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Kino-Tipp: „Geniale Göttin – Die Geschichte von Hedy Lamarr“ - zögerlicher Filmstar und vergessene Erfinderin

Sie galt als schönster Hollywood-Star der 1940er-Jahre – und war so viel mehr: Unter anderem erfand Hedy Lamarr eine Technik, auf der heute WLAN und Bluetooth basieren. Die Dokumentation über die bisexuelle Österreicherin läuft ab 16. Aug. im Kino.

The Everette Collection „Jede Frau kann glamourös aussehen. Sie muss nur stillstehen und dumm gucken“ - Hedy Lamarr, hier in „Mädchen im Rampenlicht“ (1941)

Von Anja Kümmel

15.8.2018 - Wer heute den Namen Hedy Lamarr hört, denkt wahrscheinlich zu allererst an die Hollywood-Sexbombe der 1940er Jahre und ihren unverwechselbaren Look, den damals unzählige weibliche Stars kopierten. Was die wenigsten wissen: Lamarr ist auch die Erfinderin einer bahnbrechenden Technologie, die wir alle – in weiterentwickelter Form – tagtäglich nutzen, in unseren Handys, Netbooks und Navigationsgeräten.

Alexandra Deans Dokumentarfilm Geniale Göttin – die Geschichte von Hedy Lamarr konzentriert sich vor allem auf diesen in Vergessenheit geratenen Teil ihrer Karriere, ohne jedoch die übrigen Wendungen ihres turbulenten Lebens auszublenden.

Ausgangspunkt für den Film sind eine Reihe kürzlich wiedergefundener Tonbandaufzeichnungen aus dem Jahr 1990, auf denen Lamarr im Gespräch mit dem Forbes Magazine zu hören ist. Ergänzt werden die O-Töne durch Interviewausschnitte mit ihren Nachkommen, mit Weggefährt_innen und Filmwissenschaftler_innen sowie durch Archivmaterial.

Tomboy, Tüftlerin und Star eines Skandalfilms

1914 kam Lamarr unter dem Namen Hedwig Kiesler als Tochter assimilierter Juden in Wien zur Welt. Schon immer sei sie – angesteckt durch ihren Vater – technisch interessiert gewesen und habe Freude am Basteln und Tüfteln gehabt.

Doch das unbeschwerte Tomboy-Dasein hatte bald ein Ende. 1933 sah nicht nur den Aufstieg der Nazis, sondern auch Lamarrs Auftritt als 18-Jährige in Ekstase, der durch eine kurze Nacktszene sowie den wohl ersten simulierten Orgasmus der Filmgeschichte schnell zum Skandalstreifen avancierte.

Lamarr emigrierte nach Hollywood, wo sie sich jahrelang um anspruchsvolle Rollen bemühte, sich jedoch fast ausschließlich als schmückendes Beiwerk in mittelmäßigen Filmen wiederfand.

Trotz dieser Enttäuschungen war Lamarrs Erfindergeist ungebrochen: Während des Zweiten Weltkriegs tüftelte sie an einer Waffe, die den Alliierten dabei helfen sollte, Deutschland zu besiegen.

Erst kurz vor ihrem Tod für ihre wegweisende Erfindung geehrt

Zusammen mit dem Avantgarde-Komponisten George Antheil patentierte sie das Frequenzsprungverfahren, eine neue Art der verschlüsselten Funkfernsteuerung für Torpedos – und zugleich eine technologische Innovation, die in der drahtlosen Datenübertragung große Bedeutung erlangt hat, etwa bei WLAN-, GPS- und Bluetooth-Verbindungen.

Allerdings bekamen weder Lamarr noch Antheil je eine finanzielle Vergütung für ihre Leistung – und eine offizielle Anerkennung erfolgte erst kurz vor Lamarrs Tod im Jahr 2000.

Dass Lamarr neben ihren sechs Ehen auch Affären mit Frauen hatte, erwähnt die Doku leider nur in einem Nebensatz. Auch hätte man sich für diesen alles andere als gewöhnlichen Lebenslauf eine Herangehensweise gewünscht, die etwas mehr mit den Doku-Konventionen einer Abfolge „sprechender Köpfe“ bricht.

Dennoch schafft es der Film, dieser Ausnahmepersönlichkeit, die Zeit ihres Lebens auf ihr hübsches Gesicht und ihren Sex-Appeal reduziert worden war, wortwörtlich ihre Stimme zurückzugeben: Nicht als exaltierte Diva oder Karikatur ihrer selbst, sondern als intelligente, vielseitig interessierte und durchaus auch mal selbstironische Frau, die ihrer Zeit weit voraus war.

Geniale Göttin – Die Geschichte von Hedy Lamarr, USA 2017, Regie: Alexandra Dean, 90 Min., OmU, Kinostart: 16. August

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