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Keine Medaille für Menschenrechte: Japan versagt bei Diskriminierungsschutz für LGBTQ

Das Olympialand Japan brach sein Verbrechen, zu Beginn der Spiele ein Antidiskriminierungsgesetz zum Schutz von LGBTQ zu beschließen – trotz hoher Zustimmung in der Bevölkerung. So werde der „wahre Geist von Olympia“ nie verwirklicht, kritisieren Verbände

U.S. Embassy Tokyo/ CC-BY-NC Tokyo Pride 2016

Von Michael Lenz

27.7.2021 - Bei den Rechten für die LGBTQ-Community hat das Olympialand Japan keinen Medaillenplatz errungen. Das Diet - das japanische Parlament – hat sein Versprechen gebrochen, noch vor Beginn der Spiele am 23. Juli das Gesetz zum Schutz der lesbischen, schwulen, bi- und transsexuellen Japaner zu verabschieden.

„Wir hatten erwartet, dass die Olympischen Spiele eine wunderbare Gelegenheit sind, den gesetzlichen Schutz einzuführen und zu verabschieden, damit jeder in der Gesellschaft offen und sicher leben kann. Es ist äußerst enttäuschend, dass dieses Gesetz dieses Mal nicht verabschiedet wurde“, sagt Yuri Igarashi, Direktor der Japan Alliance for LGBT Legislation (J-ALL), einer Dachorganisation von mehr als 80 LGBTQ-Organisationen in Japan.

Keine queeren Sportler:innen in Japans Olympiakader

Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) bedauert, dass im japanischen Olympiakader keine einzige offen lesbische Sportlerin und kein einziger offen schwuler Athlet vertreten ist (unsere Liste der queeren Olympion:innen). „Das spiegelt die Notwendigkeit wieder, in Japan für LGBT ein sicheres und inklusives Umfeld zu schaffen“, betont Kanae Doi, HRW-Repräsentantin in Japan.

Für Hudson Taylor steht die Nichtverabschiedung des Antidiskriminierungsgesetzes im Widerspruch zur Charta der Olympischen Spiele, die ursprünglich schon im Sommer 2020 stattfinden sollten, wegen Corona aber um ein Jahr verschoben wurden. „Ohne diese Schutzmaßnahmen kann der wahre Geist von Olympia – Inklusivität und Gleichheit – nie vollständig verwirklicht werden“, beton Taylor, Gründer von Athlete Ally, der LGBTQ-Interessenvertretung für Sportler und Sportlerinnen mit Sitz in den USA.

HRW, J-ALL, Athlete Ally und andere LGBTQ-Organisationen hatten 2020 die #EqualityActJapan-Kampagne für das Antidiskriminierungsgesetz gestartet. Im Januar 2021 forderten 116 japanische und internationale Bürgerrechtsgruppen in einem Brief an Premierminister Yoshihide Suga die Verabschiedung des Gesetzes. Im März reichten die Gruppen eine Petition mit 106.250 Unterschriften an die im Diet vertretenen Parteien ein.

88 Prozent der Bevölkerung sind für das Antidiskriminierungsgesetz

Die regierende konservative Liberaldemokratische Partei (LDP) versprach die Verabschiedung des Gesetzes bis zum Ende der Sitzungsperiode im Juni. Die Einhaltung dieses Versprechens scheiterte letztlich am Widerstand konservativer LDP-Abgeordneter.

In einer im November 2020 durchgeführten Umfrage sprachen sich 88 Prozent der japanischen Bevölkerung für das Antidiskriminierungsgesetz aus. Bereits im Oktober 2018 erließ die Olympiastadt Tokio „im Geist der Olympischen Charta“ eine Verordnung zum Schutz der LGBTQ-Community vor Diskriminierung. Die Spiele, die wegen Corona vor leeren Tribünen stattfinden, enden am 8. August.

 

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