L-Mag

Von Hannah Geiger

21.10.2017 - Eine glitzernde, zartlila Auster – so sieht der „PorYes Award“ aus, der alle zwei Jahre in Berlin verliehen wird. Ausgezeichnet werden dabei Künstlerinnen, die fortschrittlichen Porno machen, in denen Frauen nicht nur als passive Objekte benutzt werden, sondern die weibliche Lust im Fokus steht. Beim feministischen Porno sollen alle Beteiligten Spaß am Sex haben. Lesbische Pornoproduzentinnen und -darstellerinnen spielten dabei schon immer eine große Rolle. „Lesben waren immer die Vorreiterinnen in der sexpositiven Pornogeschichte und sind es auch heute noch. Die ersten, die da etwas bewegt haben, waren avantgardistische Powerlesben“, meint die Initiatorin des Awards Dr. Laura Méritt im Telefongespräch mit L-MAG. Die Geschichte der sexpositiven Bewegung reicht bis in die 60er Jahre zurück und wollte schon immer ein Gegenbeispiel für sexistischen Mainstream-Porno darstellen, sagt die berlinweit bekannte Sexologin.

Sexuelles Empowerment für Lesben

Für den Preis nominiert ist dieses Jahr unter anderem die lesbische Porno-Pionierin und Aufklärerin Dorrie Lane aus den USA. „Sie hat schon sehr früh sexuelles Empowerment für Lesben gemacht. Die Frauen, die in ihren Filmen vorkommen, sind so vielfältig, wie man es sich heute noch nur wünschen kann“, erklärt Méritt. Seit den 1990ern ist Lane vor allem durch ihre selbstgenähten „Vulvakissen“ aus Satin und Seide bekannt, die einem übergroßen weiblichen Geschlechtsorgan gleichen. Sie werden weltweit für sexuelle Aufklärung verwendet und sollen Frauen einen positiven Bezug zu ihrem Körper – und maßgeblich ihrer Vulva – verleihen.

Weiteres Highlight der PorYes-Verleihung heute Abend ist die Auszeichnung der in Berlin lebenden DJ und Produzentin Sky Deep für ihren ersten Film Enactone. Darin werden Bondage-Elemente und gelöster Sex in einer mysteriösen Vampir-Atmosphäre gezeigt. Neben der Preisverleihung gibt es auch inhaltliche Veranstaltungen rund um das Thema „sexpositiver Porno“. Am Sonntag geht es auf einer Podiumsdiskussion um den „Bildungsauftrag feministischer Pornografie“, am Montag um „Konsens und Vielfalt – Faire Pornografie“.

Viel Sex und wilde Orgien beim Pornfilmfestival

Pornös geht es in Berlin in der nächsten Woche mit dem Pornfilmfestival (dessen Medienpartner L-MAG ist) weiter. Ab Dienstag werden dort knapp 150 internationale Filme gezeigt, die sich auf vielfältige Art und Weise mit Sexualität auseinandersetzen.

Neben Hetero- und Schwulensex, hat das Festival auch einige lesbische Filme zu bieten. Im französischen Eröffnungsfilm Les prédatrices lässt Regisseurin Ovidie die Darstellerinnen zu Raubtieren werden. Die Folge: Viel Sex und wilde Orgien. Sehenswert ist auch der neue Film der Pariser Fotografin und Filmemacherin Emilie Jouvet, die durch ihren Film Too Much Pussy! Feminist Sluts, A Queer X Show bekannt wurde. In My Body, My Rules, ein eher ruhiger und dennoch politischer Film, geht es um diverse (lesbische) Körper und eine angemessene Portion Sex. Im  Lesbenkurzfilmprogramm Lesbian porn shorts gibt es kreative Kurzfilme aus China, Großbritannien und der Ukraine zu sehen.

PorYes – Feminist Porn Award Europe, noch bis zum 23. Okt. in Berlin, Preisverleihung am 21. Okt. im Hebbel am Ufer, alle Infos stehen hier

Pornfilmfestival Berlin, 24.-29. Okt., alle Infos stehen hier