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L-Beach Reloaded: Zwischen Regentropfen und Nachwuchsmusikerinnen

Am Wochenende feierten rund 2000 Frauen zum neunten Mal beim L-Beach-Festival, das in diesem Jahr den Zusatz „Reloaded“ trug. Vieles war wie immer, einiges war anders – unsere Autorin berichtet von der Ostseeküste.

Gloria Reuter

Von Jana Schulze

16.4.2018 - „Same same - but different“ hatten sich Macherin Claudia Kiesel und ihr Team für 2018 auf die Regenbogenfahnen geschrieben: Das L-Beach-Festival Nummer 9. Wie immer im 90er-Jahre-Ferienpark Weissenhäuser Strand an der Ostsee, 950.000 Quadratmeter Gelände, statt drei Abende mit Konzerten nur noch zwei, und so viele Frauen aus allen Ecken Deutschlands und Europas, wie sich selten zum Feiern zusammenfinden. 4000, wie in vielen Vorjahren, sind es allerdings in diesem Jahr nicht geworden.

Zu gewaltig war wohl im vergangenen Jahr die Ankündigung der Macherinnen gewesen, L-Beach gänzlich zu begraben. Viele Frauen, das hörte man in diesem Jahr zwischen L-Lounge und L-Circus immer wieder, hatten aus Protest nicht gebucht. Andere dagegen hatten gerade deshalb ihre Tasche für das Feier-Wochenende in Norddeutschland gebucht.

Auf der Bühne eher Nachwuchs mit geringem L-Faktor

Sie bekamen ein Programm geboten, das vorab Einlesen abverlangt hatte: Auf den beiden Bühnen im Festival-Zelt standen keine bekannte Musikgrößen wie MIA oder BOY, Großstadtgeflüster oder Peaches wie in den Vorjahren. Und auch die verrückten US-amerikanischen Sängerinnen von Betty waren - zum zweiten Mal nach 2016 - nicht ins kühle Norddeutschland gekommen! Dafür viel Nachwuchs: Elif aus Berlin, die junge Singer-Songwriterin Madeline Juno (ihr Song „Error“ ist auf dem Soundtrack des Kinofilms Fuck ju Göhte) und Lary aus dem Ruhrpott.

Deutsche Texte von gewiss guten Musikerinnen, aber wo blieb da das „lesbisch“ im Programm? Das packte dann er/sie Jennifer Gegenläufer gewaltig auf die Bühne: Welch‘ Darbietung! Welch‘ Texte! So politisch wie in diesen 90 Minuten Rap am Samstagabend war L-Beach wohl selten.

Wunderbar auch, dass Moderatorin Annie Heger aus Oldenburg als offen lesbisch lebende Musikerin und Schauspielerin durch den Freitagabend führte. Sharron Levy (siehe Clip) und Balu samt ihren Gitarren spielten in kleiner Runde im Wohnzimmerkonzert – und auf der großen Bühne.

Same in 2018: Die kleinen, viel zu feucht-lauten Parties in den Bungalows und auf den Fluren der Appartements. Same: Die Tanzwütigen bis in die frühen Morgenstunden in der L-Lounge zu feiner Dosenmusik. Different: Die Workshop-Angebote hießen 2018: Wie lerne ich batiken? Wie werde ich eine gute Poetry-Slamerin oder zumindest eine top Urban-Gardenrin? Viel geredet und wenig diskutiert wurde in den Talkrunden zu „Female Empowerment“ und lesbischem Kinderwunsch.

Schmalspurprogramm, schlechte Kommunikation - aber gute Laune

Es ist in diesem Jahr ein sehr feuchtes L-Beach geworden, denn kaum eine Stunde zwischen Donnerstag und Sonntag, an der kein Tropfen vom Himmel  kam. Deshalb fielen die Strandaktivitäten im Wortsinne ins Wasser oder einfach aus. Dafür kann das Team um Claudia Kiesel genauso wenig wie für die Bauarbeiten auf dem Ferienpark-Gelände.

Wenn aber Konzerte ausfallen, wenn Veranstaltungen an anderen Orten als angekündigt stattfinden – dann verlangt das Kommunikation mit den Frauen, auf den Bühnen, vor den Mikrophonen, per App. Auf die Schlagerparty mussten die Frauen in diesem Jahr auch verzichten, und zum Programm im Zirkuszelt gab es bis Mitternacht keine Tanzalternativen. All das schmeckt nach Sparprogramm der Organisatorinnen.

Aber trotz allem Regenwetter und Schmalspurprogamm verließen viele Frauen L-Beach 2018 mit Facebook-Posts wie „Großartig! Danke für die großartige Organisation! Es war unser erstes Mal: Klasse!“ Und einige haben sofort fürs nächste Jahr ihre Tickets gebucht.

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