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„Raub ihren Atem“ - Lesbischer High Noon in Heilbronn

Eine Polizistin und eine Diebin jagen in einem Heilbronner Hotel einem brisanten Datenstick hinterher und verlieben sich dabei. „Raub ihren Atem“, ein trashiger Mix aus Neo Noir, Actionkomödie und lesbischem Erotik-Thriller, startet am 26. Dez. im Kino.

Camino Film So viel Zeit muss sein: Maxine (Christina Lopes, l.) und Laura (Luisa Binger)

Von Karin Schupp

25.12.2024 - Der Trailer macht sofort neugierig: Ein deutscher Thriller mit zwei weiblichen Hauptfiguren, die miteinander im Bett landen – das ist nach wie vor selten im hiesigen Kino. Anders als im englischsprachigen Raum wissen die Drehbuchautor:innen leider immer noch viel zu selten etwas mit queeren Charakteren anzufangen, und wenn es welche gibt, werden sie in den Vorschauen meist verschämt unterschlagen.

Dass sich in Raub ihren Atem etwas zwischen den beiden Frauen anbahnt, ist allerdings lange nicht klar. Das Regie-Debüt von Andreas Kröneck beginnt mit der klassischen Ausgangslage eines Gangsterfilms: In der Nacht vor Silvester soll im schwäbischen Heilbronn ein Datenstick mit den Klarnamen hunderter V-Leute den Eigentümer wechseln.

In einem Hotel soll der Deal über die Bühne gehen

Ein Tipp führt die Polizistin Maxine (Christina Lopes) und ihren Kollegen Joggl (Harald Hauber) ins erste Hotel am Platz, wo der Deal über die Bühne gehen soll. Dort hat sich auch die Meisterdiebin Laura (Luisa Binger) eingefunden, die es ebenso auf den Datenstick abgesehen hat wie der skrupellose Mörder Laschla (Oliver Möller). In einer kleinen, nicht unwichtigen Nebenrolle im Hintergrund: Katy Karrenbauer (Hinter Gittern – Der Frauenknast).

Das Drehbuch nimmt sich anfangs viel Zeit, sein Personentableau aufzustellen, ohne dass schon viel passiert: Laura ist allein erziehende Mutter und gilt als überehrgeizig, Joggl kriegt das Label „feige und korrupt“ angeklebt – und so gehen sie auch an ihre Ermittlungen ran. Laura stammt aus einer kriminellen Familie und hat einen väterlichen Mentor (Raik Singer) in Italien, der sie vom Laptop aus digital durchs Hotel fernsteuert (und nebenbei seine eigenen Probleme hat). Und Laschla, na ja, der ist sadistisch und mordlustig.

Maxine und Laura schockverlieben sich 

Es dauert fast bis zur Mitte des Films, bis sich Maxine und Laura kennen lernen – und dann geht’s schnell: Die beiden schockverlieben sich, und sowohl Ermittlungen als auch Heist müssen ruhen, denn das gesamte „Kapitel III“ (der Film ist in vier Kapitel plus Epilog aufgeteilt) widmet sich dem Vorspiel, Sex und After Sex in Maxines Suite - vermutlich die längste lesbische Sexszene der deutschen Filmgeschichte.

Das Ganze bremst die Handlung sehr plötzlich aus und bringt sie, ehrlich gesagt, auch nicht wirklich weiter. Aber nach der recht zähen ersten Filmhälfte und trotz des kitschigen, softpornösen Soundtracks wird zumindest das queere Publikum wieder voll da sein!

Natürlich stehen die schwäbelnde Maxine und die - plötzlich - sächselnde Laura immer noch auf gegnerischen Seiten und reiten nicht umgehend miteinander in den Sonnenuntergang. Und dann ist da noch ja Laschla, der ihnen immer näher rückt und für ein sehr brutales Schlussviertel sorgt...

Trashige Mundart-Crime mit lesbischem Happy End

Der ohne Fördergelder gedrehte Indie-Film will viel - Neo Noir-Thriller mit Pulp-Elementen, Erotikfilm und Actionkomödie – und übernimmt sich mit diesem Genremix ein bisschen. Das Tempo ist unausgewogen, an Plotholes und Logikfehlern darf man sich nicht stören und dass bei all der Überzogenheit eine gute Portion Ironie im Spiel ist, muss man einfach mal glauben.

Wer Raub ihren Atem aber ohne strengen Blick als trashige Mundart-Crime mit einer Lovestory zwischen zwei Frauen sieht, kann Spaß haben. Und wird mit einem Happy End belohnt!

Raub ihren Atem (D 2024), Regie/ Buch: Andreas Kröneck, 109 min., Kinostart: 26. Dez. 2024

 

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