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Küsse unterm Hochspannungsmast

„Zomer – Nichts wie raus!“ (L-Filmnacht im Oktober) wirkt nur auf den ersten Blick sommerlich-leicht. Der Film erzählt von einer jungen lesbischen Liebe in einem holländischen Dorf und gibt zugleich einen Einblick in die beklemmende Enge der Provinz.

Anne (Sigrid ten Napel, l.) und Lena (Jade Olieberg) - Foto: Edition Salzgeber

Von Isabel Lerch

l-mag.de, 14.10.2015 - Das Leben als Teenager in einem südholländischen Kaff kann grausam sein. Die schweigsame Anne (Sigrid ten Napel) wächst in dieser Einöde zusammen mit ihren zwei Brüdern auf. Die Enge der Provinz ist beklemmend – das nahe gelegene Atomkraftwerk und religiöser Glaube bestimmen das Leben der Menschen. Doch in diesem Sommer ändert sich alles.

Während ihr älterer Bruder und die anderen Jugendlichen ihr sexuelles Begehren füreinander entdecken, fühlt sich Anne als Außenseiterin. Bis sie auf die hübsche Lena (Jade Olieberg) trifft. Die junge Frau fährt in schicker Ledermontur auf ihrem Motorrad an der örtlichen Tankstelle vorbei, in der Anne jobbt. Lena hat nicht nur ein süßes Lächeln, strahlende Augen und frech-verführerische Locken – sie vermittelt Anne auch sofort ein Gefühl noch nie empfundener Freiheit. Kein Wunder, dass die beiden sich in Windeseile ineinander verlieben.

Glückliche Liebe, düsteres Dorfleben

"Zomer - Nichts wie raus!" erzählt nicht nur eine der schönsten Coming-of-Age-Geschichten der letzten Jahre. Er gibt auch einen düsteren Einblick in eine kleine Dorfgemeinschaft, in der sexualisierte Gewalt, patriarchale Strukturen und kirchliche Moral die Bewohner einschnüren und gleichzeitig auf verstörende Weise zusammenhalten. Die ewig summenden Oberspannungsleitungen und die grauen Türme des Atomkraftwerks scheinen dabei fast schon symbolisch als tödliche Kulisse, die jegliche saubere Luft zum Atmen nimmt.

Der Film von Colette Bothof nimmt mit auf eine Reise in eine ländliche Gegend, die nur auf den ersten Blick idyllisch scheint. Er zeigt auf eindringliche Weise, wie schwierig es für Teenager ist, in solch einem Umfeld die eigene Persönlichkeit und Sexualität zu entdecken. Die Aufbruchsstimmung kämpft mit der schweren Last familiärer und sozialer Verpflichtungen. Dieses Spannungsfeld ist hochinteressant und filmisch sehr gut umgesetzt.

Zomer - Nichts wie raus! (NL, 2014), Regie: Colette Bothof, mit Sigrid ten Napel, Jade Olieberg u.a.

Und hier läuft der Film im Oktober:  L-Filmnacht in vielen deutschen Städten und Lesbisch-schwule Filmtage Hamburg (24. Okt., 15 Uhr im Passage Kino 2).

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