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Keine Schloss-Hochzeit für Lesben und Schwule

Der Eigentümer von Schloss Mansfeld in Sachsen-Anhalt, ein evangelischer Förderverein, möchte verhindern, dass dort Trauungen von homosexuellen Paaren stattfinden. Da verzichtet er sogar lieber ganz auf Eheschließungen in den historischen Gemäuern.

Canva/ Rawpixel

UPDATE, 19.4.17: Das Land Sachsen-Anhalt wird vom Förderverein Schloss Mansfeld keine Fördergelder zurückfordern. Regierungssprecher Matthias Schuppe sagte gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung, dass schließlich nur Umbaumaßnahmen am Gebäude finanziert wurden und nicht der Verein und seine Inhalte und Aktivitäten. Schloss Mansfeld wurde seit 2004 mit 5,1 Mio. Euro gefördert, fast 2,3 Mio. Euro kamen aus Ländermitteln. Wie die MZ berichtet, distanzierten sich die Evangelische Landeskirche Mitteldeutschland und der christliche Jugendverband CVJM von dem Betreiberverein. Gespräche sind angekündigt.

Von Dana Müller

l-mag.de, 10.4.2017 - „Eine Familie besteht in unseren Augen aus Vater, Mutter und Kind“, erklärt Frank Ranneberg, Vorsitzender des evangelischen Fördervereins Schloss Mansfeld e.V. gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) und löste damit eine Welle der Empörung aus.

Hintergrund: Ein homosexuelles Paar plante im Februar seine Verpartnerung auf dem geschichtsträchtigen Schloss Mansfeld. Und nach der standesamtlichen Trauung auf dem Schloss wollten sie, wie in der Gegend oft üblich, dort Räume für die Feier mieten. Der Förderverein des Schlosses wirbt auf seiner Webseite sogar mit einem „romantisches Ambiente für Trauungen“.

Dass das örtliche Standesamt dort aber nicht nur heterosexuelle Paare traut, sondern die Stadt Mansfeld auch die eingetragene Lebenspartnerschaft für Homos vollzieht, ist ein No Go für den Vorstand des Vereins.

Dann lieber gar keine Trauungen auf dem Schloss

„Wir haben natürlich einerseits kein Recht, andere Lebensmodelle abzulehnen. Aber wir haben auch unsere eigenen, konservativen Werte“, beharrte Ranneberg gegenüber der MZ.

Der vom Land mit Zuschüssen geförderte Verein kündigte daraufhin im Februar der Stadt die Räumlichkeiten und unterband damit jegliche Trauungen auf dem Schloss. Als die Stadt Mansfeld und der Förderverein nun wieder in Neuverhandlungen traten, forderte der Förderverein eine neue Klausel im Vertrag, die beinhalten sollte, dass dort von nun an ausschließlich heterosexuelle Paare getraut werden sollen. Das widerspricht schlicht deutschen Recht. „Eine solche Vereinbarung wird von der Stadt Mansfeld abgelehnt“, erklärt Bürgermeister Gustav Voigt resolut.

Kirche und Staat noch immer stark verwoben

Doch dies ist nicht nur eine Geschichte über Homophobie von christlichen Einrichtungen, es verdeutlicht auch den staatlichen Umgang mit Kulturgütern und offenbart wie stark Kirche (oder kirchliche Träger) und Staat noch immer verwoben sind.

Mewes/ gemeinfrei Schloss Mansfeld

Das Schloss Mansfeld, 974 erstmals urkundlich erwähnt, ist ein geschichtsträchtiger Ort für Region. Seit der evangelische Förderverein Schloss Mansfeld e.V. 1999 Eigentümer und Verwalter des Schlosses ist, wurde das Gemäuer mit Vereinsmitteln und staatlichen Fördergeldern aufwändig saniert und ist nun eine „Christliche Jugendbildungs- und Begegnungsstätte“ mit öffentlichem Café, Tagungs- und Feierräumen, seit 2008 kann dort auch geheiratet werden.

„Frechheit sowas“ – Empörung im Landkreis

Dass die konservativen Werte eines evangelischen Vereins über den Gesetzen stehen sollen, halten nun auch viele in Sachsen-Anhalt für einen Skandal. So findet Grit Merker, Sprecherin des LSVD Sachsen-Anhalt: „Es ist traurig, dass 2017 immer noch Trauungen von Lesben und Schwulen mit Verweis auf so genannte konservative Werte abgelehnt werden.“

Die Meldung der MZ löste auf Facebook am Freitag eine Welle der Empörung aus. Über 70 Kommentare, die meisten schockiert von der homophoben Haltung des Vereins. Christa M. schrieb empört: „Kennen die Vertreter des Vereins die in Deutschland geltenden Gesetze nicht, oder kennen die nur ihre Rechte, in Fördertöpfe zu greifen, die auch von homosexuellen Menschen durch ihre Abgaben gefüllt werden - Frechheit sowas.“

Uwe W. kommentierte aus Insidersicht: „Diese Entscheidung wurde allein vom Vorstand getroffen, in dem kein einziger Mansfelder sitzt. Einzelne Mitglieder aus Mansfeld haben bereits protestiert.“ Einige der wenigen Gegenstimmen: „Für Mann und Frau wurde die Ehe erfunden. Eine Institution, um Kinder hervorzubringen und den Fortbestand der Menschheit zu sicher. (...) Ich frage mich ob die Hobbyautoren schon mal darüber nachgedacht haben oder in blinder Homosexuellenverehrung das Aussterben der eigenen Art fördern...“, schrieb Jens O.

"Homophobie darf nicht belohnt werden"

Für den LSVD Sachsen-Anhalt jedenfalls ist klar: „Wir bestärken die Stadt Mansfeld und den Bürgermeister Voigt darin, weiterhin für die Akzeptanz aller Menschen und die Gleichwertigkeit von Liebesbeziehungen einzutreten. Wir bitten Sie, gegenüber dem Förderverein deutlich zu machen, dass Homophobie eine Gefahr für ein respektvolles Zusammenleben ist“, fordert Sprecherin Grit Merker die Stadt auf. „Das Land Sachsen-Anhalt sollte darauf drängen, dass staatlich geförderte Institutionen oder Vereine niemandem diskriminieren. Homophobie darf nicht belohnt werden.“

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