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Kinotipp „Chuck Chuck Baby“ - Die Liebe findet dich auch am tristesten Ort

Für eine Fabrikarbeiterin ändert sich der triste Alltag, als ihr Schwarm aus der Schulzeit wieder auftaucht. „Chuck Chuck Baby“ ist eine positive lesbische Musical-Lovestory, die mit authentisch eingebauten Gesangseinlagen überrascht. Ab 26. Dez. im Kino.

Salzgeber Kämpfen für ihr Glück: Helen (r.) und Joanne in „Chuck Chuck Baby“

Von Sabine Mahler

22.12.2024 - Wie auch die früheren Filme von Regisseurin Janis Pugh spielt Chuck Chuck Baby im grauen und tristen Nordwales. Dort führt Helen (Louise Brealey) ein langweiliges Leben. Sie arbeitet mit ihren Freundinnen in einer Hühnerfabrik, in der sie Tag für Tag totes Fleisch in Plastik verpacken.

Und das ist auch ein Sinnbild für Helens ganzes Leben: Ohne Eltern aufgewachsen, lebt sie in einem Haus mit ihrem Ex-Mann, seiner (viel zu jungen) neuen Freundin und deren Baby. Warum sie sich das antut? Sie fühlt sich ihrer Schwiegermutter Gwen, die ebenfalls im Haus lebt und im Sterben liegt, sehr verbunden. Gwen ist für sie Familie.

Aber natürlich passiert jetzt etwas Wunderbares

Das klingt alles sehr trist und traurig, aber natürlich passiert jetzt etwas Wunderbares: Joanne (Annabel Scholey), Helens geheimer Schwarm aus der Schulzeit, ist plötzlich wieder da und wirbelt die Clique der Hühnerfabrik-Arbeiterinnen mächtig auf. Wo war sie nur? Und vor allem: Warum ist sie wieder da?

Verständnis für ihre verwirrenden, neu aufkeimenden Gefühle für Joanne findet Helen bei Gwen - oder sie flüchtet sich in die Musik. Und hier kommen wir zum Clou des Films: Trotz Gesangseinlagen handelt es sich nicht um ein Musical. Nichts ist grellbunt oder glitzert und Backgroundtänzer springen auch nicht überrauschend aus Schränken oder kommen aus Türen, die vorher gar nicht da waren.

Die Lovestory: ein bisschen kitschig, aber unaufgeregt echt

Der Film zeigt die Working Class, wie sie ist: ungeschminkt und bleich im grellen Neonlicht. Die Protagonist:innen hören einen Song im Radio und singen dann mit. Oder sie sind in einer Kneipe und feiern Joannes Rückkehr. Dann tanzen und singen alle (kurz) zur Musik, die dort gespielt wird. Das Einbinden der Songs und des „Mitsingens“ wirken natürlich und heben die jeweiligen Gefühle der Protagonist:innen hervor. Musical-Antis sollten das erträglich finden, und für Musikfans ist es ein schöner Soundtrack.

Beim Zuschauen, wie Helen und Joanne sich ineinander verlieben, kann man nur dahinschmelzen. Insgesamt mag alles ein bisschen kitschig und vorhersehbar sein, aber es ist auch nicht überzogen hollywoodesk. Die Lovestory wirkt unaufgeregt echt, ohne dabei langweilig zu sein. Janis Pugh findet hier den genau richtigen Ton.

Und beide sind bereit, für ihre Liebe zu kämpfen

Und natürlich kommen Helen und Joanne nicht einfach so zusammen und fertig ist der Lesbentraum. Beiden müssen sich den Schatten ihrer Vergangenheit stellen, wenn sie gemeinsam glücklich werden wollen. Doch sie sind bereit, für ihre Liebe zu kämpfen.

Noch eine Anmerkung zum Schluss: Es ist zwar gar nicht das Thema des Films, aber wer Chuck Chuck Baby anschaut, sollte besser noch vorher - dann die für immer letzten! - Chicken Wings genießen.

Chuck Chuck Baby, UK 2023, Regie/ Buch: Janis Pugh, 102 min., engl. OV mit dt. Untertiteln, ab 26. Dez. im Kino

 

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