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Kinotipp „Dead Girls Dancing“: Wenn plötzlich keine Regeln mehr gelten

Drei Freundinnen reisen nach dem Abi durch Italien und stranden in einer Geisterstadt, wo sie ihre neue Freiheit genießen und es zwischen Ira und Zoe gehörig knistert. Doch dann eskaliert die Lage... Der atmosphärische Film startet am 23. Nov. im Kino.

kalekone films Die Luft zwischen Ira (Luna Jordan, r.) und Zoe (Sara Giannelli) knistert

Von Saskia Balser

22.11.2023 - Klick, klick, klick. Die Kamera blitzt und fängt Bilder ein, die später in Familienalben geklebt werden. Denn es ist der Tag, an dem die Abiturient:innen ihre Zeugnisse erhalten und damit die Schulzeit endlich hinter sich lassen. Mit weißen Rosen und strahlenden Gesichtern posieren sie auf einem Holzhocker für ihr letztes Schulfoto. Es wird herumgealbert und gelacht. Bis auf einmal ein Mädchen auf dem Hocker sitzt, das betreten zu Boden schaut. Ganz so, als wüsste sie, dass ihr nichts Gutes bevorsteht.

Mit dieser Szene beginnt Dead Girls Dancing, das Spielfilmdebut der Münchner Jungregisseurin Anna Roller. Es ist ein klassischer Roadmovie, der von Erwachsenwerden, Freundinnenschaft, Leichtsinn und gefährlicher Verliebtheit handelt.

Am Anfang des Trips, den Ira (Luna Jordan), Malin (Katharina Stark) und Ka (Noemi Liv Nicolaisen) miteinander machen, steht der gemeinsame Wunsch, den nervigen Fragen ihrer Verwandten – „Wohin geht’s jetzt als Nächstes?“ und „Was willst du studieren?“ – zu entfliehen.

Abenteuer, Ekstase und Freiheit

Mit einem gemieteten Auto düsen sie durch die italienische Berglandschaft. Der Fahrtwind streift durch ihre Haare, sie zanken sich manchmal, aber die Freude darüber, frei von Verantwortung zu sein, verbindet sie miteinander – zumindest denken sie das. Als die Freundinnen einen Campingplatz finden, an dem sie das Auto abstellen können, treffen sie auf Zoe (Sara Giannelli), die per Anhalter reist. Ira ist sofort fasziniert von der Italienerin, die über Hexen und das Schicksal philosophiert. Die Luft zwischen ihnen knistert, wenn sie sprechen.

kalekone films Die letzte Atempause vorm „Erwachsenwerden“: Ira, Malin, und Ka

Kurz darauf bleiben sie mitten in den Bergen liegen. Sie schaffen es gerade noch, das Auto in ein nahgelegenes verlassenes Dorf zu fahren, wo die Situation allmählich heikel wird. Betrunken von ihrer neu gewonnenen Freiheit und dem gestohlenen Schnaps, den sie in den leeren Häusern des Dorfes finden, scheinen die vier jegliches Gefühl für Zeit und Moral zu verlieren. „Das ist vielleicht unsere letzte Chance, mal nicht vernünftig zu sein“, sagt Ka.

In der drückenden Sommerhitze der Geisterstadt klauen die jungen Frauen Essen, Schmuck und Kleidung. Sie sind im Rausch. Und auch zwischen Ira und Zoe wird es immer brenzliger. Ein unschuldiger Sommerurlaub ist dieser Trip schon lange nicht mehr. Und spätestens, als Ka ein Gewehr findet und der Campingplatzbesitzer, dem sie zuvor entwischt sind, in dem Dorf auftaucht, eskaliert die Lage endgültig.

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Atmosphärische lesbische Liebesgeschichte

Dead Girls Dancing gelingt es von Anfang an, eine betörende Stimmung zu erzeugen, die die Zuschauer:innen in ihren Bann zieht. Es ist ein kunstvoller und atmosphärischer Film, bei dem die Ästhetik, das Spiel mit Licht und Schatten und das Setting des italienischen Sommerurlaubs vielleicht mehr überzeugen als der Plot.

Sehenswert ist der Film allemal. Weil er ein ganz bestimmtes Lebensgefühl einfängt, Freundinnenschaft auf intime Art und Weise porträtiert und nicht zuletzt, weil er eine lesbische Liebesgeschichte erzählt, die bis zum Ende spannend und mysteriös bleibt.

Dead Girls Dancing, D 2023, Regie/ Buch: Anna Roller, mit Luna Jordan, Katharina Stark, Noemi Nicolaisen, Sara Giannelli u.a., 98 min., Kinostart: 23. Nov. 

 

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