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LGBTQ erleben immer noch Diskriminierung am Arbeitsplatz

30 Prozent der berufstätigen LGBTQI*-Menschen werden am Arbeitsplatz diskriminiert, ein Drittel outet sich gar nicht erst. Und viele meiden offenbar Branchen, in denen sie Ausgrenzung befürchten. Das ergab eine Befragung des DIW.

Canva

Von Julius Brockmann

13.9.2020 - 30 Prozent der Menschen in Deutschland, die sich als LGBTQI* identifizieren (lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter) werden in Deutschland im Job diskriminiert. Das betrifft insbesondere trans* Menschen: hier berichten mehr als 40 Prozent von solchen Erfahrungen. Das ist das Ergebnis einer Befragung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) und der Universität Bielefeld.

Weitere Ergebnisse der Studie: LGBTI und nicht-queere Menschen gehen zwar ähnlich häufig einer Beschäftigung nach, aber in punkto Qualifikation und Branchenzugehörigkeit konnten Unterschiede festgestellt werden. So haben LGBTI laut der Forscherinnen und Forscher häufiger einen höheren Schulabschluss. 60 Prozent von ihnen erlangten die Fachhochschulreife, bei nicht-queeren Menschen sind es 42 Prozent.

Auch beim Blick in die Branchen gibt es Auffälligkeiten. Im produzierenden Gewerbe und in der Forst- und Landwirtschaft sind LGBTI zum Beispiel unterrepräsentiert. Hier scheuen sich Lesben und Schwule auch eher, offen gegenüber ihren Kolleginnen und Kollegen zu sein, was ihre sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität angeht. Nur 57 Prozent von ihnen sprechen offen darüber.

Ganz anders sieht es im Gesundheits- und Sozialwesen aus. Nicht nur, dass LGBTI hier anteilig häufiger vertreten sind, 75 Prozent der Befragten gehen auch offen mit ihrer sexuellen Orientierung um.

Anreiz für Firmen, ein diskriminierungsarmen Umfeld zu schaffen

Dies legt für die Autorinnen und Autoren den Schluss nahe, dass LGBTI bestimmte Branchen meiden, weil sie dort mehr Diskriminierung befürchten. Insgesamt sind 69 Prozent der Befragten zwar vor Kolleginnen und Kollegen, aber nur 60 Prozent vor Vorgesetzten geoutet. Hierarchien und Gedanken an mögliche Karriere-Nachteile durch ein Coming Out scheinen also nach wie vor eine Rolle zu spielen.

„Wenn LGBTQI*-Menschen bestimmte Branchen und Unternehmen meiden, sie gleichzeitig aber höher gebildet sind, dann sollte allein schon diese Erkenntnis ein Anreiz für Unternehmen sein, ein diskriminierungsarmes Arbeitsumfeld zu schaffen, damit Arbeitsplätze für diese Zielgruppe attraktiver werden“, sagt Studienautorin Lisa de Vries von der Universität Bielefeld.

Ganz praktisch könne das zum Beispiel in Stellenausschreibungen, auf der Website oder im Betrieb selbst geschehen. Das signalisiere, dass man auch dann auf Verständnis trifft, wenn bei diesem Arbeitgeber oder dieser Arbeitgeberin Diskriminierungserfahrungen gemacht werden. Wie wichtig das ist, zeigt auch die Studie. Denn fragt man LGBTI nach den Erwartungen an ihr Arbeitsumfeld, rangiert der Wunsch nach ein offenes Betriebsklima ihnen gegenüber weit oben.

Für die Studie wurden die Daten von 858 LGBTQI*-Menschen ausgewertet und durch eine Online-Befragung der Uni Bielefeld ergänzt.

Mehr Ergebnisse aus der Studie über die Arbeitsmarktsituation von homo- und bisexuellen sowie trans-, queer und intersexuellen (LGBTQI*) Menschen in Deutschland stehen auf der Webseite der DIW Berlin

 

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