Kreativer Aktivismus in Ostsachsen: Die Queer Area auf dem Fokus Festival
Ganz nach dem Motto „Wir sind queer und bleiben hier!“ findet die Queer Area auf dem Görlitzer Fokus Festival (15./ 16. Aug.) statt. Das leicht zugängliche, kostenlose Event zeigt, wie politisch aktiv und kreativ Ostsachsen sein kann.

Von Selina Hellfritsch
4.8.2025 - Görlitz, die östlichste Stadt Deutschlands direkt an der Grenze zu Polen, ist für ihre Jugendstil-Bauten, aber auch als AfD Hochburg bekannt. Die Bewohner:innen wollen sich diesen Ruf allerdings nicht gefallen lassen. Vor Ort gibt es diverse Angebot an linken, demokratischen und queeren Organisationen, die sich für eine lebendige Zivilgesellschaft einsetzen. Ein Highlight der sächsischen Kleinstadt: Das Fokus-Festival auf dem Geländer der Rabryka zieht jährlich tausende Menschen an. Fester Teil des Festivals: die Queer Area.
Festival-Motto „unSICHTBAR“
Am 15. und 16. August bietet das Festival ein abwechslungsreiches Programm mit Musik, Mitmach-Aktionen und urbaner Kunst, die unter dem Motto „unSICHTBAR“ stattfinden. „Wir wollen auf die Unsichtbarkeit von marginalisierten Gruppen aufmerksam machen“, erklärt Francis Böhm vom feministischen*forum aus Görlitz.
Das Forum setzt sich für intersektionale Bildungs- und Community-Arbeit ein und organisiert die Queer Area zum achten Mal. „Unser Angebot wird dankbar angenommen“, erzählt Francis Böhm, „Sowohl von den regionalen und überregionalen Besucher:innen, als auch von den Akteur:innen und Artists.“
Hauptsächlich FLINTA*-Artists auf der Queer Area-Bühne
Seit 2018 kuratieren sie die Queer Area - mit Workshops, Lesungen, queer-feministischen Info-Ständen und einer Bühne, die hauptsächlich von FLINTA*-Artists bespielt wird. Anfänglich sei alles DIY gewesen, erst über die Jahre hin habe es sich professionalisiert.
So stehen dieses Jahr Künstler:innen aus Berlin, Hamburg, Österreich und Spanien auf der Bühne: Kerosin95, Alice, Misset und Raketen Erna sorgen für einen Mix an Rock, Rap, R’n’B und Electropop. Die Drag-Show mit Performer Bridge Markland und Gästen sowie das intersektionale Kurzfilmprogramm runden das Programm ab.

„Kreativer Aktivismus“ - von konservativer Seite streng beobachtet
Auf dem Festival seien viele Zielgruppen vermischt, aber gerade das mache es so spannend. „Wir konfrontieren die Menschen, aber auf eine sehr sanfte Art“, sagt Francis und lacht.
Trotzdem sei es nicht immer einfach: Die Queer Area stehe unter strenger Beobachtung von konservativer und rechter Seite, da der Kulturort Rabryka an städtische Mittel gebunden ist. Und der Stadtrat wiederum ist zum Großteil von AfD- und CDU-Mitgliedern besetzt. Dass es dieses umfangreiche queere Angebot gibt – das Francis liebevoll als „kreativer Aktivismus“ beschreibt -, ist keine Selbstverständlichkeit.
In diesem Jahr zum letzten Mal?
Die schlechte Nachricht: Die Queer Area wird vermutlich in diesem Jahr zum letzten Mal stattfinden. „Das hängt ein bisschen an meiner Person, da ich wegziehen werde“, verrät Böhm. Außerdem würden Fördermittel so radikal gekürzt, dass kaum eine Chance auf eine erneute Förderung bestehe. Der Anspruch des Fokus-Festivals sei es, kostenlos und für alle zugänglich zu sein. Ob das im kommenden Jahr noch möglich sein wird, ist fraglich.
Auch wenn die Zukunft der Queer Area ungewiss ist, blickt Francis zuversichtlich auf diesen August: „Ich freue mich, wenn viele Leute kommen und sich mal angucken, was hier im tiefen Osten so abgeht.“
Fokus Festival, 15./ 16. August 2025, RABRYKA, Conrad-Schiedt-Straße 23 in Görlitz - hier gibt's alle Infos zum Festival und alle Infos zur Queer Area auf Instagram
Vom 10.-17. August findet in Görlitz außerdem das Queer Art and Activism Camp statt - alle Infos stehen hier.

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