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Die erste lesbische Superheldin kommt aus Köln

„Wir haben es verdient, eine starke weibliche und lesbische Superheldin zu sehen“, sagt Shamila Lengsfeld und drehte „Blake“ – und bei dieser Kurzfilm-Version soll es längst nicht bleiben! Wir unterhielten uns mit der Kölner Filmemacherin über ihre Pläne.

Daniel Dornhoefer Wer würde nicht gerne von diesem Duo gerettet werden: Blake (Lilian Felicitas Prudlo, r.) und Zoey (Sophie Helen Kirch)

Von Karin Schupp

3.10.2017 - Blake (Lilian Felicitas Prudlo) hat außergewöhnliche Fähigkeiten und wird deshalb von dem totalitären Regime, in dem sie leben muss, erbarmungslos verfolgt. Klar, dass sie alles daran setzt, es zu stürzen und ihre Stadt zu befreien. Und dass es viel mehr Spaß macht, die Welt zu zweit retten, merkt die eingefleischte Einzelgängerin, als sie Zoey (Sophie Helen Kirch) kennen lernt, deren Bruder Fari (Aaron Rufer, seit Juni in der Lindenstraße zu sehen) von den Kopfgeldjägern der faschistischen Regierung verschleppt wurde…

Wieso noch lange darauf warten, dass Hollywood endlich eine lesbische Superheldin ins Kino oder Fernsehen bringt, oder Wonder Woman in der Fortsetzung des Sommer-Blockbusters endlich so bisexuell sein darf, wie sie es in der Comicvorlage ist? Das dachte sich wohl auch die Kölner Filmemacherin Shamila Lengsfeld und schuf kurzerhand ihre eigene Heldin.

Der knapp 20-minütige Kurzfilm Blake, der im Oktober beim Filmfest Homochrom uraufgeführt wird und danach hoffentlich auf weiteren Festivals läuft, hat alles, was das Genre braucht: Eine coole Hauptfigur, einen bösen Gegner, eine - trotz Mini-Budget - beeindruckende Science Fiction-Welt und natürlich eine schöne Liebesgeschichte!

Das sehen auch andere so: Schon vor seiner Weltpremiere gewann Blake im Sommer beim European Cinematography Award den Preis für die „Besten visuellen Effekte“ und wurde bei den Los Angeles Film Awards in der Kategorie „Indie Film“ ausgezeichnet. Und Lengsfeld hat große Pläne: Aus Blake soll eine Superheldinnen-Serie werden - wir freuen uns drauf!

 

L-MAG: Wie bist du auf Blake gekommen, was ist die Idee dahinter?

Shamila Lengsfeld: Ich bin selbst ein großer Fan von Superhelden-Filmen, war aber auch immer frustriert und unzufrieden über die Darstellung der Frauen in diesen Filmen und natürlich über die Abstinenz von weiblichen Superheldinnen. Da liegt es als Filmemacherin nahe, einfach selber den eigenen Epos zu erschaffen. Außerdem finde ich, dass wir Frauen es verdient haben, endlich eine starke weibliche und lesbische Hauptrolle zu sehen. Wir brauchen starke Vorbilder und starke Frauen und eine schöne und gesunde Darstellung verschiedener Beziehungskonzepte. Das hatte ich im Hinterkopf, als ich anfing, das Drehbuch zu schreiben.

Wer ist eigentlich diese Blake?

Blake hat übernatürliche Fähigkeiten und nutzt diese Kräfte, um die Menschen vor der absolutistischen Regierung zu schützen und diese zu bekämpfen. Sie ist eine Einzelgängerin, die im Laufe der Serie lernt, dass man zusammen stärker ist. In Zoey findet sie eine ebenbürtige Wegbegleiterin und starke Partnerin.

Die Kölner Schauspielerin Lilian Felicitas Prudlo überzeugt als lesbische Superheldin - wie hast du sie gefunden?

