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Kampfansage statt Bollywood-Folklore

Ab morgen im Kino: „7 Göttinnen“ beginnt locker-leicht als weibliches „Buddy Movie“ mit lesbischer Hauptfigur und endet überraschend als düsteres Drama, das die tief verwurzelte Frauenfeindlichkeit in Indien anprangert.

Foto: Jungle Book Entertainment, Swapnil Sonawane

Von Dana Müller

l-mag.de, 15.6.2016 – Es könnte die lesbische Variante eines wunderbar kitschigen und verspielten Bollywood-Streifens sein – stattdessen ist „7 Göttinnen“ ein zutiefst gesellschaftskritisches, feministisch hochbrisantes Drama über Zusammenhalt und die Machtlosigkeit im Patriarchat. Dabei fängt die Story ganz locker-flockig und oberflächlich heiter an. Freida (Sarah-Jane Dias) lädt ihre Jugendfreundinnen in ihr verspieltes Traumhäuschen nach Goa ein. Allesamt sind Powerfrauen, die sich von den indischen Machos nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Sie schmeißen Jobs hin, wenn ihre Kollegen zu sexistisch werden, und weisen als toughe Geschäftsfrau Männer in ihre Grenzen.

Lesbisches Coming Out einer der Freundinnen

Doch in Erinnerung an die hoffnungsfrohe Jugendzeit und in Reflexion über ihre aktuelle Situation bröckelt Stück für Stück die erfolgreiche Fassade, und der Traum von einem emanzipierten Leben und einer selbstbewussten Zukunft in einem Staat, der von Tradition und familiären Eheversprechen geprägt ist, ist dahin. Das Coming Out einer der Freundinnen (nach einer knappen Stunde) ist nur ein erster Clou. Eine andere, ehemals erfolgversprechende Studentin, ist mittlerweile Hausfrau.

Und dann aus dem Nichts: der Bruch...

Bis dahin plätschert der Film dahin - und dann der Bruch: Aus dem Nichts wird der bis dahin ziemlich oberflächlich anmutende Film im letzten Drittel zu einem Lauf um Leben und Tod. Und plötzlich ist der Umgang mit Homosexualität nur ein Randphänomen, das die Frauenfeindlichkeit und den strukturellen Sexismus eines aufstrebenden patriarchalen „Entwicklungslands“ klar aufzeigt.

Eine bis dahin unwichtige Begegnung, ein kleines Intermezzo, kommt wie ein Schlag in die Magengrube zurück. Der Kitsch und die kleinen alltäglichen Probleme wie Kindererziehung, Ehekrisen oder Ärger im Job bleiben der Zuschauerin im Halse stecken. Der Orginaltitel Angry Indian Goddesses (Wütende indische Göttinnen), der sich auf Kali, die Göttin des Todes und der Zerstörung, bezieht, trifft den Plot eher als der deutsche Titel. Warum, muss jede Zuschauern selbst rausfinden. Letztlich ist der Film eine Kampfansage, und man möchte danach mit dem Messer in der Tasche alle feministischen Freundinnen zusammentrommeln und das Patriarchat erschlagen.

Die Schauspielerinnen am Montag in Hannover - Foto: 7 Göttinnen/ Facebook

Vier der Schauspielerinnen, Sarah Jane Dias (Freida), Anushka Manchanda (Mad), Pavleen Gujral (Pam) und Rajshri Deshpande (Laxmi), stellen ihren Film noch bis zum 19. Juni in diesen Kinos vor:

Braunschweig: 16. Juni, 18:00 Uhr, Universum Filmtheater

Hamburg: 17. Juni, 20:00 Uhr, Zeise Kinos

Münster: 18. Juni, 20:00 Uhr, Schloßtheater

Köln: 19. Juni, 16:00 Uhr, Odeon

Düsseldorf: 19. Juni, 19:30 Uhr, Metropol

Infos und alle weiteren Start-Kinos hier.

7 Göttinnen, Indien/ Deutschland 2015, Regie: Pan Nalin, Mit: Sarah Jane Dias, Anushka Manchanda, Pavleen Gujral, Amrit Maghera, Sandhya Mridul, Rajshri Deshpande, Tannishtha Chatterjee, 104 Min.

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