Neue Bildungsministerin glaubt, dass Regenbogenfamilien schlecht für Kinder sind
Die neue Forschungs- und Bildungsministerin der Großen Koalition, Anja Karliczek (CDU), ist wegen ihrer ablehnenden Haltung zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und Regenbogenfamilien in die Kritik geraten.
Von Claudia Lindner
12.3.18 - Die desginierte Forschungs- und Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) ignoriert den aktuellen Forschungsstand und behauptete bereits im letzten Sommer, es gäbe „keine Langzeitstudien zu den Auswirkungen auf Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften“. Stattdessen berief sie sich auf ihr Wissen als „Mutter dreier Kinder“ und meinte, es sei für die Entwicklung von Kindern wichtig, „das emotionale Spannungsfeld zwischen Vater und Mutter zu erleben“. Mit diesen Worten begründete die konservative Politikerin aus Steinfurt damals ihre Ablehnung der Gleichbehandlung von Lesben und Schwulen im Eherecht.
Die NRW-Landtagsabgeordnete und Sprecherin von SPDQueer Ina Spanier-Oppermann hat diese Haltung jetzt scharf kritisiert und meint, Karliczek ignoriere eine Vielzahl eindeutiger anderslautender Studien zum Thema. Die SPD-Politikerin vermutet, Karliczek wolle damit eine erzkonservative Wählerschaft ansprechen oder gar zur Verhinderung einer weiteren Gleichstellungspolitik das Merkelsche „Bauchgefühl“ wiederbeleben.
Die Landtagsabgeordnete versicherte gleichzeitig, dass die Haltung der CDU-Politikerin nicht die Politik der kommenden Legislaturperiode bestimmen werde. Schließlich seien für die Entwicklung und das Wohlergehen von Kindern deren Beziehung zu den Eltern und nicht deren Geschlecht entscheidend.
Nachhilfe zum Thema Regenbogenfamilien gab es für die zukünftige Bildungsministerin auch von Jens Brandenburg, LSBTI-Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag. Auf Twitter schrieb er, Kinder in Regenbogenfamilien litten nicht unter ihren Eltern, sondern unter den Vorurteilen anderer. Und „Spannungsfelder gibt‘s auch bei gleichgeschlechtlichen Paaren“, so der FDP-Abgeordnete in seinem Tweet.
Der Tagesschau-Faktenfinder bewertet Karliczeks Meinung ebenfalls als unzutreffend und kommt zu dem Schluss, dass laut internationalem Forschungsstand nicht die Familienform entscheidend sei, sondern die Art des familiären Zusammenlebens. Kinder in Regenbogenfamilien gehe es nach der überwiegenden Mehrheit der Studien keinesfalls schlechter.
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