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Regenbogenfamilien: „Eine historische Entscheidung für ganz Italien“

Das Standesamt von Turin hat erstmals zwei Mütter als Eltern eines Neugeborenen eingetragen. Ein Weg mit Hindernissen – und Happy End.

La Repubblica/ Screenshot„Was kann ich sagen? Heute ist ein großer Tag. Wir sind so glücklich!“, strahlt die Bioethikerin Micaela Ghisleni (links), daneben ihre Partnerin Chiara Foglietta (zum Video: Klick aufs Bild)

Von Paula Lochte

8.5.18 - Am Ende erhielten sie Unterstützung von ganz oben: Die Bürgermeisterin von Turin, Chiara Appatino, schaltete sich ein. Damit sind Micaela Ghisleni und Chiara Foglietta nun beide offiziell als Mütter ihres Sohnes Niccolò eingetragen.

„Es ist ein wichtiges Kapitel in der Geschichte Italiens!“, freute sich Micaela nach der Anerkennung der Co-Mutterschaft durch das Turiner Standesamt. Auch der Leiter der LGBT-Organisation Torino Pride, Alessandro Battaglia, sprach von einer „historischen Entscheidung“, die Signalwirkung für ganz Italien habe.

Mehrere Bürgerrechtsinitiativen hatten sich für die Regenbogenfamilie eingesetzt, denn zunächst hatte es ausgesehen, als würde die Behörde ganz anders entscheiden: „Die Beamten haben mir nahegelegt, ich solle lügen und behaupten, Niccolò sei durch ‘einvernehmlichen Geschlechtsverkehr’ mit einem Mann, dessen Namen ich nicht preisgeben wolle, gezeugt worden“, erzählte Chiara.

Dabei hatte sie sich in Dänemark künstlich befruchten lassen und wollte in der Geburtsurkunde nicht „Vater unbekannt“, sondern ihre Partnerin als zweite Mutter lesen – letztlich bekam sie Recht.

Bisher wurden nur ausländische Geburtsurkunden anerkannt

Micaela und Chiara sind das erste homosexuelle Elternpaar, das direkt durch ein italienisches Standesamt anerkannt wurde. Denn bisher hatten die Behörden zwar ausländische Geburtsurkunden mit eingetragenen Co-Müttern und Co-Vätern akzeptiert, aber nicht selbst ausgestellt.

So konnten sich etwa 2015 in Rom zwei Mütter für ihr Kind, das eine argentinische Geburtsurkunde hatte, eintragen lassen. Ein lesbisches Paar aus Neapel wiederum hatte den gemeinsamen Sohn in Spanien zur Welt gebracht und ließ die Papiere dann durch die italienischen Behörden anerkennen.

Allerdings bleibt Italien in Sachen LGBT-Rechte Schlusslicht in Westeuropa, denn der Vatikan bremst: Keine „Ehe für alle“, die eingetragene Lebenspartnerschaft gibt es erst seit 2016, und künstliche Befruchtungen sowie Adoptionen bleiben heterosexuellen Paaren vorbehalten.

Mussten sich lesbische Paare ihre Rechte bisher vor Gericht erstreiten, zeigt der Fall von Chiara, Micaela und Niccolò nun jedoch: Es geht auch anders.

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