L-Mag

Mit Fahrrad, Freundin und Zelt um die Welt - Wenn Lesben reisen (Teil 4)

Seit einem Jahr ist Ex-L-MAG-Chefredakteurin Dana Müller mit ihrer Freundin auf dem Rad unterwegs und hat inzwischen Australien erreicht. Von dort blickt sie auf ihre letzten Monate in Südostasien zurück.

Dana Müller In Malaysia könnt ihr Elefanten begegnen!

Von Dana Müller

12.3.2023 - Was für ein Kontrast! Gerade radelten wir noch an Malaysias Küste entlang, schon tanzen wir Ende Februar auf dem WorldPride in Sydney (meine Reportage). Wachten wir Anfang der Woche noch in einer Unterkunft im Skudai auf, jubelten wir bereits am Wochenende auf Sydneys Straßen zwischen hunderttausenden Queers.

Während in Malaysia Homosexualität verboten ist und mit bis zu 20 Jahren Gefängnis bzw. Stockschlägen bestraft wird (wir berichteten hier und hier), ist Australien zur Pride-Saison das Homo-Paradies schlechthin. Überall wehen Regenbogenfahnen, die Oberbürgermeisterin von Sydney, Clover Moore, taucht bei jedem LGBTQ-Event auf, und selbst die Omi in der Tram wünscht einen „Happy Pride“.

Romantische Walzerklänge in der teuersten Stadt der Welt

Und als ob das nicht schon aufregend genug wäre, verbrachten wir zwischendurch noch drei Tage in Singapur. Die riesige Metropole mit ihren rund 5,7 Mio. Einwohner:innen überraschte mich total. Zwar ist Singapur eine der teuersten Städte weltweit, dennoch wurde dort der Abschluss unserer Südostasien-Etappe besonders romantisch. In den „Gardens by the Bay“, mitten zwischen glänzenden Hochhäusern, lauschten wir abendlichen Walzer-Klängen und bewunderten dabei den futuristisch anmutenden Park mit seinen sogenannten „Supertrees“ im schimmernden Lichterspiel.

Und wir gingen in dem streng regulierten Stadtstaat sogar in eine Homo-Location. „Dorothy's Bar“ bietet seit 2015 vor allem Schwulen einen Raum und lockt mitten in Chinatown mit einer riesigen Regenbogenfahne an der Fassade das entsprechende Publikum an. Zwar ist hier faktisch seit Dezember letzten Jahres Homosexualität legalisiert, gleichzeitig wurde aber die Verfassung so verändert, dass nun gleichgeschlechtliche Ehen definitiv so schnell nicht legalisiert werden.

„Oh, ihr seid Lesben!“ – Gay Bar in Singapur

Kaum hatten wir jedenfalls die Homo-Bar betreten, begrüßte uns die Kellnerin: „Oh ihr seid Lesben! Endlich. Da hinten sind noch zwei. Ich bringe euch gleich hin.“ … Ähm. Gut, so schnell geht der Kontakt, wenn die Szene klein ist. Allerdings merkten wir hier dann tatsächlich schnell das ungewöhnliche Preisniveau: Ein kleines Flaschenbier kostete mal eben 8 €. Und das, wo wir sonst in Asien 2 bis 3 € fürs Mittagessen (pro Person) ausgaben. Wir blieben bei zwei Getränken und sprengten damit ein wenig unser Tagesbudget.

Dafür redeten wir mit den zwei geselligen jungen Frauen (die je acht Katzen hatten!) und erfuhren einiges über das Leben in Singapur: generelles Demoverbot, quasi keine Sichtbarkeit von Lesben (auch in den vorhandenen Gay Bars), und die meisten Einheimischen leben sehr lange bei ihren Eltern, weil sie sich während Ausbildung, Studium und Berufseinstieg einfach keine eigene Wohnung leisten können.

Dana Müller Wo Lesben sind, sind auch Katzen: Dana und Anke in Kuala Lumpur

Schnorcheln mit Baby-Haien

Und sonst? Als ich meinen letzten Artikel schrieb, chillten wir gerade in Laos und verbrachten den Jahreswechsel in Mitten des Mekongs. In den letzten zwei Monaten radelten wir ein Stück durch Laos‘ Norden, bogen ab Richtung Thailand und durchquerten anschließend Malaysia komplett.

Im kommunistischen Laos tauschten wir für vier Tage unsere Räder gegen Mopeds und knatterten über das Bolaven Plateau. Dabei entdeckten wir unzählige Wasserfälle und lernten einiges über Kaffeeanbau.

