"Mit leidenschaftlicher Wucht und der Magie des Augenblicks" - Interview mit Kerstin Polte
Kerstin Poltes „Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?“ (Kinostart: 3. Mai) erzählt auch eine lesbische Liebesgeschichte. Wir sprachen mit der Regisseurin über ihren Film, Sexszenen in kaltem Sand und ihr neues Kinoprojekt mit lesbischen Hauptfiguren.
Von Uta Zorn
1.5.2018 - In ihrem Film Wer hat eigentlich die Liebe erfunden? (ab 3. Mai im Kino) erzählt Kerstin Polte mit leisem Humor und viel Gefühl von Charlotte (Corinna Harfouch), die ihren Gatten Paul (Karl Kranzkowski) auf einem Rastplatz stehen lässt und sich mit ihrer Enkelin Jo auf den Weg ans Meer macht. Ihnen auf den Fersen: Paul und Jos Mutter Alex (Meret Becker), aufgegabelt von der Truckerin Marion (Sabine Timoteo), die sich auch gleich um Alex‘ Liebesleben kümmert...
Kerstin Polte hat uns schon mit ihren Dokumentationen Kein Zickenfox über das Frauenblasorchester (wir berichteten) und Von Seepferdchen und Schränke über die queere Rapperin Sookee(die Kurzfassung steht in der Arte-Mediathek) begeistert. Für ihren ersten Spielfilm, für den sie auch das Drehbuch schrieb, gewann die Berliner Filmemacherin im April den Preis des Verbandes der deutschen Filmkritik.
L-MAG: Kerstin, kannst du uns in einem Satz sagen, worum es in Wer hat eigentlich die Liebe erfunden? geht, und in einem weiteren, warum wir ihn uns anschauen sollten?
Kerstin Polte: In meinem Film geht es um die Frage, warum Katzen nicht fliegen können, was ein Wolkenunfall ist und wie man laut träumt - vor allem macht er Mut, die Chancen in jedem Moment zu ergreifen, schließlich wird unser Leben nicht in Sekunden, sondern in Atemzügen gemessen. Mein Film erzählt mit viel Humor, Hoffnung und Poesie davon, dass es sich immer lohnt, mit seinem Schicksal um die Wette zu rennen, vom Suchen und Finden im großen Raum zwischen Liebe und Tod, den wir unser Leben nennen - und das betrifft uns schließlich alle. Zudem macht es Spaß meinem großartigen, merkwürdigen, sehnsüchtigen und sturen Schauspielerinnen-Ensemble beim Aufbrechen, Streiten und Lieben zuzusehen.
Warum steht die lesbische Liebesgeschichte nicht stärker im Vordergrund?
Ich wollte diese schöne Liebesgeschichte zwischen Alex und Marion nicht problematisieren, sondern ganz selbstverständlich in ihrer leidenschaftlichen Wucht und der Magie des Augenblicks erzählen, eben als eine Variation des Themas: Nutze die Chancen des Moments. Und die „Mainstream“-Zuschauerin auch überraschen, weil grundsätzlich eher eine heterosexuelle Liebesgeschichte erwartet wird und homosexuelle Liebesgeschichten meist als „Problem“ erzählt werden.
Wurden Meret Becker und Sabine Timoteo in der Liebeszene gedoubelt?
Meret und Sabine haben sich bei 10 Grad natürlich selber und gerne im kalten Sand gewälzt - und sind danach gemeinsam unter die Heizdecke gekrochen. Ein toller Moment in unserer Arbeit und ein großer Vertrauensbeweis…
Du hast doch bestimmt schon nächste Projekte. Wann zeigst du uns mal eine lesbische Hauptrolle?
Mein nächster Kinofilm Blindgänger (Arbeitstitel) bekam gerade Filmförderung. Es soll eine Mischung von Babel und L.A. Crash werden, nur mit mehr Humor. Und hier gibt es tatsächlich einen lesbischen Hauptstrang: ein tolles Odd Couple wird im Vordergrund stehen, auf das ich mich schon sehr freue.
Wir werden gespannt verfolgen, welche Geschichten du uns erzählen wirst und vor allem, mit wem du die lesbische Hauptrolle besetzt! Wir wünschen dir viel Erfolg für deine Premiere und schließen mit der Frage: Wer hat denn nun eigentlich die Liebe erfunden?
Verrate ich nicht! Tipp: Er/ sie hat keinen Bauchnabel. Für alles weitere muss man sich den Film ab dem 3. Mai im Kino ansehen.
Ab 3. Mai im Kino: Wer hat eigentlich die Liebe erfunden? D 2018, Regie/ Buch: Kerstin Polte, mit Corinna Harfouch, Meret Becker, Sabine Timoteo, Annalee Ranft, Karl Kranzkowski, Bruno Cathomas, 92 min.
Premieren mit Cast und Crew: 2. Mai in der Lichtburg in Essen, 3. Mai im Passage Kino in Hamburg und 4. Mai im Toni & Tonino in Berlin
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