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Myanmar: Mit Regenbogenfahnen gegen Militärputsch

An den massenhaften Protesten gegen den Militärputsch im südostasiatischen Myanmar beteiligt sich auch die LGBT-Community, und die Regenbogenfahnen sind zum Symbol der Wut des gesamten Volkes geworden.

Von Michael Lenz

14.2.2021 - Seit einer Woche protestieren jeden Tag Hunderttausende Menschen in ganz Myanmar mit Streiks, zivilem Ungehorsam und fantasievollen Aktionen gegen die Militärjunta. Zwischen den roten Fahnen der Nationalen Liga für Demokratie von Staatsrätin Aung San Suu Kyi, den Flaggen der vielen ethnischen Minderheiten im Vielvölkerstaat Myanmar wehen auch immer wieder stolz und weithin sichtbar Regenbogenfahnen der Gay Community.

„Queers for Democracy“, „Power to the people” oder „Gays for Democracy” fordern sie auf Transparenten. “Wir sind massenhaft gekommen, um das Volk und das Militär wissen zu lassen, dass auch die LGBT-Leute gegen die Militärdiktatur sind“, sagte Angel, 26, gegenüber dem myanmarischen Nachrichtenportal Frontier Myanmar und fügte hinzu: „Wir sind auch Bürger und haben 2020 gewählt, das ist unser Recht. Jetzt ist da der Militärputsch und sind auf die Straße gegangen.“

Der Putsch hat das Volk vereint

Es mag zunächst nicht verwunderlich sein, dass sich auch die LGBT-Community der #Civil Disobedience Movement (CDM) angeschlossen hat. Aber in diesem Fall sind die Regebohnenfahnen ein Symbol für die Wut des gesamten Volkes über den Militärputsch. Mitarbeiter von Behörden, Ministerien und der größten staatlichen Bank haben sich der CDM ebenso angeschlossen wie Buddhisten, Hindus, Moslems und Christen, Studenten und Rentner, Reiche und Arme, Arbeiter und Angestellte, Ärzte und Krankenpfleger, Alte und Junge.

„Was weder früheren Militärregierungen noch die demokratische Regierung von Aung San Suu Kyi erreicht haben, hat der Putsch geschafft: das Volk vereint“, freut sich Khin Zaw Win gegenüber L-MAG. Weiter sagt der 70-jährige ehemalige politische Gefangener und heute einer der führenden politischen Analysten in Myanmar: „Wir Alten verlassen uns in dieser Situation auf die Jungen.“

Die Jungen prägen mit kreativen Aktionen den Protest

Es ist vor allem die medien- und internetaffine junge Generation, darunter fünf Millionen Erstwähler, die mit farbenfrohen, kreativen und lustigen Aktionen das mediale Bild der friedlichen Proteste prägen.

Zum Beispiel sind seit Tagen immer wieder jene rund einhundert Studentinnen begehrte Motive für Kameras und Handyvideos, die in üppigen Ballkleidern als „Disney-Prinzessinnen“ auf die Straßen Ranguns gehen. „Wir wollen zeigen, dass auch junge Frauen gegen den Militärputsch sind. Wir dachten, diese Kostüme sind am besten geeignet, um darauf aufmerksam zu machen“, sagte eine der Frauen gegenüber FM.

Ein Hingucker sind auch die jungen Männer und Frauen, die es sich in Plastikplantschbecken auf dem Rasen am Ufer des Inya Sees in Rangun gut gehen lassen. „Unser Protest wird eine lange Reise sein. Deshalb müssen wir einen entspannten Weg finden, sie auszuhalten. Bis das Militär die Macht an die Regierung, die wir gewählt haben, zurückgibt, werden wird jeden Tag auf der Straße sein“, sagte der 21-jährige Frau gegenüber Medien in Myanmar.

Unbewiesene Vorwürfe der Wahlfälschung

Am 1. Februar hatte die Armee wenige Stunden vor der konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments die Macht an sich gerissen und einen zwölfmonatigen Notstand ausgerufen. Das Militär begründete den Staatsstreich mit unbewiesenen Vorwürfen der Manipulation der Parlamentswahl vom 8. November 2020.

Der von der Junta zum Übergangspräsidenten ernannte Myint Swe ist ein Hardliner, der 2007 als Militärkommandant von Rangun für die blutige Niederschlagung des „Safran-Revolution“ genannten Aufstands der buddhistischen Mönche gegen das damalige Militärregime verantwortlich war.

 

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