L-Mag

Lesbischer CouLe-Preis an Birgit Palzkill: Nichtbinär und couragiert

Erstmals ehrte das Queere Netzwerk NRW mit seiner „CouLe – Preis für Couragierte Lesben“ eine nichtbinäre Stimme für lesbische Sichtbarkeit. Wir haben mit Preisträger:in Birgit Palzkill, Aktivist:in und Wissenschaftler:in, gesprochen.

LSB-NRW/ Andrea Bowinkelmann Dr. Birgit Palzkill

Von Annabelle Georgen

27.9.2025 - Am 20. September wurde Dr. Birgit Palzkill, Pädagog:in, Aktivist:in, Wissenschaftler:in und Ex-Leistungssportler:in, mit dem CouLe - Preis für Couragierte Lesben ausgezeichnet. Es ist eine kleine Revolution: Zum ersten Mal in der Geschichte des Awards, den das Queere Netzwerk NRW jährlich verleiht, geht die CouLe an eine nichtbinäre Person.

 

Birgit, was bedeutet es für dich, den Preis für Couragierte Lesben zu bekommen?

Im ersten Moment habe ich mich vor allen Dingen gefreut, dass ich als nicht binäre Person mit der CouLe ausgezeichnet werde. Weil das ein Zeichen dafür ist, dass die lesbische Community sich weitet, auch für nicht binäre Personen wie mich. Und das finde ich schon sehr bedeutsam.

Wann hattest du dein nicht binäres Coming-out?

Das ist schwierig zu sagen. Öffentlich habe ich mich mit dem Erscheinen meines neuen Buches „ Nicht binär leben“ im letzten Jahr geoutet. Aber schon Ende der 70er war ich ein:e große:r Anhänger:in der Feministin Monique Wittig. Sie hat ja diesen sehr umstrittenen Satz geschrieben: „Lesben sind keine Frauen.“ Als ich meine Studie über lesbische Leistungssportlerinnen veröffentlichte („Zwischen Turnschuh und Stöckelschuh“, 1990), bekam ich einen Brief von einer Person, die mir erklärte, dass sie eigentlich keine Frau war, sondern nur sie selbst. Und ich konnte damals schon viel damit anfangen. Aber den Begriff „nicht binär“ gab es damals gar nicht. Ich konnte mich also auch nicht so bezeichnen, habe mich aber schon immer auf die Position von Monique Wittig bezogen und damals gesagt: „Ich bin eine Lesbe, aber eine Lesbe ist für mich im Sinne der heteronormativen Matrix keine Frau.“

Du warst Leistungssporler:in der Leichtathletik und schreibst in „Zwischen Turnschuh und Stöckelschuh“ darüber, dass die Anforderungen im Sport gegenteilig zu denen der Gesellschaft an Frauen sind.

Ich bin in den 1950er-Jahren geboren, da war das Frauenbild noch sehr schwierig. Bei uns im Dorf liefen die Frauen in Kitteln rum, machten den Haushalt, waren Mütter und versorgten die Männer. Schon damals wollte ich nicht darauf beschränkt werden. Und der Sport war für mich eine Möglichkeit, mich so auszuleben, wie ich mich fühlte. Im Sport wurde trainiert, große Schritte zu machen, Kraft zu haben, und außerhalb des Sports hieß es, mach nicht so große Schritte, sonst kriegst du nie einen Mann ab. In den Interviews erzählten mir die lesbischen Leistungssportlerinnen, dass sie in dem Moment, wo sie dann lesbisch gelebt haben, diesen Widerspruch überwinden konnten, weil sie wollten ja gar keinen Mann mehr finden. In diesem Sinn ist die lesbische Identität eine Lösung dieses Konflikts, schrieb ich damals.

Denkst du das heute immer noch?

Die Lösung ist nicht, das zu leben, was dir vorgeschrieben wird, nur weil dein Körper so ist, wie er ist.

Hast du eine Botschaft, die du anlässlich der Preisverleihung übermitteln möchtest?

Ja, zusammenhalten und sich öffnen. Und gemeinsam gegen diese heteronormative Ordnung kämpfen, anstatt uns in erster Linie auf unsere Unterschiede zu fokussieren. Ob Frauen, Lesben, inter, nicht binäre, trans*, binäre oder nicht binäre trans* Personen – wir sollten unseres gemeinsames Ziel und Interesse im Auge haben und uns gegenseitig unterstützen.

 

Die aktuelle Ausgabe der L-MAG  erhältlich am Kiosk, im Abo, als e-Paper und bei Readly.

Aktuelles Heft

Zimmer, Küche, Butch - Queerer Wohnen

Vom WG bis Hausprojekt - wie wollen wir leben? Plötzlich hetero: JoJo Siwa, Fletcher, Billie Eilish, Interviews mit Aygyul (Cover) und Karin Hanczewski, Reisen: Lesbos, Thailand, Mexiko-Stadt, Zürich, warum sind Altersunterchiede im lesbischen Kino so präsent? Und wie immer: viele Film-, Musik- & Buchtipps und vieles mehr! Hier abonnieren!




Bleibt out und proud!

 

Nur mit euch, unseren Leser:innen und online-Nutzer:innen, bekommen wir das hin! Helft uns, damit wir diese Zeiten durchstehen, die in politischer wie finanzieller Hinsicht nicht einfach sind. Journalismus, der nicht nur in Social Media Bubbles stattfindet, unabhängig ist und dialogbereit bleibt, hat es zunehmend schwer.

Unterstützt unsere Arbeit!

Vielen Dank!
Euer L-MAG-Team

 

 


L-MAG.de finde ich gut!

Bleibt out und proud!

 

Nur mit euch, unseren Leser:innen und online-Nutzer:innen, bekommen wir das hin! Helft uns, damit wir diese Zeiten durchstehen, die in politischer wie finanzieller Hinsicht nicht einfach sind. Journalismus, der nicht nur in Social Media Bubbles stattfindet, unabhängig ist und dialogbereit bleibt, hat es zunehmend schwer.

Unterstützt unsere Arbeit!

Vielen Dank!
Euer L-MAG-Team

 

 


L-MAG.de finde ich gut!
x