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Lesben im Berufsleben: „Stärker auftreten, dann haben wir auch eine stärkere Stimme für alle“

Viele lesbische Frauen werden im Job doppelt diskriminiert – das ergab die Befragung „The L-Word in Business“. Wie die Lage verbessert werden kann, erklärte uns Simone Allard vom Netzwerk Wirtschaftsweiber e.V.

wirtschaftsweiber.deSimone Allard, Bundesvorständin der Wirtschaftsweiber e.V.

Von Amanda Beser

16.2.2022 - Frauen sind von Sexismus am Arbeitsplatz betroffen, bekommen oft weniger Gehalt für den gleichen Job und sind in Schlüsselpositionen nach wie vor chronisch unterrepräsentiert. Lesbische Frauen haben zusätzlich noch an einer anderen Front zu kämpfen: mit Erfahrungen von Homofeindlichkeit im Jobumfeld.

So lautete das Fazit der Studie „The L-Word in Business“, die die Frankfurt University of Applied Sciences gemeinsam mit der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und dem Verein Wirtschaftsweiber e. V. im November 2020 veröffentlicht hatte. Die Ergebnisse waren frappierend: 78 Prozent aller beteiligten Frauen (Lesben und Heteras) gaben an, wegen ihres Geschlechts im Arbeitsalltag benachteiligt zu werden.

Jede zweite Lesbe im Job diskrimininiert

Von den lesbischen Studienteilnehmerinnen berichteten außerdem 51 Prozent, dass sie wegen ihrer sexuellen Orientierung im Job diskriminiert wurden. Seitens der Politik gab es auf die Studie allerdings kaum nennenswerte Reaktionen, beklagt Simone Allard, Bundesvorständin der Wirtschaftsweiber, im Gespräch mit uns.

Der Verein, der lesbische Frauen im Berufsleben unterstützt und berät, appelliert auch an Unternehmen, sich des Themas mehr anzunehmen. Schlussendlich komme dies den Firmen selbst zugute, wie Allard betont. „Gesellschaftlich haben wir gerade einen erkennbaren Generationswechsel: Die Generation X geht in Richtung Rente, die Y- und Z-Generationen übernehmen.“ Und die Jüngeren, weiß Allard, legen als Arbeitnehmer:innen im Schnitt mehr Wert auf Diversität. „Um auch diese Generation zu begeistern, macht es Sinn, sich divers aufzustellen. Sonst gehen den Unternehmen ganz klar Talente verloren.“

Entscheidungsgremien sollten aus gemischteren Teams bestehen

Die Benachteiligung beginnt schon damit, wer über die Neubesetzung von Stellen entscheiden darf, sagt Allard. Aus eigener Erfahrung weiß sie, was es bedeutet, jahrelang die einzige Frau und die einzige offen queere Person in einem Auswahlgremium zu sein. „Es würde viel Sinn machen, wenn diese Gremien aus gemischteren Teams bestehen würden.“

Entscheidungsträger:innen in Personalfragen müssten im Blick haben, wie Diskriminierung wirkt und wie man sie erkennt. Die Studie „L-Word in Business“ hatte hierzu ganz konkrete Handlungsempfehlungen parat: etwa spezielle Trainings für Entscheidungsträger:innen zu „Unconscious Bias“ (dt. unbewusste Voreingenommenheit). Nötig seien außerdem transparente und objektive Einstellungsverfahren mit einer präzisen Aufschlüsselung der Anforderungsprofile. Die Einstellungsverfahren könnte man noch weiter anonymisieren, damit die Qualifikationen der Bewerber:innen bei der Stellenvergabe zählen – und deren Geschlecht, sexuelle Orientierung oder sonstigen Hintergründe keine negativen Folgen auf den Prozess haben.

Unsicherheit beim Coming Out am Arbeitsplatz

Nicht zuletzt zeigte die Studie, dass sich lesbische Frauen eher outen, wenn der Arbeitgeber, bei dem sie beschäftigt sind, bereits mit einem LGBTIQ*-Netzwerk aufwarten kann. Dennoch herrsche gerade bei jungen Frauen beim Coming Out im Job oft noch eine große Unsicherheit, weiß Simone Allard aus ihrer Beratungspraxis. „Soll ich es ansprechen, in die Bewerbung reinschreiben, ja oder nein? Kriege ich dadurch noch mal mehr Nachteile?“

Der Verein Wirtschaftsweiber e. V. bietet deshalb nicht nur berufliche Stärkung und Bewerbungstrainings, sondern auch Tätigkeiten zum Austausch und zur Vernetzung, wie gemeinsame Freizeitaktivitäten, und Unterstützung beim Outing an. „Mehr macht mehr. Umso stärker wir auftreten, umso stärker haben wir auch eine Stimme für alle“, findet Simone Allard. Auch ungeoutete Lesben seien beim Verein natürlich herzlich willkommen. „Kommt zu uns und lasst uns gemeinsam sichtbarer werden.“

 

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