Lilian und ich arbeiten regelmäßig zusammen und haben in der Vergangenheit schon einige lesbische Projekte umgesetzt, z.B. unseren Kurzfilm 99,42% (hier anschauen) im Rahmen eines Filmfestivals parallel zur diesjährigen Berlinale. Für mich war von Anfang an klar, noch bevor das Drehbuch wirklich fertig war, dass nur Lilian für die Rolle in Frage kommt. Lilian hat der Figur Leben eingehaucht und sie voller Leidenschaft verkörpert. Sie hat ihr Tiefe gegeben und viel zur Charakterentwicklung beigetragen. Als Regisseurin bin ich sehr dankbar, mit so einer talentierten und engagierten Schauspielerin arbeiten zu können. Generell ist der Cast des Films einfach nur toll, jeder der Schauspieler hat den Film im Positiven beeinflusst.

Und wer ist Zoey?

Zoey hat keine übernatürlichen Fähigkeiten, sie ist ein Technikfreak und Computer-Nerd. Zoey lebt mit ihrem Bruder im Untergrund, weil dieser aufgrund seiner Kräfte von der Regierung verfolgt wird.

Dein Film wirkt sehr aufwändig und sieht überhaupt nicht nach "low budget" aus? Kannst du ein bisschen was über die Produktion erzählen?

Ich habe an Blake von der Idee bis zum fertigen Film ein halbes Jahr gearbeitet. Es ist eine NO Budget-Produktion, das heißt jeder hat ehrenamtlich mitgearbeitet, und die Kosten für Kostüme, Catering etc. habe ich selber getragen. Am Set waren neben meinem treuen Kameramann Philian Silas Kutz nur noch wenige andere beteiligt. In der Postproduktion hat sich Lars Wörner um den 3D-Teil gekümmert und z.B. Blake's Sci Fi Radar-Uhr entwickelt. Tim Heinrich hat den O-Ton bearbeitet, und ich habe nach Drehbuch, Produktion und Regie noch den Schnitt und die Effekte übernommen.

Dein Film ist zugleich die Pilotfolge für eine geplante Serie. Woran denkst du genau - an eine Webserie? Streaminganbieter? Fernsehen? Und wie ist der Stand der Dinge?

Genau, Blake wird es definitiv als Serie geben, natürlich am liebsten im größeren Format, aber mindestens als Webserie. Genaueres kann ich leider noch nicht bekannt geben, es wird aber definitiv Superheldinnen in Action geben. 

Worum wird es in der Serie gehen? Und werden Blake und Zoey von Anfang an als Paar unterwegs sein?

Definitiv werden Blake und Zoey in den ersten Episoden zueinander finden, sich kennen und lieben lernen. Sie werden gemeinsam gegen das repressive System, den Kopfgeldjägeroberboss Draven (Juri Raphael Senft) und andere Bösewichte kämpfen. Ihr könnt euch auf viele actiongeladene Szenen mit den beiden Charakteren freuen! Der zweite zwischenmenschliche Fokus wird auf Zoey und ihrem Bruder Fari liegen. Mir ist es wichtig, eine intensive Verbindung zwischen Mann und Frau nicht immer nur auf die sexuelle Komponente zu reduzieren. Zoey passt auf ihren kleinen Bruder auf, sie würde ihn mit ihrem Leben beschützen und tut alles für seine Sicherheit. Fari ist ein sensibler Typ der auch mal weint, und weiß, dass er ohne seine Schwester aufgeschmissen wäre.

Noch ein paar Worte zu dir selbst: Wer bist du? Was machst du, wenn du nicht gerade an Blake arbeitest?

Ich komme gebürtig aus Konstanz am Bodensee, habe dort mehrere Jahre im Kino als Filmvorführerin gearbeitet. 2012 bin ich nach Köln gezogen und habe 2016 meinen Bachelor an einer Kölner Filmschule gemacht. Seitdem arbeite ich hauptsächlich an Independent-Filmprojekten und Musikvideos.

Blake hat beim Filmfest Homochrom Weltpremiere und läuft in diesem Rahmen am 19. Oktober in Köln und am 26 Oktober in Düsseldorf.

Aktuelle Infos auf den Facebook-Seiten von Shamila Lengsfeld und Lilian Felicitas Prudlo.

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