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Rekord: 326 lesbische und bisexuelle Frauenfiguren in den aktuellen US-Serien

In US-Serien gibt's derzeit 637 LGBTQ-Charaktere, davon ist jede Dritte lesbisch und jede Fünfte eine bisexuelle Frau. Noch ein Rekord: Zehn Prozent der Charaktere sind nichtbinär und/ oder trans. Klassenprimus bleibt Netflix.

Showtime/ Kailey Schwerman Taissa (Tawny Cypress) und Simone (Rukiya Bernard) in „Yellowjackets“ (Showtime, in Deutschland bei Sky Ticket)

Von Karin Schupp

22.2.2022 - 559 aktuelle Serien liefen im letzten Jahr in den USA, und sehr viele Produktionen kommen - nicht zuletzt dank der vielen Streamingdienste - auch zu uns. Aber das Mutterland des Fernsehens ist uns nicht in der schieren Quantität weit voraus: Auch der Anteil an LGBTQ-Charakteren steigt kontinuierlich.

Das Nachzählen übernimmt löblicherweise der LGBTQ-Medienverband GLAAD und veröffentlicht die Ergebnisse seit 1996 in seinem jährlichen „Where Are We on TV“-Bericht.

Und der Anstieg ist beeindruckend: Waren damals nur zwölf Haupt- und Nebenfiguren LGB(T = trans Charaktere gab’s damals nicht), wurden in der Saison 2016/2017 schon 278 gelistet, und vor zwei Jahren lag die Zahl bereits bei 488 (wir berichteten).

Das wurde in der laufenden TV-Saison 2020/ 2021 noch einmal deutlich getoppt: 637 LGBTQ-Charaktere stehen auf der aktuellen Liste: 424 feste Charaktere und 213 wiederkehrende Nebenfiguren!

 

Die wichtigsten Ergebnisse:

Mehr queere Frauen als Männer: Über die Hälfte der LGBTQ-Charaktere sind weiblich (54%; 346), 43% sind männlich (274), knapp 3% nichtbinär (17).

Mehr trans Charaktere als je zuvor: In den aktuellen US-Serien gibt's 42 trans Charaktere (6,6%): 20 trans weibliche, 14 trans männliche und 8 nichtbinäre trans Charaktere. Mit nur einer Ausnahme werden alle Figuren von trans Schauspieler:innen verkörpert.

• Schwule sind am stärksten vertreten: 236 Serien-Charaktere sind schwul (37%), lesbisch sind 202 Charaktere, also knapp ein Drittel.

The CW/ Screenshot Ava (Jess Macallan) und Sara (Caity Lotz) sind nicht die einzigen queeren Charaktere in der The CW-Serie „Legends of Tomorrow“ (bei uns: Amazon Prime, iTunes u.a.)

• Frauen sind deutlich häufiger bisexuell als Männer: 19,5% sind bisexuelle Frauen (124), 8% bisexuelle Männer (50) und 1,4% nichtbinäre Bisexuelle (9).

• Die fünf großen Broadcast-Sender ABC, NBC, CBS, FOX, The CW (also die Sender, die fast jeder US-Haushalt empfängt) zeigen 141 feste und wiederkehrende LGBTQ-Charaktere, davon sind 40% lesbisch (56) – so viel wie noch nie.

• The CW hat mit 17% den höchsten LGBTQ-Anteil (z.B. Batwoman, Charmed, Riverdale), Schlusslicht ist wie in den Vorjahren CBS (S.W.A.T., FBI-Most Wanted) mit nur 6,6%.

• In den Serien des Cable-TV (vergleichbar mit unseren Digital- und Pay TV-Angeboten) gibt es weitere 138 LGBTQ-Charaktere; davon ist etwa ein Drittel lesbisch (48).

Primus ist hier der Bezahlsender Showtime mit 35 queeren Figuren - allerdings hat er fast die Hälfte davon seiner Serie The L Word: Generation zu verdanken.

• Die acht Streamingdienste mit eigenproduzierten Serien sind in Sachen LGBTQ-Repräsentation am vorbildlichsten: Amazon, Apple TV+, Disney+, HBO Max, Hulu, Netflix, Paramount+ und Peacock steuern 358 LGBTQ-Charaktere bei. Lesben sind hier mit einem Anteil von 27% (98) vergleichsweise geringer vertreten.

• Netflix hat 155 queere Charaktere (z.B. Ratched, Sex Education, Atypical) und führt damit mit Abstand vor allen anderen Streamingdiensten und Sendern.

Netflix Mindestens sieben LGBTQ-Charaktere gibt's in Staffel 3 von „Sex Education“ (Netflix)

Nicht nur eine queere Figur in einem Hetero-Cast alleine lassen!

Im Vergleich zu früheren Jahren gab es für GLAAD recht wenig zu kritisieren, aber der Report merkt an, dass es wünschenswert wäre, wenn eine Serie nicht seine einzige queere Figur in einem ansonsten heterosexuellen Cast alleine lässt, wie es etwa die neue Sitcom How I Met Your Father (noch nicht bei uns) mit fünf heterosexuellen und einer lesbischen Hauptfigur zu werden droht. Positive Vorbilder mit mehreren queeren Charakteren sind hingegen die Serien Legends of Tomorrow, Grey’s Anatomy und Batwoman.

Und während die GLAAD-Forderung, die Hälfte der queeren Charaktere mit People of Color zu besetzen, in dieser Saison erfüllt wird, lässt die Vielfalt anderswo noch zu wünschen übrig: Queere Menschen mit Behinderungen und HIV-positive Charaktere sind auch in US-Serien unterrepräsentiert.

Der komplette GLAAD-Bericht „Where We Are on TV (2021-2022) steht hier als PDF (in englischer Sprache).

 

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