Beim Insel-Hopping in Thailand (Ko Tao und Ko Samui) tauchte ich mit kleinen Haien und Riesenschildkröten im strahlend blauen Wasser, während Anke am schneeweißen Traumstrand die Seele unter Kokospalmen baumeln ließ. Und das Beste: die sehr erschwinglichen Thai-Massagen. Als Radreisende ein Traum für unsere geschundenen Muskeln und Gelenke.

Kurz vor Malaysia die 10.000 km-Grenze geknackt

Und kurz vor der Grenze nach Malaysia knackten wir endlich die ursprünglich anvisierten 10.000 km. Wahnsinn! Wir sind tatsächlich innerhalb eines Jahres so viele Kilometer mit dem Fahrrad gefahren!

In Malaysia zogen uns George Town und Kuala Lumpur (KL) in ihren Bann. Obwohl wir oft feststellen, dass Städte eher anstrengend und kostenintensiv sind, genossen wir die beiden malaysischen Metropolen. So findet sich mitten in KL ein Baumwipfelpfad durch den Regenwald mit Blick auf Wolkenkratzer und Georg Town punktet mit kreativer Streetart, hippen Cafés und vielen verschiedenen Kulturen.

Obwohl wir in Asien oft in günstigen Gasthäusern schliefen, fanden wir sowohl in Thailand als auch in Malaysia den ein oder anderen besonderen Campingplatz. Einmal stellten wir unser Zelt sogar mitten auf einem Golfplatz auf, und ein anderes Mal sahen wir kleine Affen in der Ferne zwischen den Bäumen hüpfen.

Dana Müller Wenn sie nur immer so klein und niedlich wären: Schnorcheln mit Baby-Haien bei Ko Tao in Thailand

Übrigens nutzten wir sowohl in KL als auch in Singapur „Warmshowers“, schliefen also einfach bei anderen internationalen Radbegeisterten und trafen sehr sympathische und erfahrene Hosts. Nur dank dieser tollen Online-Community konnten wir uns den Aufenthalt in Singapur überhaupt leisten und hörten obendrein Storys von anderen Radfreaks.

Goodbye Asien: Was bleibt?

Insgesamt hatten wir drei Monate Zeit für Südostasien eingeplant. Letztlich viel zu kurz, um alles mit dem Fahrrad zu erkunden. Wir haben einfach unterschätzt, wie spannend und aufschlussreich all die Länder sind. Anderes Essen, andere Kulturen und so viele Sehenswürdigkeiten. In Laos blieben uns gerade mal zwei Wochen und obwohl wir fünf Wochen in Thailand verbrachten, verzichteten wir auf einige Highlights.

Mein Fazit: Beim nächsten Mal brauchen wir definitiv mehr Zeit für asiatische Länder! Trotz Kommunikationsproblemen und tropischem Klima (ganz schön heiß plus regionale Regenzeiten) gibt es andererseits sehr günstige, leckere Kost, freundliche Menschen und beeindruckende Natur von Regenwald bis Traumstrand.

Und noch eine letzte Erkenntnis: Für unsere insgesamt drei Flüge sprachen wir mit unterschiedlichen Reisebüros. Wir dachten, mit den Fahrrädern seien wir bei den Profis besser aufgehoben als bei einer Online-Buchung. Doch das Ergebnis war nie befriedigend. Mal konnten wir kein Gepäck dazubuchen, ein anderes Mal kamen die Räder und alle Taschen verspätet an, und für unseren Rückflug nach Deutschland (ja, wir kommen definitiv zurück!) mussten wir selbst den günstigsten Flug im Internet finden, bevor er dann über die Agentur gebucht wurde.

Lieber selbst recherchieren als teure Agenturen bezahlen

Für mich steht jetzt fest: lieber lange selbst recherchieren, als extra Geld in einer Agentur lassen und dann doch keinen zusätzlichen Service zu erhalten. Allerdings ist das tricky. Die Gepäckbestimmungen gerade für Räder bei Langstrecken-Flügen sind nicht immer einfach zu finden, manchmal hilft dann doch nur der Anruf bei der Fluggesellschaft, um alle Details zu erfahren.

Trotz einigem Stress mit dem Gepäck sind wir schließlich pünktlich in Australien gelandet. Nun bleiben wir ganze drei Monate in Down Under. Dabei lassen wir die Räder eine Weile stehen, werden hoffentlich wieder auf einer Farm arbeiten und dann ein bisschen an der Küste entlang strampeln. Aber dazu beim nächsten Mal mehr…

Dana berichtet seit Juni 2022 von ihrer Weltreise. Hier könnt ihr Teil 1 (Juni 2022), Teil 2 (September 2022), Teil 3 (Jan. 2023) und ihre Reportage vom World Pride in Sydney (Feb. 2023)  lesen.

Danas und Ankes Reise könnt ihr auch in ihrem Blog Fabulous Female Cyclists und auf Instagram begleiten.

 

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