"Love is Love?": Wo Hetero ein Schimpfwort ist
Neu auf DVD: Zwei Stunden alles andersrum - die lesbische Regisseurin Kim Rocco Shields erschafft in ihrem Film „Love is Love?“ eine Welt, die sich bestimmt viele von uns schon mal erträumt haben: Homo ist normal - und Heteros sind in der Minderheit.
Von Sabine Mahler
10.12.2017 - In den ersten Minuten ist Love is Love? wunderbare Unterhaltung: Alle Menschen leben in homosexuellen Beziehungen, Jude (Briana Evigan) erfreut sich als Football-Star der High-School-Mannschaft großer Beliebtheit und ist logischerweise mit der schönsten Frau der Schule zusammen.
Es gibt eine strenge Pfarrerin in diesem typisch amerikanischen Kleinstadtidyll, die Heteros zu Sündern erklärt, und als sich die junge Emily (Kyla Kenedy) gemeinsam mit ihrer Mutter bei den neuen Nachbarn vorstellt, stürmt letztere entsetzt wieder hinaus. Der Grund: Die neuen Nachbarn sind hetero. Wie ekelhaft! Wer da nicht grinsen muss, hat wohl keinen Humor. Doch der Film ist nicht nur eine simple Ironie der echten Welt, er geht viel tiefer und steigert sich später zu einem grausamen Ende.
Quarterback Jude lernt auf einer Party den Sportjournalisten Ryan (Tyler Blackburn) kennen. Beide fühlen sich sofort zu einander hingezogen. Gleichzeitig entdeckt auch die viel jüngere Emily ihre heterosexuellen Gefühle für einen Jungen in ihrer Klasse.
Love is Love? erzählt nun die unglaublich romantische Liebesgeschichte von Jude und Ryan, während Emily von Anfang an den Hänseleien ihrer Mitschüler ausgesetzt ist. Die Lovestory ist schön inszeniert, aber zugegebenermaßen auch ein bisschen langweilig. Ist ja schließlich nicht so, als würden wir keine Hetero-Lovestorys in den Kinos dieser Welt zu sehen bekommen.
Doch eigentlich bleibt keine Zeit darüber nachzudenken, denn kaum scheint das junge Glück perfekt, tauchen die Probleme auf. Judes Ex Kelly (Emily Osment) findet alles heraus und macht es publik. Daraufhin wird Jude gemieden und gemobbt, bis die Situation schließlich nach einem Footballspiel eskaliert - und das so sehr, dass einem beim Zuschauen der Atem stockt.
Die DVD könnte ein gutes Weihnachtsgeschenk für Hetero-Verwandte sein, denn der Film hat das Potenzial, vielen Menschen die Augen zu öffnen. Aber auch die Community wird Love is Love? nicht kalt lassen, denn der Film erinnert daran, wie grausam Menschen sein können. Mit wie viel Wut und Verachtung sie gegen Dinge vorgehen, die sie schlicht nur nicht verstehen.
Der Film ist daher absolut sehenswert – für die ganze Familie – und auch noch hochkarätig besetzt. Da sich allerding keine so gut mit dem Thema „Stars und Sternchen“ auskennt wie Karin Schupp, verweisen wir hier gerne auf das aktuelle K-Word #229: dort wird die Besetzungsliste aufgedröselt.
Love is Love?, USA 2016, Regie/ Buch: Kim Rocco Shields, mit Briana Evigan, Kyle Kenedy, Tyler Blackburn u.a. , 116 min., jetzt auf DVD
Der Film basiert auf dem 19-minütigen Kurzfilm Love is All You Need, der kostenlos bei Youtube steht.
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