQ-Community eine Unterstützerin, Freundin und Schwester zu sein. Und ich will die Plattform, die mir die Serie ermöglicht, dafür nutzen zu sagen, dass wir zusammenhalten und diese Community unterstützen müssen. Denn jeder Mensch hat es verdient, ohne Angst zu leben. Für etwas geehrt zu werden, was ein wichtiger Teil meines Lebens, ein Teil meiner DNA ist, ist eine wunderbare Anerkennung für mich und meine Schwester.

Die komplette Staffel 4 von "Orange is the New Black" steht jetzt auf Netflix, unsere Vorschau plus Rückblick auf Staffel 3 gibt es hier, Wissenswertes über den L-Faktor im Cast, die Sexszenen, Drehorte und mehr steht hier

 

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