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Lesben in Hollywoodfilmen - seltener als Einhörner

Lesben in Hollywood- gibt’s das überhaupt? Wer da seine Zweifel hat, hat Recht: 2014 hatten nur drei von 114 Produktionen der US-Traumfabrik ernst zu nehmende lesbische oder bisexuelle Rollen. Bisexuell kokettierende Heten gibt's ein wenig häufiger.

Sandra Oh (l.) und Kathy Bates in "Tammy" - Foto: Warner Bros.

Von Karin Schupp

l-mag.de, 21.4.2015 - Einmal im Jahr schaut die US-Organisation GLAAD (Gay & Lesbian Alliance Against Defamation) den großen Hollywood-Studios auf die Finger und zählt akribisch nach, wie viele LGBT-Charaktere der jeweilige Kino-Jahrgang zu bieten hatte - meist mit betrüblichem Ergebnis, vor allem für weibliche und transgender Rollen.

Nur 20 Filme waren nicht komplett heterosexuell

Auch im Jahr 2014 gab‘s keine spürbare Verbesserung: schwule, lesbische und bisexuelle Figuren tauchten nur in 20 der untersuchten 114 Hollywood-Filme auf. Trans*-Charaktere gab’s gar keine, und zwei Drittel der insgesamt 28 gezählten Rollen waren schwule oder bisexuelle Männer. Und nur mit sehr großzügiger Auslegung von Bisexualität kam GLAAD auf acht Filme mit lesbischen und bisexuellen Frauen - in den meisten dieser Produktionen kann man nämlich nur von bisexuellen Koketterien sprechen.

Und so bekommt ausgerechnet die krawallige Komödie Tammy die beste L-Note 2014: in dem von Melissa McCarthy mitverfassten Roadmovie strandet sie mit Susan Sarandon beim einzigen glücklichen Paar des Films, gespielt von Kathy Bates und Sandra Oh (Grey’s Anatomy) - eine große Rolle spielen die beiden allerdings nicht (lief bei uns im Juli 2014).

In der Familien-Dramedy Sieben verdammt lange Tage (lief im Herbst 2014) müssen wir fast bis zum Ende warten, bis sich die frisch gebackene Witwe Hillary (Jane Fonda) und ihre Nachbarin Linda (Debra Monk) als Paar outen. Die beiden Charaktere wurden von GLAAD als bisexuell gewertet, da sie zuvor glücklich mit Männern verheiratet waren.

Foto: Warner Bros.

Der mexikanische 3-D-Horror-Film Darker Than Night hat keine "offiziell lesbische" Figur, deutet aber recht deutlich an, dass eine der fünf Freundinnen, die in ein Spukhaus ziehen, lesbisch ist: Pilar (Eréndira Ibarra) hat ein "lesbisches Tattoo", scheint heimlich in die Hauptfigur Greta verliebt zu sein (die allerdings mit Pilars Bruder zusammen ist) und flirtet in einer Partyszene mit einer anderen Frau. Ein langes Leben ist ihr allerdings genretypischerweise nicht beschert (noch kein Kino-Start in Deutschland).

Ganz links die mutmaßliche Lesbe Pilar (Eréndira Ibarra) - Foto: Lionsgate

Und jetzt kommen wir schon zu den „bisexuellen“ Frauen, die sicherlich keinen Kinobesuch wert sind: Birdman gewann in diesem Jahr vier Oscars, darunter auch für den besten Film - wieso aber ein Kuss zwischen Naomi Watts und Andrea Riseborough eingebaut wurde, blieb unklar: mit der Handlung hatte er jedenfalls nichts zu tun, offensichtlich sollte er nur den Film aufpeppen (startete bei uns Ende Januar).

Foto: Screenshot Trailer

Dieselbe Idee verfolgt denn wohl auch die neue Seth Rogen-Komödie Neighbors (D-Start: 8. Mai): Kelly (Rose Byrne) und Brooke (Halston Sage), beide heterosexuell liiert, küssen sich einfach mal zwischendurch - und ein Mann ist auch im Spiel... Diese Szene war bei den MTV Movie Awards in der Kategorie „Bester Kuss“ nominiert, ging aber zu Recht leer aus.

Dass die queere Quote im Comedy-Genre besonders hoch - in 42% aller Hollywood-Komödien tauchen lesbisch-bi-schwule Charaktere auf - ist also kein wirklicher Fortschritt, wie auch die weiteren Beispiele aus dem Vorjahr zeigen. In Kill The Boss 2 (lief Ende 2014) baggert Jennifer Anistons als nymphomanische Zahnärztin die Frau (Lindsay Sloane) ihres Ex-Angestellten Dale an und verkündet außerdem, sie verführen wollen. Und in Urlaubsreif - Blended (lief im Mai 2014) mit Adam Sandler und Drew Barrymore wird letztere zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin (Wendi McLendon Covey) immer wieder für lesbisch gehalten - natürlich sind beide hetero - und in einer Szene von einer älteren Frau lüstern angestarrt, während Katy Perrys „I Kissed A Girl“ läuft.

Und auch die Dokumentation Under the Electric Sky ist nur ein höchst zweifelhafter Vertreter auf der L-Liste: der Film über den Electric Daisy Carnival in Las Vegas zeigt ein paar Küsschen und Flirts zwischen Frauen, die offensichtlich aber alle hetero zu sein scheinen (noch kein D-Start).

2015 sieht es ein wenig besser aus

In diesem Jahr scheint sich die Lage leicht zu verbessern: in Cannes läuft im Mai die Patricia Highsmith-Verfilmung Carol mit Cate Blanchett und Rooney Mara als Paar (D-Start im Januar 2016), die schon jetzt als lesbisches Brokeback Mountain gelabelt wurde, und auch Freeheld mit Ellen Page und Julianne Moore soll 2015 Premiere feiern - der Film ist dann wohl das lesbische Milk, da darin ein Lesbenpaar für seine Rechte kämpft. Und schließlich wird The Danish Girl die Lesben- und Trans-Quote heben: Eddie Redmayne spielt Lily Elbe, die als eine der ersten Transfrauen der Welt ihr Geschlecht angleichen ließ, Lilys lesbische Ehefrau Greta spielt die Schwedin Alicia Vikander (Anna Karenina). Bleibt zu hoffen, dass es nicht nur bei einzelnen Leuchtturm-Produktionen bleibt und Lesben bald nicht mehr mit der Lupe gesucht werden müssen - sondern einfach so und ohne großes Aufhebens Teil eines Casts sind.

Den GLAAD Studio Responsibility Index Report könnt ihr hier nachlesen.

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