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Das merkwürdige Paarungsverhalten lesbischer Großstädterinnen

Zwischen Bondage, Speed-Dating und Meditation: In der Webserie „Mixed Messages“ sucht die Neu-Berlinerin Ren in der queeren Szene der Hauptstadt nach der großen Liebe. Jetzt auf DVD und als Video-on-Demand.

Pro-Fun Media Ren (Alana Lake, Mitte) - ist das nur Party-Smalltalk oder schon ein Date?

Von Isabel Lerch

26.10.2017 - Lesbisches Dating ist kompliziert, besonders in einer liberalen Großstadt - in zehn kurzen Episoden erzählt Mixed Messages die Geschichte der 36-jährigen Ren (Alana Lake), die sich ihren Weg durch die alternative queere Szene Berlins bahnt. Ein schwieriges Unterfangen für die Neu-Berlinerin aus London: Zwischen Bondage, Speed-Dating und gemeinsamer Meditation begegnet Ren zwar ständig Frauen und versucht dabei, eine besondere Nähe aufzubauen. Doch statt die große Liebe zu finden, stolpert sie von einer verwirrenden Erfahrung in die nächste und merkt bald, dass queeres Dating in Berlin schrecklich kompliziert ist.

„Die Serie beschäftigt sich mit dieser wiederholten Erfahrung von Ambivalenz und Unklarheit, die noch viel verwirrender ist als direkte Ablehnung. Hauptsächlich geht es darum, dass die Worte und Taten von Rens Dates nicht zusammenpassen“, erklärt Regisseurin Kanchi Wichmann im Gespräch mit L-MAG.

Ein authentisches Porträt der queeren Szene in Berlin

Der britischen Filmemacherin gelingt mit Mixed Messages ein authentisches Porträt der queeren Szene in Berlin. Das liegt zum einen daran, dass die Drehorte beliebte und gut frequentierte Treffpunkte in der Stadt sind und die Musik des Soundtracks direkt aus der Berliner LGBTQ-Community kommt. Aber auch Wichmanns Stil spielt eine maßgebliche Rolle: „Als Drehbuch-Autorin achte ich auf emotionale Authentizität, die Dynamik zwischen den Charakteren und darauf, dass die Lebenswelt der Figur glaubwürdig ist."

Den Trailer gibt's leider nur im englischen Original:

Vielfältigere lesbische Lebensrealität als in "The L Word"

Der Regisseurin ist es wichtig, komplexe und glaubwürdige Frauenfiguren und queere Menschen auf die Leinwand bringen. Auch, weil andere lesbische oder queere Produktionen, wie beispielsweise die beliebte US-Serie The L-Word, eine geschönte und normativ glatt gebügelte Realität zeigen. „Die Serie war auf jeden Fall sehr wichtig zu der Zeit, in der sie herauskam“, sagt sie. „Weil es dann zum ersten Mal eine Serie gab, in der alle Hauptfiguren selbstverständlich lesbisch waren und als attraktiv und erfolgreich gezeigt. Endlich gab in der Mainstreamkultur ein Vorbild, nach dem wir streben konnten.“ Doch gleichzeitig gab es für sie nur wenige Anknüpfungspunkte, weil die Serie nicht ihre persönliche Erfahrung widerspiegelt. „Ich war enttäuscht, dass sie mit dem Casting nicht mehr Risiko eingegangen sind und keine Vielfalt lesbischer Lebensrealität gezeigt haben, sondern sich an einem heteronormativen Schönheits- und Lebensideal orientiert haben.“

Wer diese Kritik teilt, dürfte sich über Mixed Messages freuen: Kanchi Wichmann zeichnet ein unterhaltsames und nicht-heteronormativ verzerrtes Bild der Datingkultur innerhalb der queeren Szene Berlins. Das macht die nächste Suche nach Flirts und aufregenden Begegnungen sicherlich nicht leichter, aber um einiges lustiger.

Mixed Messages (Deutschland, 2017), Buch/ Regie: Kanchi Wichmann, mit: Alana Lake, Cleo Jacobe, Liz Rosenfeld, Elly Clarke, Anja Kümmel u.a., 74 min., Englisch mit dt. Untertiteln, ab 27. Okt. auf DVD (Pro-Fun Media) und als Video on Demand bei Vimeo (streamen oder kaufen)

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