Mösen im Museum
„Ich liebe 'vag' einfach!“, sagt die bisexuelle Direktorin über das erste Vagina Museum der Welt, das in London neu eröffnete. Mit unverklemmtem, feministischem Blick will sie Mythen widerlegen, Scham abbauen und Heteronormen hinterfragen.
Von Manuela Kay
27.11.2019 - Die Mission ist klar und deutlich formuliert: Das Wissen um gynäkologische Anatomie und Gesundheit erweitern, Scham und Stigma abbauen, ein Forum für feministische und LGBT-Inhalte bieten und ausdrücklich die Transcommunity und Aspekte von Intersexualität einschließen und Normen hinterfragen.
Dies könnte locker ein Statement eines politischen CSDs sein, ist aber das Leitbild des neuen Vagina Museums im Londoner Stadtteil Camden. Am 16. November eröffnete hier nach zwei Jahren Wanderausstellung ein einzigartiges Museum über die Anatomie, Gesundheit und den schamfreien Umgang mit Vagina, Möse, Vulva, Klitoris & Co.
„Ich liebe ,vag 'einfach. Ich bin eine bisexuelle Frau“, erklärte Museumsdirektorin Florence Schechter in einem Interview mit der Zeitung The Guardian über ihre Motive. Sie und ihre Kolleginnen, Kuratorin Sarah Creed und Marketing-Expertin Zoe Williams, organisierten zunächst eine erfolgreiche Wanderausstellung. Durch Crowdfunding bekamen sie über 50.000 Euro zusammen, so dass sie jetzt einen festen Standort in London eröffnen konnten.
Eine gehäkelte Klitoris als Weihnachtsgeschenk
Im Vagina Museum gibt es wechselnde Ausstellungen, die erste hat den schmissigen und schier unübersetzbaren Titel „Muff Buster. Vagina Myths and How to Fight Them“ Also in etwa: „Mösen-Kracher. Mythen um die Vagina und wie man sie bekämpft“ Zu sehen sind überdimensionierte Tampons, Abbildungen von Geschlechtsorganen, Schautafeln zu historischen und gesundheitspolitischen Themen – und das alles aus einer unverklemmten und zudem wohltuend feministischen Perspektive.
Auch für Events versteht sich das Vagina Museum als Treffpunkt: Nach der großen Eröffnungsparty am Freitag, den 29. November, gibt es vorweihnachtliche Bastelworkshops unter dem Titel „Merry Clitmas“, Vorträge, Lesungen, Bingo und ein Pub(e)-Quiz (Anm.: Pube = Schamhaar). Außerdem sind im Museumshop hübsche Geschenke wie gehäkelte Klitorisse und Taschen, auf den in großen Lettern „Vagina Museum“ steht, erhältlich!
Eine wahrlich tolle Neuerung in der Museumswelt, die hoffentlich zum schamfreien und selbstbestimmten Umgang mit dem eigenen Körper beiträgt.
Mehr Infos auf der Webseite des Vagina Mueums.
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