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Kino-Tipp: “Silvana” – Schwedens Hip Hop-Star will das lesbische Vorbild sein, das sie selbst nie hatte

Der Dokumentarfilm „Silvana“ (Kino-Start: 23. Aug.) zeichnet die steile Karriere von Schwedens bekanntester Rapperin Silvana Imam, den Kampf gegen ihre inneren Dämonen und ihre Liebesgeschichte mit Popstar Beatrice Eli nach.

Rise and Shine Cinema Silvana (l.) mit Beatrice Eli auf der Bühne

Von Anja Kümmel

22.8.2018 - Ultracool, aber auch ein bisschen lost wirkt Silvana Imam in den ersten Einstellungen, die aus dem Jahr 2014 stammen. Sie steht am Anfang einer steilen Karriere, mit deren Rasanz sie selbst nicht gerechnet hätte. Auf der Bühne haut die damals 27-jährige Rapperin kämpferische Parolen raus wie „Ich bin die Klinge am Hals des Patriarchats“ oder ruft, in jugendlich-trunkenem Größenwahn: „Ich bin die Zukunft!" Dann wieder wirkt sie wie ein Teenie, der nicht recht weiß, wohin mit sich, und der die langen blonden Haare unter der Kapuze versteckt. Respekt flößt ihre rotzige Attitüde allemal ein. Souverän hat sich die Schwedin mit litauisch-syrischen Wurzeln in der Männerdomäne des Hip-Hop behauptet.

Kometenhafter Aufstieg in Schwedens Hip-Hop-Himmel

„Ich hasse Interviews und ich hasse Journalisten“, wird sie ein Jahr später sagen, erschöpft von den immer gleichen Fragen, dem Erfolgsdruck, den Erwartungen der Medien und der Massen. 2014 sieht das noch ein bisschen anders aus: Bereitwillig erlaubt die Künstlerin den drei Filmemacherinnen Mika Gustafson, Olivia Kastebring, Christina Tsiobanelis, sie mit der Kamera zu begleiten. Innerhalb von drei Jahren entsteht die berührende Doku Silvana, die ihren kometenhaften Aufstieg in Schwedens Hip-Hop-Himmel, aber auch den Kampf mit ihren inneren Dämonen zeigt und Einblicke in ihr Familien- und Liebesleben gibt.

Die Liebe des neuen Traumpaars bahnt sich quasi in Echtzeit an

Immer wieder schneiden die Regisseurinnen private Filmaufnahmen ins Geschehen: In den 90ern sehen wir Silvana als schüchternen Tomboy in Neonklamotten, bei ersten Performance-Versuchen im Kreis der Familie. Viel Liebe spürt man hier, zugleich aber auch viel Ungesagtes zwischen .ihr, der Schwester und den Eltern. Spätestens jetzt begreift man Silvanas Mission: lesbischen und queeren Mädchen ein Vorbild werden, das sie selbst nie hatte.

Parallel zu Silvanas Coming-of-Age verfolgt der Film, quasi in Echtzeit, die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen ihr und dem. schwedischen Popstar Beatrice Eli. Aus einer anfangs einseitigen Schwärmerei wird innerhalb weniger Monate das neue lesbische Pop-Traumpaar „Elimam“, das seinen Style und seine Liebe auf sämtlichen Social-Media-Kanälen präsentiert. Im Film hat das ein bisschen was von Reality-TV, und nicht alle Szenen wirken hundertprozentig authentisch - doch die Herzen der RomantikerInnen dürften in jedem Fall höherschlagen.

"Danke, Gott, dass ich homo bin!"

Wenn Silvana ihr zweites Album in Angriff nimmt, wirkt sie gefestigter und offener zugleich. Ihre Botschaft an die Welt ist klar: Homophobie sollte einfach kein Thema mehr sein. Ebenso klar ist, dass Silvana selbst noch an einigen Fronten zu kämpfen hat. Ihr syrischer Vater tut sich anfangs schwer damit, das Lesbischsein seiner Tochter zu akzeptieren; im litauischen Dorf ihrer Mutter muss sich Silvana bei jedem Besuch mit den Fragen der Nachbarinnen nach Ehemann und Kindern rumschlagen.

Umso lauter ruft sie auf schwedischen Bühnen: „Danke, Gott, dass ich homo bin!“ Tausende junger ZuschauerInnen singen begeistert mit. Da kann man sich nur wünschen, dass sie und ihre heranwachsenden Fans die Zukunft sind.

Silvana, Schweden 2017, Regie: Mika Gustafson, Olivia Kastebring und Christina Tsiobanelis 90 Min., OV mit dt. bzw. engl. UT

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